Foto: DOC RABE Media – Fotolia.com

Steuerberater

„Kann das mein Steuerberater?“

Kriterien für die Wahl eines Steuerberaters

Der Steuerberater – Gesprächspartner auf Augenhöhe, strategischer Coach, geschätzter Wegbegleiter... So oder so ähnlich könnte die Wortwahl in der heutigen Zeit aussehen, wenn erfolgreiche Unternehmer von ihrem Steuerberater sprechen. Doch wie findet man den richtigen, „seinen“ Steuerberater? Was sollte der Steuerberater können, was kann man von ihm erwarten? Und: warum „die Chemie stimmen“ muss. | Von Peggy Berthold

Erfahrungsgemäß geht die Entscheidung, beruflich selbstständig tätig zu werden, ein Unternehmen zu gründen oder einen bestehenden Betrieb zu übernehmen, mit der Erkenntnis einher, dass man sich der Unterstützung eines Steuerberaters bedienen muss, wenn man sich allein die damit verbundenen gesetzlichen Steuerdeklarationspflichten vor Augen führt.

Das deutsche Steuerrecht gilt, verglichen mit dem anderer Staaten, als eines der kompliziertesten. Oft ist es in seiner Fülle und Vielfalt besonders für Laien nicht zu überblicken. Der Weg zum Steuerberater schafft Klarheit und ist dem Wunsch eines jeden Unternehmers zuträglich, den Fiskus am erwirtschafteten Unternehmenserfolg lediglich in dem Maße teilhaben zu lassen, wie es nach Inanspruchnahme aller Steuersparmöglichkeiten notwendig ist.

In der Regel warten Steuerberater mit einem sehr umfangreichen und breit gefächerten Leistungsspektrum auf. Nicht alle Leistungen sind auch für jeden Unternehmer gleichermaßen notwendig und nützlich. Deshalb sollten Unternehmer zunächst einmal ihren ganz persönlichen individuellen Bedarf an Beratungsleistungen feststellen.

Was erwarte ich von meinem Steuerberater?

So unterschiedlich, wie die Menschen sind, so unterschiedlich sind die Vorstellungen und Erwartungen an ihren Steuerberater – wenngleich ein Wunsch alle vereint: die Abgabenlast senken, Steuern sparen. Während eine Vielzahl von Unternehmern den Steuerberater sozusagen mit dem „Pflichtprogramm“ betraut, wie beispielsweise das Bearbeiten der laufenden Finanz- und Lohnbuchhaltung sowie die Erstellung des Jahresabschlusses und der Steuererklärungen, beziehen andere ihren Steuerberater in strategische unternehmerische Überlegungen mit ein und treffen zukunftsweisende Entscheidungen für sich und ihr Unternehmen gemeinsam mit ihm.

Während es Firmeninhaber gibt, die zufrieden sind, weil sie einen guten Steuerberater haben, der das Einhalten gesetzlicher Fristen überwacht, der sie regelmäßig über gesetzliche Neuerungen, Steuertrends und aktuelle Rechtsprechung informiert, der ihnen die Entwicklung des Unternehmens in Zahlen monatlich darstellt und ihnen unliebsamen bürokratischen Aufwand abnimmt, erwarten andere schlicht und ergreifend mehr als das Standardrepertoire.

Kritische Stimmen werden äußern: Mehr Leistung – das kostet mehr Honorar! Selbstverständlich. Aber eine Zusatzleistung mit einem nutzbringenden Mehrwert, größer als die Investition selbst, ist das nicht lohnenswert?

Was also kann man als Apothekerin/Apotheker in der heutigen Zeit von einem Steuerberater erwarten, was über die „Basisversorgung“ in der Steuerberatung hinausgeht? Wie intensiv zusätzliche steuerliche Beratung erforderlich ist, hängt letztlich vom wirtschaftlichen Erfolg Ihres Unternehmens ab. Je höher das erwirtschaftete Einkommen, desto mehr lohnt sich hier das Engagement eines Steuerberaters. Oder lassen Sie es uns anders formulieren: Nur wer wirtschaftlich erfolgreich ist, muss auch über das Thema „Steuern sparen“ nachdenken.

