Arzneimittel und Therapie

Magensäureblocker auf Nieren geprüft

Langzeiteinnahme von PPIs erhöht Risiko für chronische Schäden

Ein weiteres Argument, die Langzeittherapie mit Protonenpumpeninhibitoren (PPIs) kritisch zu hinterfragen: PPIs verursachen chronisches Nierenversagen. Akute Nierenschäden müssen dafür kein Indikator sein.

PPIs sind beliebte Arzneimittel zur Senkung der Magensäuresekretion. Trotz ihrer guten Verträglichkeit häufen sich die Meldungen zu kaum oder nicht bekannten Langzeitnebenwirkungen. Dass die Einnahme von PPIs das Risiko von akuten Nierenschädigungen (AKI) erhöht und damit die Ausbildung chronischer Nierenschäden begünstigt, gilt als erwiesen.

H2-Blocker zum Vergleich

Ein Forscherteam um Ziyad Al-Aly ging im Rahmen einer fünf Jahre dauernden Kohortenstudie nun der Frage nach, ob PPIs auch unabhängig von AKI zu chronischen Nierenschäden führen. Eingeschlossen wurden 144.032 überwiegend ältere, männliche US-Veteranen, denen erstmalig Arzneimittel zur Magensäuresenkung verordnet wurden: 125.596 von ihnen erhielten PPIs, 18.436 H2-Blocker. Die Teilnehmer der PPI-Kohorte litten insgesamt häufiger an kardiometabolischen Krankheiten. Unter Therapie mit PPIs ergab sich im Vergleich zur Anwendung von H2-Blockern ein signifikant erhöhtes Risiko für Nierenschäden wie Abfall der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) unter 60 ml/min/1,73 m2 (Hazard Ratio [HR] 1,19), chronische Nierenerkrankung (HR 1,26), Abfall der eGFR über 30% (HR 1,22) und chronisches Nierenversagen im Endstadium oder Abfall der eGFR über 50% (HR 1,30). Der Ausschluss von Teilnehmern, bei denen während der Studie eine AKI auftrat (18% unter PPI und 13% unter H2-Blockern), änderte die Ergebnisse nur unerheblich. Die Forscher resümierten, dass in 53 bis 55% der untersuchten Ereignisse die Einnahme von PPIs, unabhängig von vorangegangenen AKI, für die sukzessive Schädigung der Nieren verantwortlich sein könnte. Das Risiko dafür stieg mit der Dauer der Einnahme.

Zum Weiterlesen

Wenn PPI zu lange eingenommen werden. DAZ 2017, Nr. 7, S. 38

Vorsicht bei diesen Symptomen!

Auch wenn der Einfluss von Störfaktoren nicht auszuschließen ist, entfacht das Ergebnis ein weiteres Mal die Diskussion um die Sicherheit der Langzeitanwendung von PPIs. In der Praxis sollten die Verordnung und Abgabe von PPIs wiederholt kritisch geprüft werden. Zudem sollten Ärzte und Apotheker hellhörig werden, wenn Patienten unter PPI-Behandlung über Beschwerden wie Blutdruckanstieg, Wasser­einlagerungen oder von einem raschen Gewichtsanstieg berichten, da diese auch Symptome einer Nierenschädigung sein können. |

Quelle

Xie Y et al. Long-term kidney outcomes among users of proton pump inhibitors without intervening acute kidney injury. Kidney Int 2017; doi: 10.1016/j.kint.2016.12.021

Apothekerin Janine Naß

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