Österreich

Massive Eingriffe bei der Erstattung von Arzneimitteln befürchtet

Wien - 20.03.2017, 09:05 Uhr

Umstritten: Ist die geplante ASVG-Novelle „nicht im Einklang mit dem Unionsrecht“? (Foto: Bilderbox)

Umstritten: Ist die geplante ASVG-Novelle „nicht im Einklang mit dem Unionsrecht“? (Foto: Bilderbox)


Haushaltsüberschuss und trotzdem sparen?

Sylvia Hofinger vom Fachverband der chemischen Industrie (FCIO) führt ins Feld, dass der Hauptverband für das letzte Jahr einen Haushaltsüberschuss von voraussichtlich 81 Millionen vermeldet habe. Außerdem verweist sie auf eine Studie des Instituts für pharmakoökonomische Forschung (IPF), nach der die Kosten der heimischen Arzneimittel pro Packung deutlich unter dem EU-15 Schnitt liegen, obwohl Österreich gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner das viertreichste Land der EU ist. „Weitere massive Preiseingriffe können dazu führen, dass neue Produkte für die österreichischen Patienten nicht mehr so rasch wie bisher zur Verfügung stehen und Österreich damit seinen Spitzenplatz bei der Versorgung mit innovativen Arzneimitteln verliert“, befürchtet Hofinger.

Warum gerade der Großhandel von den im Gesetzesentwurf vorgesehenen Änderungen besonders betroffen sein soll, erklärt der Präsident des Verbandes der Arzneimittelvollgroßhändler PHAGO Andreas Windischbauer: „Der steigende Einsatz von extrem preisgünstigen Generika reicht nicht mehr aus, die variablen Kosten im Arzneimittelvollgroßhandel abzudecken. Bereits jetzt liegt die Großhandelsspanne für die Hälfte aller Krankenkassen-Packungen unter den Porto-Kosten eines Standardbriefes. Wenn diese Entwicklung so weitergeht, können wir den Versorgungsauftrag als kritische Infrastruktur für Österreich nicht mehr aufrechterhalten.“ 

Kampfansage an die Politik

Die Pharmawirtschaft habe sich über die gesamte Dauer der Gespräche mit dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger und dem Bundesministerium für Gesundheit und Frauen für eine zukunftsorientierte Lösung im Sinne der Systempartner eingesetzt, lässt Pharmig weiter wissen

„Wir brauchen ein ausbalanciertes Gesetz, damit die Unternehmen auch ihrem Versorgungsauftrag nachkommen können.“ fordert dessen Generalsekretär Jan Oliver Huber. „Es darf nicht sein, dass aufgrund schärfster gesetzlicher Vorgaben Produkte in Österreich nicht verfügbar sind. Die gesamte Pharmawirtschaft wird daher unter keinen Umständen ein Gesetz mittragen, das die Versorgung der Patienten mit medikamentösen Therapien gefährden würde, lautet Hubers Kampfansage an die Politik. Er bleibe allerdings zuversichtlich, dass es letztlich eine ausgewogene Lösung geben werde. 



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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