Lassen Sie uns also den wirtschaftlichen Erfolg unter die Lupe nehmen. In Zeiten wie diesen, geprägt von ständig neuen Eingriffen und Reglementierungen seitens der Politik und einem sich stetig wandelnden Markt, sehen Sie sich regelmäßig mit der Aufgabe konfrontiert, Ihre Strategien und die Ausrichtung Ihres Unternehmens auf den Prüfstand zu stellen, zu reflektieren und gegebenenfalls nachzujustieren. Die Frage nach der eigenen Positionierung am Markt gewinnt mehr und mehr an Bedeutung.

Betriebswirtschaftliche Fragen im Fokus

Pharmazeuten sind immer stärker gefordert, sich unter betriebswirtschaftlichen Aspekten mit ihrem Unternehmen zu befassen. Wer seine wirtschaftliche Situation kennt, die Marktentwicklung beobachtet, Trends realistisch einschätzt und Tendenzen rechtzeitig erkennt, kann wirtschaftlich vernünftig seinen Betrieb lenken und auch unter ungünstigeren Rahmenbedingungen – einschneidende Maßnahmen wie das GMG und das AMNOG seien an dieser Stelle nur kurz erwähnt – nachhaltig erfolgreich sein.

Um Trends und Entwicklungen erkennen zu können, erfordert es einerseits weitreichende, vertiefende Branchenkenntnisse und andererseits Einblick in die Entwicklung der Apothekenbetriebe in einer repräsentativen Anzahl. Darauf basierende betriebswirtschaftliche Beratungen rücken immer mehr in den Fokus.Wissen Sie, ob Ihr Betriebsergebnis steigerungsfähig ist? Kennen Sie die Möglichkeiten, Ihren Gewinn zu erhöhen? Entspricht die Entwicklung Ihrer Wareneinsatzquote der im Marktumfeld? Welche Einflussfaktoren gibt es? Wie hoch ist Ihre Personalkostenquote? Passt Ihr Werbekostenbudget zu Ihrer Apotheke? All dies sind Fragen, die Sie als Apothekeninhaberin/Apothekeninhaber in der Regel beschäftigen. Es gibt verschiedene Ansätze, sich mit anderen Betrieben zu vergleichen und seine eigene Situation einzuschätzen. In Fachkreisen, Veröffentlichungen, Statistiken, Erfa-Gruppen und dergleichen lassen sich Anhaltspunkte finden. Spezialisierte erfahrene Berater werden Sie jedoch auf die Besonderheiten solcher Vergleiche hinweisen, denn Apotheke ist nicht gleich Apotheke. Unterschiedliche Versorgungsprofile der Apotheken erfordern unterschiedliche organisatorische Strukturen, verbunden mit unterschiedlichen Kostenstrukturen. Die abzuleitenden wesentlichen Kennziffern unterscheiden sich in der Folge von Apotheke zu Apotheke je nach Versorgungsprofil.

Mehr denn je sind Sie als Kaufmann mit Zahlenbewusstsein und betriebswirtschaftlichem Verständnis gefordert. Können Sie selbst keine Leidenschaft für diese Themenfelder entwickeln, dann kaufen Sie diese Leistung ein und gewinnen Sie mit dem Steuerberater, der apothekenbetriebliche Fragestellungen auf Augenhöhe mit Ihnen besprechen kann, als strategischem Coach. Sie eint ein gemeinsames Ziel: die Steigerung Ihres Apothekengewinns!

