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Anti-Versandverbot-Aktion
CSU-Politiker legen Streit mit DocMorris bei
Nachdem DocMorris eine groß angelegte Aktion gegen das Rx-Versandverbot gestartet hatte, erhielten Unionspolitiker unzählige Protestschreiben. Mehrere Abgeordnete hinterfragten die Echtheit der Karten und Briefe. Zwei CSU-Politiker sprachen gar von „Datenklau“ und verlangten Aufklärung von DocMorris. Viel hat sich in der Angelegenheit nicht getan, trotzdem stellen die Politiker ihre Bemühungen ein.
Als Reaktion auf die Planungen des
Bundesgesundheitsministeriums (BMG), den Rx-Versand zu verbieten, hatte DocMorris
zwei verschiedene Protestaktionen ins Leben gerufen. Einerseits konnten Kunden
vorgefertigte Briefe ausfüllen und diese als Protest an CDU/CSU-Politiker
schicken. Andererseits gab es eine Internetseite, auf der alle Interessierten
ihren Namen und Postleitzahl eingeben konnten. Das System verschickte dann automatisch
eine Protest-Postkarte an den jeweiligen Unionsabgeordneten. Doch stöhnten die
Politiker schon bald über unzählige Schreiben, die sie erhalten hätten – und
welche sie oft nur als gesteuerte Kampagne und nicht als echtes Interesse der
Bürger ansahen. Außerdem habe ein Teil der Absender erklärt, die Schreiben gar nicht
abgeschickt zu haben, erklärten zunächst Unionspolitiker aus Thüringen.
Später schalteten sich auch die beiden CSU-Abgeordneten Wolfgang Stefinger und Alexander Hoffmann ein und verschärften den Ton gegenüber der Versandapotheke. „Die Bundestagsabgeordneten Dr. Wolfgang Stefinger und Alexander Hoffmann warten noch immer auf eine zufriedenstellende Erklärung, wie es dazu kommen konnte, dass etliche ‚DocMorris‘-Protestbriefe gegen ein Versandhandelsverbot mit rezeptpflichtigen Medikamenten offenbar gefälscht wurden“, hatten die zwei CSU-Abgeordneten in einer Pressemitteilung am 20. Juni erklärt. Sie sprachen von „Datenklau“ – und gaben sich nicht mit der Erklärung der Versandapotheke zufrieden, höchstens Dritte hätten Daten missbraucht.
CSU-Politiker baten DocMorris um Aufklärung
Konkrete Fragen dazu, welche Vorkehrungen
DocMorris im Vorfeld getroffen habe, um einen eventuellen „Adress-Missbrauch“
auszuschließen, hat DocMorris den CSU-Politikern zufolge hingegen nicht
beantwortet, kritisierten sie. „Wir fordern weiterhin eine transparente und detaillierte
Klärung, warum wir Zuschriften von Bürgerinnen und Bürgern erhalten, die davon
gar keine Kenntnis haben“, betonte Stefinger – und sein Kollege Hofmann sagte,
dass DocMorris „knallharte Lobbyarbeit in eigener Sache unter Einbeziehung der
eigenen Kunden“ mache und forderte gleichfalls, dass der „Missbrauch von
sensiblen Kundendaten“ schleunigst aufgeklärt werden müsse.
Keine weiteren Bemühungen
Doch Stefinger, der sogar Erstattung einer Anzeige erwogen hatte, gibt sich nun offenbar geschlagen. „Auf meine erneute Aufforderung zur Aufklärung und die gemeinsame Pressemitteilung mit meinem Kollegen Alexander Hoffmann hat DocMorris nicht reagiert“, erklärt er zwar. Und: „Ich bin nicht zufrieden, dass DocMorris weiterhin keine hinreichende Antwort geliefert hat, wie es dazu kommen konnte, dass ich Schreiben von Bürgern erhalten haben, ohne dass diese davon wussten.“
Nachfragen in den Büros der beiden Abgeordneten haben allerdings ergeben, dass derzeit keine weiteren Schritte geplant seien, um für Aufklärung zu sorgen. So wurde zwar die Bundesdatenschutzbeauftragte kontaktiert, die sich später aufgrund des niederländischen Sitzes von DocMorris für nicht zuständig erklärt hatte und den Fall ihren dortigen Kollegen weitergeleitet hatte. Auf die Frage, ob die niederländischen Behörden die Ermittlungen nun aufgenommen hätten, erklärt Stefinger: „Mir ist nicht bekannt, ob Behörden Ermittlungen eingeleitet haben." Auch gegenüber DAZ.online wollten die Behörden aus dem Nachbarland keine Auskunft erteilen.
Auch keine Strafanzeige gegen DocMorris
Auch eine Strafanzeige werde er nicht stellen, erklärt der CSU-Politiker Stefinger – weil DocMorris die Kampagne inzwischen offenbar eingestellt habe, weswegen er sich „zufrieden“ zeigt. „Ich interpretiere dies als Eingeständnis von DocMorris, dass die Kampagne nicht zielführend und misslungen war“, erklärt er. „Möglicherweise ist die Einstellung der Kampagne durch DocMorris sogar eine Reaktion darauf, dass ich und einige meiner Kollegen in der Sache initiativ geworden sind.“
Wann genau DocMorris die Briefaktion eingestellt hat, wollte ein Sprecher der Versandapotheke auf Nachfrage aber nicht sagen – auch weitere Fragen blieben unbeantwortet. Es ist daher völlig unklar, wie der Kontakt zwischen der Versandapotheke und dem Unternehmen ausgesehen hat und welche Informationen über die PR-Kampagne ausgetauscht wurden. Klar ist: Die Protestkartenaktion, bei der Nutzer auf einer Kampagnenwebseite nach Eingabe ihrer Adresse automatisiert eine Postkarte verschicken konnten, war allerdings schon im März beendet worden.
3 Kommentare
Wir chronisch kranken sind die Leidtragenden!
von Heinz am 08.08.2017 um 8:06 Uhr
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Kommentar
von Frank ebert am 24.07.2017 um 17:51 Uhr
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DoMo
von Anita Peter am 24.07.2017 um 13:27 Uhr
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