Genfer Gelöbnis

Ärzte reformieren ihren Eid

Chicago - 03.11.2017, 12:15 Uhr

Erstmals nennt der Weltärztebund die Patientenautonomie explizit in seiner Deklaration von Genf. (Foto: Jonas Glaubitz / stocks.adobe.com)

Erstmals nennt der Weltärztebund die Patientenautonomie explizit in seiner Deklaration von Genf. (Foto: Jonas Glaubitz / stocks.adobe.com)


Der hippokratische Eid ist ein Symbol für das ärztliche Berufsverständnis. Die moderne Version davon gibt es seit fast 70 Jahren. Nun wurde sie geändert: Erstmalig wurde die Patientenautonomie aufgenommen. Auch sollen Ärzte ihr Wissen teilen, und Respekt gegenüber Studenten und Kollegen zeigen.

„Ich schwöre und rufe Apollon den Arzt und Asklepios und Hygieia und Panakeia und alle Götter und Göttinnen zu Zeugen an, dass ich nach meinem Vermögen und Urteil diesen Eid ... erfüllen werde“: Mit diesen Worten beginnt der hippokratische Eid, der bis heute ein Symbol für das ärztliche Berufsverständnis ist. Er legt fest, dass Ärzte ihre Behandlung am Nutzen für die Kranken ausrichten und Schaden von ihnen abwenden sollen.

Mit der Deklaration von Genf hat der Weltärztebund im Jahr 1948 eine moderne Version geschaffen. In ihr ist die Anrufung der Götter zwar nicht mehr zu finden – doch wie schon mehr als 2000 Jahre vorher beispielsweise die ärztliche Schweigepflicht. Auf seiner diesjährigen Generalversammlung in Chicago hat der Weltärztebund die Deklaration nun grundlegend reformiert.

„Die Neufassung hebt nun stärker als zuvor auf die Autonomie des Patienten ab“, erklärt zu diesem Anlass der Präsident der Bundesärztekammer Frank Ulrich Montgomery, der auch stellvertretender Vorsitzender des Weltärztebundes ist.  

Überfällige Änderungen

Nach Ansicht des Tübinger Medizinethikers Urban Wiesing handelt es sich um die „wichtigste und umfangreichste Überarbeitung“ des Genfer Gelöbnisses. „Zum ersten Mal wurde die Autonomie des Patienten aufgenommen“, sagt Wiesing. „Das war überfällig.“ Der studierte Arzt und Philosoph berät den Weltärztebund in ethischen Fragen und war auch selbst an der Überarbeitung beteiligt.  

Vertreter von Medizinstudenten hatten zudem den Vorschlag eingebracht, dass Ärzte anders als bisher nicht nur ihren Lehrern gegenüber die „gebührende Achtung und Dankbarkeit“ erweisen sollen. So sollen Mediziner nach der neuen Version nun auch ihren Kollegen und Studenten gegenüber den nötigen Respekt zollen. Außerdem geloben Ärzte zukünftig, immer die Regeln der guten medizinischen Praxis einzuhalten – und sich um ihre eigene Gesundheit zu kümmern, um Medizin nach den höchsten Standards erbringen zu können. „Es gibt gute Belege, dass überarbeitete oder kranke Ärzte in der Gefahr stehen, keine gute Medizin zu praktizieren“, erläutert Wiesing.



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