Baden-Württemberg

Stellt die AOK Wirtschaftlichkeit über Patientensicherheit?

25.08.2017, 18:00 Uhr

Sevofluran Piramal: Günstiger als Sevorane – und besser, gleichwertig oder schlechter? (Foto: Piramal)

Sevofluran Piramal: Günstiger als Sevorane – und besser, gleichwertig oder schlechter? (Foto: Piramal)


Wie validiert man die Nase eines Anästhesisten?

Am schärfsten kritisiert der Anästhesist die Verpackung. Diese schütze beim Generikum nicht, wie bei Sevorane®, vor einer Zersetzung des Sevoflurans. Aus Sevofluran kann Flusssäure entstehen. Abbvie bestätigt das: „Unter sehr ungünstigen Umständen können Lewis-Säuren (zum Beispiel Metallkationen aus Verunreinigungen und/oder schadhaften Behältnissen) eingetragen werden und die Zersetzung von Sevofluran zu Flußsäure auslösen. Zum Schutz vor umgebenden Lewis-Säuren werden Sevorane® 300 bis 1000 ppm Wasser als Stabilisator zugesetzt“, erklärt Abbvie gegenüber DAZ.online.

Piramal hingegen empfehle – so der Anästhesist – im Sicherheitsdatenblatt eine Geruchsprobe. Das wäre in der Tat aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen grotesk, gleichermaßen unzuverlässig, da sich die Nase eines Anästhesisten schlecht validieren lässt. Was sagt Piramal zu den Vorwürfen? Piramal hat das Sicherheitsdatenblatt zum Wirkstoff Sevofluran freiwillig und in Zusammenarbeit mit dem TÜV Nordrhein erstellt. Das Sicherheitsdatenblatt bezieht sich jedoch nicht auf das Fertigprodukt Sevofluran® Piramal, das als Fertigarzneimittel ein solches nicht fordert. „Das Chemikaliengesetz, das Arzneimittelgesetz und der Arbeitsschutz sind nicht harmonisiert", erklärt Piramal auf Nachfrage. Das Arbeitsrecht verlange allerdings teilweise ein solches. Der generische Unternehmer stellt dieses Krankenhäusern und ambulanten Op-Zentren auf Nachfrage zur Verfügung, so diese das für ihr internes Qualitätsmanagement-System (QMS) benötigen. Also keine Schnupperprobe am Sevofluran-Fläschchen vor der Op.

Hat die GKV Regresse ausgesprochen?

„Die GKV hat keine Regresse gegen Ärzte ausgesprochen“, stellt die AOK gegenüber DAZ.online die Kritik des Anästhesisten klar. Dieser hatte in der SZ geäußert: „Für das Jahr 2016 soll ich 20.000 Euro zahlen.“ Bislang seien, so die AOK, lediglich Prüfanträge bei den gemeinsamen Prüfungseinrichtungen gestellt. Ob diesen stattgegeben wird oder nicht, diese Entscheidung stehe noch aus. Auch trifft nicht die AOK allein diese Entscheidung. Vertreter der Kassenärzte und Krankenkassen besetzen die Prüfungsstelle.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

Fachinfo

von Dr Schweikert-Wehner am 28.08.2017 um 18:42 Uhr

Ich Dummerchen. Hätten die ja auch mal bei Inhaltsstoffe aufführen können. Bei Baxter fehlt der Hinweis aber doch. Also kein Schutz vor HF-Bildung?

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H2O

von Dr Schweikert-Wehner am 26.08.2017 um 19:26 Uhr

In beiden Fachinfos findet sich kein Hinweis auf Wasser als Zusatz. Haben die Zulassungsbehörden nicht aufgepasst?

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AW: H2O

von Marco Piroth am 28.08.2017 um 13:59 Uhr

Die Behörden haben durchaus aufgepasst, Sie hingegen wohl nicht richtig.

In der Fachinfo von Abbvie finden sich hinter Punkt 11, "Verkaufsabgrenzung", noch Informationen zu den Eigenschaften. Hier steht:

"Zum Schutz vor umgebenden LewisSäuren
werden Sevorane® 300 bis
1000 ppm Wasser als Stabilisator zugesetzt." (Fachinfo Sevorane, Stand: Mai 2014)

Muskelrelxans

von Dr Schweikert-Wehner am 25.08.2017 um 18:10 Uhr

Seltsam: Ich habe gelernt, dass das Muskelrelaxans die Intubation erfordert, da der Patient nicht mehr selbständig atmen kann, nicht umgekehrt.

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