Szenario Betriebsprüfung – Vorteile spezialisierter Berater

Bei vielen Unternehmern löst das Eintreffen einer Prüfungsanordnung des Finanzamtes Unbehagen aus. Die Gewissheit, dass ein Steuerberater zur Seite steht und den Prüfungsprozess begleitet, mildert möglicherweise die Anspannung ein wenig. Erfahrungsgemäß ist es von großer Bedeutung, dass der Steuerberater nicht nur mit umfassenden steuerlichen Kenntnissen aufwarten kann, sondern darüber hinaus die Fähigkeiten eines sicheren Kommunikators und versierten Verhandlers besitzt. Wie wichtig jedoch auch branchenspezifisches Detailwissen ist, hat sich in jüngster Vergangenheit immer wieder gezeigt. Wer bereits einmal im Mittelpunkt einer sogenannten digitalen Betriebsprüfung gestanden hat, wird bestätigen können, dass auch für den begleitenden Berater Kenntnisse über apothekentypische Arbeitsprozesse unverzichtbar sind, um in der Argumentation gegenüber dem Prüfer immer auf Augenhöhe zu sein. Denn die Zeiten, in denen sich Betriebsprüfer zur Vorbereitung lediglich mit Richtsätzen und branchenüblichen Kennziffern im Allgemeinen beschäftigt haben, gehören der Vergangenheit an. Wer als Berater weitreichende Kenntnisse erworben und den Zusammenhang zwischen einzelnen Prozessen und Arbeitsschritten erfasst hat, wird in der Lage sein, Ihre Interessen bestmöglich zu vertreten und Ihnen den größten Nutzen zu bringen.

Umfassende Branchenkenntnisse wichtig

Regelmäßig dürfte es für einen Steuerberater, der in eigener Kanzlei als einziger Berufsträger tätig ist, eine kaum zu bewerkstelligende Aufgabe sein, neben dem umfassenden steuerlichen Fachwissen auf höchstem Niveau auch vertiefende Branchenkenntnisse zu erwerben und ständig aktuell zu halten.
Mittelgroße und große Kanzleien verfügen häufig über mehr Kapazitäten, um sich mit der Komplexität des Steuerrechts und der Informationsflut und darüber hinaus gezielt mit Branchenspezialitäten zeitnah auseinanderzusetzen. Auf verschiedene Spezialisierungen ausgerichtete Abteilungen stellen sicher, dass qualitativ hochwertiges Fachwissen gebündelt wird. Entscheidend für den Mandanten ist, dass genau dieses Know-how bei Bedarf zügig abgerufen werden kann und ohne Zeitverlust ungefiltert bei ihm ankommt und einen möglichen Erfolg auslöst.

Objektiv betrachtet kann aber die Größe der beratenden Kanzlei nicht als ausschließliches Entscheidungskriterium herangezogen werden, wenngleich davon ausgegangen werden kann, dass sich in einem größeren und breiter aufgestellten Unternehmen wesentlich mehr Personen für Ihren Erfolg einsetzen und sich für Ihre Belange stark machen. Vielmehr dürfte es wesentlich darauf ankommen, wie gut Ihr Ansprechpartner mit qualifizierten Fachleuten anderer und angrenzender Bereiche vernetzt ist. Hier sind natürlich das Zusammenwirken von verschiedenen Abteilungen und eine gut funktionierende Kommunikation unerlässlich, um Informationsverlusten vorzubeugen.

Der Aspekt des umfassenden Austausches sollte auch in der Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Berater einen hohen Stellenwert innehaben. Denn für eine Beratungsleistung auf höchstem Niveau – konkret, fundiert und verlässlich – ist die Kenntnis des zugrundeliegenden bzw. zu beurteilenden Sachverhaltes in vollem Umfang absolut notwendig.

Mehrere Leistungen aus einer Hand – sinnvoll?

