Ludwig Veltmann, Mittelstandsverbund

„Die soziale Funktion der Apotheken ist nicht hoch genug einzuschätzen“

Berlin - 15.11.2016, 15:50 Uhr

Er befürchtet unvorhersehbare, existenzbedrohende Folgen: Der Hauptgeschäftsführer des Mittelstandsverbunds, Ludwig Veltmann. (Foto: Verband)

Er befürchtet unvorhersehbare, existenzbedrohende Folgen: Der Hauptgeschäftsführer des Mittelstandsverbunds, Ludwig Veltmann. (Foto: Verband)


Nur Vor-Ort-Apotheken leisten Gemeinwohlaufgaben

Ausländische Versandhandelsapotheken beteiligten sich weder an der aktiven Beratung und Betreuung der Patienten noch an der lebenswichtigen Notfallversorgung durch Nacht- und Notdienste vor Ort, betont Veltmann. „Die Gemeinwohlaufgaben leisten nur die inhabergeführten Präsenz-Apotheken in Deutschland“, erklärt er. Über die fundamentale Aufgabe der Arzneimittelversorgung hinaus bieten diese Dienstleistungen vor Ort in der unmittelbaren Umgebung der Patienten. „Sie sind zudem erste Anlaufstellen für alte, kranke und schwache Menschen“, betont der Geschäftsführer. „Die soziale Funktion, die Apotheken für ihr Umfeld damit wahrnehmen, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.“

Der Mittelstandsverbund macht sogar darauf aufmerksam, dass Versandapotheken sich bei der Abgabe von Arzneimitteln an ihre Patienten nicht an die Vorgaben der GDP-Leitlinien zum sicheren Transport von Medikamenten halten. „Und dies erstaunlicherweise obwohl diese Arzneimittel auf dem Postweg tagelang den unterschiedlichsten Temperaturbedingungen ausgesetzt seien“, erklärte Veltmann. In Präsenz-Apotheken könnten sich Patienten hingegen sicher sein, dass der Transport sicher erfolgt sei.

Unabsehbare, existenzbedrohende Folgen

Die Verlagerung von wichtigen Umsätzen aus Vor-Ort-Apotheken in den Versandhandel schwäche stationäre Apotheken erheblich und sei „in vielen Fällen sogar existenzbedrohend“, erklärt der Verband. Insbesondere im ländlichen Raum könne sich dies verheerend auf eine schnelle, wohnortnahe Arzneimittelversorgung auswirken. „Bei ungehindertem Lauf der Dinge werden die Folgen für die Standorte unabsehbar sein für das heute gut funktionierende System der flächendeckenden Arzneimittelversorgung rund um die Uhr“, erklärt Veltmann. Die bewährte Nacht- und Notfallversorgung müsse weiterhin sichergestellt sein. „Ohne kluge Marktregeln wird der hohe Standard im Gesundheitswesen nicht zu halten sein“, betonte er.

Nach Einschätzung von Veltmann scheuen Apotheken nicht den Wettbewerb mit Versandapotheken, sie würden aber einen Wettbewerb zu ungleichen Bedingungen ablehnen. „Hätte der EuGH entschieden, dass ausländische Versandapotheken keinen Bonus gewähren dürfen, wäre seitens der Apotheken die aktuell vehement aufgestellte Forderung nach einem Versandhandelsverbot garantiert nicht aufgekommen“, erklärt er. „Da aber das Urteil im Raum steht, ist ein Versandhandelsverbot das einzig verbleibende Instrument gegen die faktisch enorme Wettbewerbsverzerrung.“ Deshalb unterstütze sein Verband ein solches Verbot ausdrücklich. 



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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