BfArM im Dialog

Abgrenzung von Arzneimitteln ist ein schwieriges „Geschäft“

Bonn - 20.09.2016, 16:00 Uhr

Tor oder kein Tor? Im Gegensatz zu der Frage „Arzneimittel oder kein Arzneimittel“ ist die Abgrenzung beim Fußball leicht. (Foto: Nordreisender / Fotolia)

Tor oder kein Tor? Im Gegensatz zu der Frage „Arzneimittel oder kein Arzneimittel“ ist die Abgrenzung beim Fußball leicht. (Foto: Nordreisender / Fotolia)


Alles steht im selben Regal

Medizinprodukte werden auf europäischer Ebene von einer speziellen Expertengruppe (Medical Devices Expert Group on Borderline and Classification) eingestuft und die Entscheidungen in einem Manual zusammengefasst. Bislang gibt es 19 Einstufungen zur Abgrenzung von Medizinprodukten zu Arzneimitteln. Ein etwaiger Vermerk auf einem Produkt: „Dies ist kein Medizinprodukt“, mit dem Hersteller versuchen, in strittigen Fällen eine Einstufung als Arzneimittel zu umgehen, sind für die tatsächliche Einordnung völlig bedeutungslos, betonte Nicole Rämsch-Günther vom BfArM. 

Als „Anwältin der Verbraucher“ beklagte Angela Clausen von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e.V., dass die Produkte im Grenzbereich in Verbrauchermärkten oft bunt gemischt angeboten werden. Hier fänden sich Arzneimittel, traditonelle Phyto-Präparate, Nahrungsergänzungsmittel und Medizinprodukte häufig in ein und demselben Regal, das manchmal auch noch mit einem Schild „Arzneimittel“ versehen sei. Zum Teil gebe es ganze Regale der Kategorie „Arzneimittel“, die allesamt Nahrungsergänzungen sind. Auch die Apotheke ist für sie diesbezüglich kein „unproblematischer Verkaufsort“, denn hier habe der Kunde eine besonders hohe Erwartungshaltung an die Produkte.

Klare Ausweisung der Produktart 

Als kritisches Beispiel führte die Verbraucherschützerin die beiden flüssigen Präparate Floradix® Eisen plus B12, vegan (Nahrungsergänzungsmittel) und Kräuterblut® Floridix® mit Eisen (Arzneimittel) an, die ihrer Meinung nach eine „identische“ Produktaufmachung besitzen. „Wie soll der Verbraucher das unterscheiden?“ fragte Clausen. Sie fordert eine klare räumliche Trennung von Arzneimitteln und Nahrungsergänzungen im Handel und eine ausreichend große Benennung der Produktkategorie auf der Schauseite der Verpackung. Für Clausen haben Botanicals aus der traditionellen Heilkunde in Nahrungsergänzungen im Übrigen nichts verloren.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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