Genfer Gelöbnis

Ärzte reformieren ihren Eid

Chicago - 03.11.2017, 12:15 Uhr

Erstmals nennt der Weltärztebund die Patientenautonomie explizit in seiner Deklaration von Genf. (Foto: Jonas Glaubitz / stocks.adobe.com)

Erstmals nennt der Weltärztebund die Patientenautonomie explizit in seiner Deklaration von Genf. (Foto: Jonas Glaubitz / stocks.adobe.com)


Mediziner sollen ihr Wissen teilen

Gleichzeitig ruft die neue Fassung zu mehr Transparenz und Kommunikation auf. „Ich werde mein medizinisches Wissen zum Nutzen der Patienten sowie zum Fortschritt des Gesundheitswesens mit anderen teilen“, heißt es nun. Dies stellt beispielweise eine Aufforderung an Ärzte dar, ihre Patienten angemessen über Diagnosen und Behandlungen zu informieren, oder unliebsame Ergebnisse medizinischer Studien nicht in der Schublade verschwinden zu lassen. Nach Untersuchungen beispielsweise von Transparency International passiert letzteres im Gesundheitsbereich bislang regelmäßig

Doch welche Rolle spielt die moderne Fassung des hippokratischen Eids überhaupt? Kürzlich hat Wiesing mit Kollegen eine Untersuchung veröffentlicht, nach der das Genfer Gelöbnis weltweit bislang von nur relativ wenigen Ärzteverbänden genutzt wird, um beispielsweise junge Ärzte für eine verantwortungsvolle Berufsausübung zu sensibilisieren. „Das Ergebnis ist ernüchternd“, sagt Wiesing. Die Nutzung des Gelöbnisses liege bislang weit hinter dem zurück, was es beanspruche.

Kernbestand moralischer Prinzipien 

„Eine Profession kann es sich nicht leisten, in einer globalisierten Welt verschiedene Standards zu verfolgen“, betont der Medizinethiker. „Es gibt einen Kernbestand von moralischen Prinzipien, die gelten überall auf der Welt – und die fasst das Gelöbnis zusammen.“ 

In Deutschland ist das Dokument Bestandteil der Berufsordnungen der Ärzte. Unklar ist, ab wann die 17 deutschen Ärztekammern die neue Version verwenden. „Aktuell liegt kein Zeitplan zu dem weiteren Vorgehen vor“, erklärte ein Sprecher der Bundesärztekammer. „Die zuständigen Gremien werden sich jetzt mit dem Thema befassen.“

Anderen Dokumenten des Weltärztebundes ergeht es ähnlich, wie der Deklaration von Helsinki: Diese regelt heikle ethische Fragen bei medizinischer Forschung am Menschen. Die Anforderungen wurden 2013 zuletzt verschärft, doch beispielsweise die Landesärztekammer Berlin verwendet bislang noch eine ältere Version. „Eine diesbezügliche Anpassung der Berufsordnung der Ärztekammer Berlin ist derzeit nicht geplant“, erklärt ein Pressesprecher auf Nachfrage.  



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