Kommentar

Wie ein Fels in der Brandung

Berlin - 01.03.2017, 18:30 Uhr

Bleibt dabei: Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will weiterhin den Versand mit Rx-Arzneimitteln verbieten. Dass Gröhe so hartnäckig sein Ziel verfolgt, ist durchaus verständlich, meint DAZ.online-Redakteur Benjamin Rohrer (Foto: dpa)

Bleibt dabei: Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will weiterhin den Versand mit Rx-Arzneimitteln verbieten. Dass Gröhe so hartnäckig sein Ziel verfolgt, ist durchaus verständlich, meint DAZ.online-Redakteur Benjamin Rohrer (Foto: dpa)


Macht Gröhe Politik für Apotheker?

Dass Gröhe so beharrlich an seinem Plan festhält, ist alles andere als verwunderlich. Denn aus politischer Sicht hat Gröhe längst den „Point of no return“ erreicht. Wenn er den Entwurf jetzt wegen der Kritik an seiner Person zurückzieht, steht er als Verlierer da. In seinem Heimatland Nordrhein-Westfalen stehen außerdem bald Wahlen an. Sowohl die CDU als auch die SPD wollen während des laufenden Wahlkampfes aber keinen Krieg mit den Apothekern im Land haben. Offenbar hat die NRW-Politik große Angst vor der Kampagnen-Fähigkeit der Apotheker. Mit Klaus Michels, Thomas Preis, Lutz Engelen und Gabriele Regina Overwiening gibt es in Gröhes Heimatland zudem vier politisch aktive, umtriebige Verbands- und Kammerfunktionäre, die schon bewiesen haben, dass sie politische Themen über ihre Mitglieder in die Öffentlichkeit bringen können.

Aber auch aus versorgungs- und ordnungspolitischer Sicht ist es absolut nachzuvollziehen, dass Gröhe weiterhin das Rx-Versandverbot verfolgt. Seine Kritiker meinen, dass das BMG nicht nachweisen könne, dass Rx-Boni und der Rx-Versand die Apotheken vor Ort wirklich gefährden würden. Das stimmt auch in Teilen: Fakten darüber, dass viele Apotheken schließen müssten, wenn Rx-Boni erlaubt sein würden, hat das Ministerium bislang ganz einfach nicht präsentiert.

Umgekehrt haben weder die Versandhändler, noch die SPD oder die Grünen bis zum jetzigen Zeitpunkt Zahlen darüber vorgelegt, dass die Apotheken-Versorgung bei einer Steigerung ihres Marktanteils unverändert bliebe. Es ist schlichtweg nicht möglich, die Auswirkungen einer Marktöffnung im Preisbereich verlässlich vorauszusagen. Ein Bundesgesundheitsminister kann sich auf Spekulationen aber nicht verlassen. Er muss dafür sorgen, dass die Versorgung im ganzen Land funktioniert. Anstatt den Markt auf Rx-Boni reagieren zu lassen, geht Gröhe lieber auf Nummer sicher. Mit dem Versandverbot weiß er, was er bekommt – mit Boni, Rabatten und Honorar-Experimenten nicht.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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4 Kommentare

Minister für Volksgesundheit ...

von Christian Timme am 05.03.2017 um 9:46 Uhr

Herr Gröhe macht keine Politik für Apotheker sondern für die Patienten. Viele werden es irgendwann begreifen. Bis dahin fließt aber noch sehr viel Wasser den Rhein runter. Der Mann ist einfach nur BESSER ... als Merkel.

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Gröhe als Apoklienteur?

von Heiko Barz am 02.03.2017 um 11:19 Uhr

Man stelle sich vor, der "über das Wasserschreiter, SPD-Messias Martin" würde anstelle des 'hart arbeitenden Bäckers" in dessen Konflikt mit den ab zockenden und steuerflüchtigen Kaffeekonzernen das gleiche Bild für den Deutschen Apotheker in dessen Konflikt mit den Arzneimittel-Auslandsversendern und deren ähnlich bis gleichen Kapitalheuschrecken im Hintergrund anwenden, er hätte sicherlich bei der fanatischen Klientel, die ich gestern im Zelt von Passau bei wilder Gutgläubikkeit vorgesetzt bekam, kaum einen politisch wirksamen Erfolg eingefahren.
Ein hart arbeitender Bäcker ist für einen Sozi natürlich bedeutender als ein hart arbeitender und geldgeiler Apotheker.
Dessen soziale Verpflichtung und Verantwortung wollen wir hier mal mal großzügig außer acht lassen.

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Die meinungsverbildende Zunft radiert an sich selbst ... und del geht auch noch.

von Christian Timme am 01.03.2017 um 16:37 Uhr

Die noch schreibende Hartz-IV-Elite von FAZ, Spiegel und Süddeutsche haben nach IVW (1. Quartal 2015 zu 2016) alle "Federn" gelassen. Die FürAllesZeitung marschiert mit fast - 10% voll auf "Downsizing is sexy". Objektive Inhalte sind "zu teuer" da recherchieren in Arbeit ausarten könnte und Chefredakteure auch nur Menschen sind. Wenn der IQ dann auch noch "geschmeidig" wird um den Leser nicht zu "überfordern" geht die Auflage noch weiter runter obwohl die Zielgruppe immer größer wird. Wer alles will, bekommt halt doch nix ... und die FR wird durch die IVW schon nicht mehr geprüft. Wenn die drei o.g. Titel, keine Auflagen mehr melden, ist Hartz IV auch in diesen Redaktionen eingezogen ... da hilft auch Digi nix mehr und auch mit elektrifiziertem Papier lebt man nicht länger sondern leidet nur doppelt.

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Abwanderung zum Versandhandel

von Peter Bauer am 01.03.2017 um 15:49 Uhr

Genauso wie die Anzahl der öffentlichen Apotheken schleichend,aber kontinuierlich abnimmt,genauso geht die Abwanderung von Kunden der Vor-Ort-Apotheken zum Versandhandel schleichend.Er wird aber einem Schneeball gleich an Masse kontinuierlich zunehmen.Ich in meiner Apotheke weiß schon von zwei Kunden definitiv die nun beim Versandapotheker bestellen.Rezepturen sollen allerdings wir machen(!!),weil ansonsten braucht Sie angeblich keine Medikamente mehr.

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