Pharmacon Meran 2013

Risikofaktoren und Behandlungsziele

Chronisch obstruktive Atemwegserkrankungen (COPD) sind in mehrerer Hinsicht bedrohlich: Durch den Leidensdruck, den der Betroffene erfährt, durch die weltweit steigende Inzidenz der Erkrankung und durch die Tatsache, dass eine COPD wiederum ein Risikofaktor für weitere Erkrankungen ist. Wie die COPD entsteht, verhindert und behandelt werden kann, erläuterte Prof. Dr. Michael Pfeifer, Donaustauf.
Foto: DAZ/pj Prof. Dr. Michael Pfeifer

Die weltweit steigende Inzidenz einer COPD hat mehrere Ursachen. Neben Risikofaktoren wie Zigarettenkonsum, Atemwegserkrankungen, genetischen Dispositionen und (in geringem Umfang) Luftverschmutzungen trägt die demografische Entwicklung zum vermehrten Auftreten einer COPD bei, denn sie ist insbesondere eine Krankheit des mittleren und höheren Alters.

Die deutlichen Erfolge in der Behandlung der COPD haben dazu geführt, dass immer mehr Patienten länger mit ihrer Erkrankung leben und dass somit auch die schweren Stadien dieser Erkrankung häufiger auftreten.

Eine COPD ist auch zudem ein Risikofaktor für andere Erkrankungen. So hat etwa ein Patient, der sowohl an einer koronaren Herzerkrankung als auch an einer COPD leidet, ein doppelt so hohes Risiko, an seiner Herzerkrankung zu versterben wie ein Patient ohne COPD.


"Die Lunge eines COPD-Patienten ist 20 Jahre älter als der Patient."


Prof. Dr. Michael Pfeifer

Auswirkungen der COPD auf Körper und Seele

Eine COPD schädigt nicht nur den Bronchialtrakt, sondern hat auch weitreichende systemische Auswirkungen. Dazu zählen Gewichtsverlust und Kachexie, Muskelschwäche (vor allem eine Atrophie am Oberschenkel), Osteoporose (bedingt durch Immobilität und langfristige Anwendung von Corticoiden), metabolische und kardiovaskuläre Erkrankungen und psychische Störungen (Depressionen und Angst).


Prävention und Therapie der COPD

Prävention
Raucherentwöhnung, Schutzimpfungen, Arbeitsplatzhygiene
medikamentöse
Behandlung
Anticholinergika, β2 -Sympathomimetika,
inhalative Corticoide, PDE4-Hemmer,
Theophyllin (evtl.), Antibiotika (bei Exazerbationen und bakteriellem Infekt), orale Steroide (kurzfristig bei Exazerbationen)
nicht-medikamentöse Behandlung
körperliches Training, Patientenschulung,
Physiotherapie
apparative oder
operative Therapie
Langzeit-Sauerstofftherapie, nicht-invasive
Beatmung, chirurgische Eingriffe zur interventionellen Volumenreduktion

Beschleunigter Alterungsprozess der Lunge

Die COPD ist eine progrediente Erkrankung mit den Leitsymptomen Atemnot (vor allem unter Belastung und morgens), Husten und Auswurf. Eine pathologische Entzündungsreaktion der Atemwege und der Lunge auf schädliche Partikel oder Gase führt zu einer irreversiblen Limitation des Atemflusses. Durch die Destruktion des Lungengewebes steht nur noch wenig Fläche zum Sauerstoffaustausch zur Verfügung. Beim Lungenemphysem, das sich im Lauf der Erkrankung entwickeln kann, sind Gasaustauschfläche und Elastizität dramatisch verringert. Rezidivierende Exazerbationen beschleunigen den Krankheitsverlauf.

Die Therapieziele sind eine Verringerung der Exazerbationshäufigkeit, die Linderung der Symptome, eine Verbesserung der Leistungstoleranz und der Lebensqualität sowie eine Senkung der Mortalität. Um diese Ziele zu erreichen, werden präventive, pharmakotherapeutische und physiotherapeutische Maßnahmen ergriffen.


In der Diskussion: Inhalative Corticoide bei COPD


Der Einsatz inhalativer Corticoide bei einer COPD wird kontrovers diskutiert. Sie sollten nur in fortgeschrittenen Krankheitsstadien und bei gehäuftem Auftreten von Exazerbationen eingesetzt werden. Dies hat folgenden Hintergrund: In der akuten Exazerbationsphase treten auch eosinophile Leukozyten auf, die auf eine Therapie mit inhalativen Corticoiden ansprechen. In der chronischen Phase dominieren hingegen neutrophile Leukozyten, die nicht auf inhalative Steroide ansprechen.


pj

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