Synthetisches Cannabinoid AMB-FUBINACA

Zombie-Droge aus Brooklyn identifiziert

New York - 26.01.2017, 17:55 Uhr

Löste im Juli 2016 „zombiehaftes“ Verhalten aus: Das synthetische Cannabinoid AMB-FUBINACA. (Foto: katalinks / Fotolia)

Löste im Juli 2016 „zombiehaftes“ Verhalten aus: Das synthetische Cannabinoid AMB-FUBINACA. (Foto: katalinks / Fotolia)


Synthetisches Cannabinoid verursacht Zombie-Allüren

AMB-FUBINACA ist ein synthetisches Cannabinoid. Als Agonist am Cannabinoid-Rezeptor 1 wirkt es 85 Mal stärker als Δ9-Tetrahydrocannabinol (Δ9-THC). Das synthetische Cannabinoid hat allerdings mit dem Inhaltsstoff Δ9-THC aus der Cannabispflanze keine strukturelle Ähnlichkeit mehr.

Die klinische Symptomatik dieses Zombie-Ausbruchs beschrieben die Wissenschaftler im New England Journal of Medicine exemplarisch anhand eines 28-jährigen Mannes. Dieser hatte einen starren Blick, auf Fragen reagierte er verzögert. Retardiert waren auch seine motorischen Bewegungen. Der junge Mann schwitze, sein Blutdruck lag bei 101/61 und sein Herz schlug mit einer Frequenz von 88 Schlägen pro Minute. Kein ausgeprägter Speichelfluss. Herz- und Atemgeräusche befanden die Ärzte als unauffällig.

Erste Drogentests im Blut lieferten keine positiven Ergebnisse. Die Mediziner testeten auf Amphetamine, Kokain, Opiate, THC, Barbiturate, Benzodiazepine, tricyclische Antidepressiva und Ethanol. Die Muttersubstanz AMB-FUBINACA ist im im Blut oder Urin praktisch nicht nachzuweisen. Als Esterverbindung unterliegt sie einer raschen Hydrolyse. Was die Analytiker fanden, waren Metabolite der Ursubstanz.

Um seine Bewusstseinslage einzuschätzen, zogen die behandelnden Ärzte den Glasgow Coma Score heran. Dieses Bewertungsschema nutzen Mediziner eigentlich, um Hirnfunktionsstörungen nach einem Schädel-Hirntrauma einzuordnen. Menschen ohne Bewusstseinsstörung erreichen einen Wert von 14 bis maximal 15 Punkten. Bei dem „Zombie-Patienten“ war das Bewusstsein mit 13 Punkten nur leicht eingeschränkt.

AMB-FUBINACA: „Out of this world potent“

Insbesondere ZNS-Depression mit Schläfrigkeit und Benommenheit sind häufige Nebenwirkung bei synthetischen Cannabinoiden, aber auch Tachykardien und ein unregelmäßiger Herzschlag. Krampfanfälle und kardiotoxische Wirkungen sind ebenfalls beschrieben, gleichermaßen akutes Nierenversagen. Der Cannabinoid-Rausch kann bei den Konsumenten auch Psychosen verursachen.

Im Falle des Brooklyn-Missbrauchs erstaunte die Wissenschaftler jedoch, dass die starke Unterdrückung des zentralen Nervensystems nicht einherging mit diesen häufigen Wirkungen Tachykardie, Arrhythmien, Krampfanfälle und akutes Nierenversagen – was ungewöhnlich sei bei potenten synthetischen Cannabinoiden oder hoher Dosen derselbigen. Auf Online-Plattformen wurde die Droge auch mit „out of this world potent“ beschrieben.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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