Arzneimittel und Therapie

Mutter schmerzfrei, Töchter unfruchtbar?

Experimentelle Studien zeigen Verringerung der Oozyten-Zahl durch Ibuprofen und Paracetamol

cst | Gerade machte Ibuprofen noch mit möglichen negativen Folgen für die Fruchtbarkeit des Mannes Schlagzeilen – wir berichteten (DAZ 2018, Nr. 3, S. 26). Nun ist der häufig während der Schwangerschaft eingesetzte Cyclooxygenase-Hemmer auch hinsichtlich der weiblichen Fertilität im Gespräch. Doch auch eine mögliche Alternative steht unter Verdacht: Paracetamol.

Um den Einfluss von Ibuprofen auf die Entwicklung der Ovarien zu untersuchen, wurde Eierstockgewebe von menschlichen Föten aus legalen Schwangerschaftsabbrüchen in der siebten bis zwölften Entwicklungswoche ex-vivo kultiviert. Diese Gewebeproben wurden verschiedenen Ibuprofen-Konzentrationen ausgesetzt und mit unbehandeltem Gewebe verglichen. Unter Ibuprofen war die Entwicklung des Eierstockgewebes beeinträchtigt, und es wurde eine deutliche Verringerung der Anzahl an Keimzellen gefunden. Allerdings ließ sich keine klare Dosis-Wirkungs-Beziehung erkennen. Apoptotische Veränderungen und Effekte auf Keimzellen konnten bereits nach zwei Tagen nachgewiesen werden und normalisierten sich auch fünf Tage nach Beendigung der Ibuprofen-Exposition nicht vollständig. Anhand von Nabelschnurblut war außerdem nachweisbar, dass Ibuprofen die Plazentaschranke bereits im ersten Trimenon überwindet.

Embryotox-Empfehlungen

Ibuprofen gehört in den ersten zwei Dritteln der Schwangerschaft neben Paracetamol zu den Analgetika/Antiphlogistika der Wahl. Im letzten Trimenon (ab Woche 28) ist Ibuprofen zu meiden. Paracetamol kann in jeder Phase der Schwangerschaft eingesetzt werden.

[Quelle: www. embryotox.de]

Die Ergebnisse von Untersuchungen mit Paracetamol an trächtigen Nagetieren weisen in eine ähnliche Richtung. So beeinträchtigte die Paracetamol-Exposition während der pränatalen Entwicklung der Mäuse und Ratten die Zeugungsfähigkeit der nächsten Generation. Es wurde unter anderem eine Verringerung der Primordialfollikel, welche pränatal an­gelegt werden, gefunden. Insgesamt ähnelte der Zustand der Tiere einer prämaturen Ovarialinsuffizienz. Überträgt man die Nagerdaten auf eine menschliche Schwangerschaft, scheint die Ovarienentwicklung während der letzten Wochen des ersten Trimenons besonders vulnerabel.

Die Ergebnisse legen nahe, dass die Fertilität weiblicher Nachkommen beeinträchtigt wird, wenn Ibuprofen und Paracetamol in der Schwangerschaft angewendet werden. Die Übertragbarkeit solcher Ex-vivo- und Tierexperimente auf den Menschen ist allerdings völlig unklar. Um verlässliche Aussagen treffen zu können, wären Studien über einen sehr langen Beobachtungszeitraum erforderlich. |

Quelle

Leverrier-Penna S et al. Ibuprofen is deleterious for the development of first trimester human fetal ovary ex vivo. Hum Reprod 2018; online publiziert am 02. Februar 2018; doi: 10.1093/humrep/dex383

Arendrup FS et al. EDC IMPACT: Is exposure during pregnancy to acetaminophen/paracetamol disrupting female reproductive development? Endocr Connect 2018;7(1):149-158

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