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Arzneimittel und Therapie
Penicillin-Allergie oder nicht?
Das sollte ein Facharzt klären
Jeder Verdacht auf eine BLA-Überempfindlichkeit sollte allergologisch abgeklärt werden – egal, wie alt der Patient ist. Dies wird in der aktuellen S2k-Leitlinie der deutschen allergologischen Fachverbände deutlich hervorgehoben. Nur so kann eine effektive Behandlung mit gezielt wirksamen Antibiotika gewährleistet werden.
Eine Überempfindlichkeit kann sich auf unterschiedliche Art und Weise äußern. Sofortreaktionen machen sich meist innerhalb weniger Minuten nach der Arzneimitteleinnahme bemerkbar – beispielsweise in Form von Urtikaria, Asthma oder Anaphylaxie. Spätreaktionen treten zum Teil erst mehrere Tage oder gar Wochen nach Absetzen des Antibiotikums in Erscheinung – beispielsweise als Exantheme. Ob eine BLA-Überempfindlichkeit wahrscheinlich ist, hängt vom klinischen Bild und dem Zeitpunkt des Auftretens der Reaktion ab. Auch bei geringer Wahrscheinlichkeit kann zum Schutz des Patienten der Verzicht auf verdächtige Arzneimittel notwendig sein. Das trifft insbesondere bei schwerwiegenden klinischen Bildern zu, wie sie beispielsweise bei anaphylaktischen Reaktionen auftreten.
Eine ausreichend gesicherte Aussage über eine eventuell vorhandene Arzneimittelallergie kann in der Regel jedoch nur durch eine multifaktorielle Diagnostik gewährleistet werden (s. Kasten). Ziel ist es, die Auslöser der Reaktion sowie mögliche Pathomechanismen zu identifizieren. Schlüsselstellung für die Notwendigkeit und Planung der Testung nehmen dabei die umfassende Anamnese und der klinische Befund ein.
Multifaktorielle Diagnose
Die Diagnose einer Arzneimittelüberempfindlichkeit erfolgt anhand von vier Bausteinen:
- Sorgfältige Anamnese
- Hauttestungen (z. B. Prick-Test, Intrakutantest)
- In-vitro-Diagnostik
- Arzneimittelprovokationstest
Insbesondere bei schweren, vital bedrohlichen Reaktionen, wenn Haut- und Provokationstests nicht möglich sind, kommt der In-vitro-Diagnostik eine große Bedeutung zu. Je nachdem, ob es sich um eine Sofort- oder Spättypallergie handelt, stehen dafür verschiedene Tests zur Verfügung. Allerdings muss selbst ein Nachweis positiver IgE-Betalaktam-Antikörper nicht unbedingt von klinischer Relevanz sein, da dies erst einmal nur auf eine Sensibilisierung hinweist.
In begründeten Fällen ist daher eine nachfolgende In-vivo-Diagnostik mit Provokationstestung angebracht. Einen hohen Stellenwert haben Hauttests wie Epikutan-, Prick- und Intrakutantest. Diese werden abhängig vom Reaktionstyp bzw. vom vermuteten Pathomechanismus eingesetzt. Wie auch bei der In-vitro-Diagnostik ist der Testzeitpunkt entscheidend, da die Reaktivität mit der Zeit abnimmt. Für die kutane Diagnostik wird ein Zeitrahmen von frühestens einen Monat nach Abheilung und nicht später als ein Jahr nach der Überempfindlichkeitsreaktion empfohlen.
Am Ende der allergologischen Diagnostik steht der Arzneimittelprovokationstest. Hier soll eine ärztlich beaufsichtigte Nachbeobachtungszeit so lange gewährleistet sein, wie mit schweren Reaktionen gerechnet werden muss. Besteht die Möglichkeit systemischer Reaktionen, sollte der Test nur unter stationären Bedingungen mit verfügbarer Notfallversorgung durchgeführt werden. Bei eindeutig positiver Hauttestung sowie eindeutiger Anamnese erfolgt aus Sicherheitsgründen kein Provokationstest.
Bei einem positiven und klinisch relevanten Testbefund müssen diverse Kreuzallergien (abhängig von der chemischen Struktur und allergenen Determinanten) beachtet werden. Die Mehrheit der Allergiker muss jedoch nicht auf die gesamte Gruppe der Betalaktam-Antibiotika verzichten. Bestätigte Allergien, die zu meidenden Medikamente und mögliche Alternativpräparate sollten zeitnah in einem Allergiepass aufgeführt werden. |
Literatur
Wurpts G et al. S2k Leitlinie: Diagnostik bei Verdacht auf eine Betalaktamantibiotika Überempfindlichkeit. Allergo J Int 2019;28:121–51
Leopoldt D. Vermeintliche „Penicillin-Allergie“. DAZ 2018, Nr. 32, S. 22
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