Kommentar zum AMTS-Projekt in Niedersachsen

Armins kleiner Bruder weckt Hoffnungen

Hannover - 01.02.2017, 09:55 Uhr

 In Niedersachsen haben die Apotheker eine Fortbildung auf dem Niveau von Armin oder Athina zugesagt. (Foto: blackboard1965 / Fotolia)

 In Niedersachsen haben die Apotheker eine Fortbildung auf dem Niveau von Armin oder Athina zugesagt. (Foto: blackboard1965 / Fotolia)


Problemfeld Zusatzqualifikation

Wer diese ganzen Nachwuchspläne im Apothekerhaus kritischer betrachtet, stellt allerdings jedes Mal die Frage, ob die Apotheker sich in solchen Modellprojekten zu einer Zusatzqualifikation verpflichten sollen beziehungsweise zu welcher. Die Leistungen, die künftig in Niedersachsen gefragt sind, sollte jeder Apotheker auch ohne weitere Fortbildung erbringen können. Doch wenn die patientenorientierte Pharmazie sich weiter entwickeln soll, erscheinen Anreize für Fortbildungen sinnvoll. Einerseits wird das vorhandene Potenzial der Apotheker noch längst nicht genug genutzt. Andererseits wird immer wieder gefordert, zusätzliche Qualifikationen der Mitarbeiter zu honorieren. Dann muss dieses Geld auch irgendwoher kommen. Außerdem lässt sich so besser vermitteln, dass es um eine neue Leistung geht, die folglich auch zusätzlich bezahlt werden muss.

In diesem Dilemma ist ein Kompromiss gefragt. Für das Armin-Projekt, das auf langfristiges Medikationsmanagement zielt, wurde eine Fortbildung konzipiert. Beim Medikationskonsil in Greifswald, das mit weniger Inhalten startet, wird dagegen die nötige Qualifikation erst nach den ersten praktischen Erfahrungen festgelegt. Das ist diplomatisch geschickt und zugleich praxisnah. In Niedersachsen haben die Apotheker eine Fortbildung auf dem Niveau von Armin oder Athina zugesagt, allerdings mit einer Übergangsfrist von zwei Jahren. So lange soll auch der Vertrag gelten. Die Fortbildung wäre dann eher eine Investition in ein Folgeprojekt, das allen Beteiligten noch mehr bringt. Dann bekäme die zusätzliche Fortbildung ihren Sinn.

Umfassende Medikationsdaten

Für diejenigen, die die Geburt des jüngsten Nachwuchses noch mehr hinterfragen, hier noch ein Nachtrag: Die „Arzneimittelinformationen“ der AOK, über die in Kommentaren bei DAZ.online gemutmaßt wurde, sind die Medikationsdaten der Patienten – und keine Bewertungen der AOK. Es geht also nur darum, dass Arzt und Apotheker alle nötigen Daten zur Medikation erhalten.

So wurde offenbar in Niedersachsen am grünen Tisch an vieles gedacht. Ab März wird Armins kleiner Bruder sich dann im richtigen Leben bewähren müssen. 



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Zwangsfortbildung

von Dr Schweikert-Wehner am 01.02.2017 um 14:02 Uhr

Nach wie vor kann ich 3 Aspekte nicht gutheißen:
1. Der Patient sollte das Wahlrecht haben, bei wem er den Arzneicheck machen lässt. Das wird auch in allen anderen Ländern so gelebt.
2. Wenn Fortbildungen notwendig sind, dann für beide Heilberufe.
3. Fachapotheker: Unsere Berufsvertreter nehmen uns nicht ernst und ihre eigenen Projekte wohl auch nicht. Noch nie hat eine Fachapothekerausbildung (z.B. Allgemeinpharmazie) zu irgend etwas qualifiziert. Das war schon bei der Pharm. Betreuung und beim Hausapothekenmodell so und es ist nicht anderes beim Medikationsmanagement. Also kann man von den teuren Weiterbildungen nur abraten, sind nur "Jodeldiplome"

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