Steuerberatung, Unternehmensberatung, betriebswirtschaftliche Beratung – all das sind gefragte Dienstleistungen, die Sie jeweils getrennt voneinander beziehen können. Dies allerdings geht oft mit einigen Hindernissen einher. Mehrere beauftragte Berater, sofern sie für verschiedene Unternehmen tätig sind, wissen oft nur bedingt voneinander und können jeder für sich nur einen Teilbereich, den sie mit ihrer Leistung beeinflussen, verändern. Da aber zum Beispiel gerade betriebswirtschaftliche Gestaltungsansätze Auswirkungen im steuerlichen Segment nach sich ziehen, führt mangelnde Kommunikation zwischen allen Beteiligten durchaus zu unerwünschten Reibungsverlusten.

Sofern Sie sich als aktiver Unternehmer entscheiden und Wert darauf legen, einen gezielten Ansprechpartner zu haben, so sollte dieser Berater die Fähigkeit besitzen, alle gewünschten Informationen, Ergebnisse usw. für Sie zusammenzutragen und verständlich aufzubereiten. Er sollte entscheiden können, wann fachübergreifende Spezialisten hinzuzuziehen sind und je nach Notwendigkeit, den direkten Kontakt herstellen. So ersparen Sie sich letztlich kostbare Zeit, mehrere Berater über aktuelle Geschehnisse oder Vorhaben aufklären zu müssen.

Die „Chemie“ muss stimmen

Vereint Ihr Steuerberater und das gesamte Team all die zuvor beschriebenen Fähigkeiten, so bleibt dennoch ein Fakt bisher unberücksichtigt, der überaus gewichtig ist. Der beste Steuerberater kann Sie nicht optimal beraten, wenn er Ihnen unsympathisch ist. Denn in diesem Fall sind offene und konstruktive Gespräche so gut wie ausgeschlossen.

Im Mittelpunkt aller zuvor beschriebenen Bestrebungen, Ihnen belastbare Entscheidungsgrundlagen zu liefern, nützliche Tipps zu geben und strategische Überlegungen mit Ihnen gemeinsam anzustellen, stehen Sie als Akteur. Sie als Mensch mit all Ihren Visionen, Vorstellungen, Zielen und Wünschen. Wenn Sie Ihrem Berater Einblick in diesen sehr sensiblen und höchstpersönlichen Bereich gewähren, sprich, wenn das erforderliche Vertrauen die Basis der geschäftlichen Beziehung bildet, dann lässt sich gemeinsam Großartiges erreichen.

Ein Berater, der Sie in eine erfolgreiche Zukunft begleiten will, wird sich Zeit nehmen und Ihre Beweggründe für bestimmte Ideen und Überlegungen erfahren wollen. Er wird erreichbar sein für Sie, wenn Sie seinen Rat benötigen. Er wird Ihnen zuhören und Aktivitäten hinterfragen. Er wird Ihnen Chancen und Risiken von angestrebten Entscheidungen aufzeigen. Nicht nur zu Beginn einer Zusammenarbeit, sondern dauerhaft. Situationen wandeln sich, Ziele und Wünsche verändern sich. Sprechen Sie über Ihren Lebensplan. Dann kann ein guter Steuerberater auch für Sie ein geschätzter Wegbegleiter sein. 

Autorin

Peggy Berthold, Steuerberaterin, RST Steuerberatungsgesellschaft mbH, Niederlassungsleiterin Standort Zwickau

Das könnte Sie auch interessieren

Wann man seinen Steuerberater wechseln sollte

Das war’s dann …

Was eine moderne Steuerberatung heute leisten sollte

Mehr als Steuerberatung

Existenzgründung unter dem Aspekt unterschiedlicher Apothekentypen

Genau mein Typ!?

Wie Apotheken gleich mehrfach profitieren können

Fiskus sponsert Gesundheit von Mitarbeitern

Freispruch für niederländischen Apotheker: Verschieben von Rezepten zwischen Deutschland und Holland war kein Steuerbetrug

Denn er wusste nicht, was er tat ...

Existenzgründer-Workshop von Apothekerkammer und Apothekerverband Nordrhein

„Ich mach mich selbstständig!“

DAZ-Gespräch zum Thema Insolvenz von Apotheken

Sanieren statt liquidieren

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.