GKV-Finanzergebnisse im 1. bis 3. Quartal 2017

Gröhe: Kassen sollen finanzielle Spielräume für Versicherte nutzen

Berlin - 06.12.2017, 17:00 Uhr

Die gesetzlichen Krankenkassen haben erstaunliche Rücklagen. Der Gesundheitsminister meint, diese sollten sie für Beitragssenkungen nutzen. (Foto: Setareh / Fotolia)

Die gesetzlichen Krankenkassen haben erstaunliche Rücklagen. Der Gesundheitsminister meint, diese sollten sie für Beitragssenkungen nutzen. (Foto: Setareh / Fotolia)


Die gesetzlichen Krankenkassen sind finanziell weiterhin gut aufgestellt. Wie das Bundesgesundheitsministerium mitteilt, summierten sich ihre Reserven zum Ende des 3. Quartals 2017 auf rund 18,6 Milliarden Euro. Die durchschnittliche Finanzreserve der Kassen liegt nunmehr fast viermal so hoch wie die gesetzlich vorgesehene Mindestreserve.

Schon vor zwei Wochen ging es durch die Presse: Die gesetzlichen Krankenkassen können sich weiterhin über Überschüsse und steigende Finanzreserven freuen. Nun hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) die vorläufigen Finanzergebnisse für das dritte Quartal offiziell bekannt gegeben. Dabei stellte es fest, dass sich die Überschussentwicklung im Vergleich zum 1. Halbjahr (1,41 Milliarden Euro) „weiter beschleunigt“ hat.

So haben die gesetzlichen Krankenkassen im 1. bis 3. Quartal des Jahres 2017 einen Überschuss von rund 2,52 Milliarden Euro erzielt. Im Vergleichszeitraum 2016 hatten sie noch ein Plus von rund 1,55 Milliarden Euro und im Gesamtjahr von 1,62 Milliarden Euro ausgewiesen.

Die Finanzreserven der Krankenkassen seien bis Ende September 2017 auf rund 18,6 Milliarden Euro angestiegen, so das BMG. Eine komfortable Größe, denn: „Die durchschnittliche Finanzreserve sämtlicher Krankenkassen beträgt knapp eine Monatsausgabe und liegt damit fast viermal so hoch wie die gesetzlich vorgesehene Mindestreserve“.

Kassen entscheiden noch über Zusatzbeitrag

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe sieht die Politik und die Entscheidungen seines Hauses bestätigt. So kämen Verbesserungen, etwa in der Prävention oder der Hospiz- und Palliativversorgung, bei den Versicherten an. Richtig sei es auch gewesen, den durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz von 1,1 auf 1,0 Prozent abzusenken. Gröhe: „Denn mit Finanzreserven von 18,6 Milliarden Euro haben viele Krankenkassen gute Spielräume für hochwertige Leistungen bei attraktiven Beiträgen. Es liegt nun in der Hand der einzelnen Krankenkassen, diese Spielräume im Sinne ihrer Versicherten auszuschöpfen.“ Die Selbstverwaltungen der Krankenkassen werden in diesen Wochen ihre Haushalte für 2018 beschließen. Dabei werden sie auch den kassenindividuellen Zusatzbeitrag festlegen.

2,92 Milliarden Euro Einsparungen aus Rabattverträgen

Doch wie sieht es im Einzelnen aus? Insgesamt haben die Kassen in den ersten neun Monaten dieses Jahres rund 174,7 Milliarden Euro eingenommen. Die Ausgaben beliefen sich auf rund 172,2 Milliarden Euro. Damit sind die Einnahmen der Krankenkassen um 4,2 Prozent und die Ausgaben insgesamt um 3,7 Prozent gestiegen. Das BMG freut sich über diesen „erheblich abgeflachten“ Ausgabenzuwachs – schließlich seien 2015 und 2016 „wichtige Verbesserungen für die Versicherten“ umgesetzt worden.

Auffällig ist auch, dass der Zuwachs bei den Leistungsausgaben je Versicherten (+2,4 Prozent über alle Leistungsbereiche) sehr viel geringer ausfällt als der absolute (+3,6 Prozent). Dies liegt daran, dass die Versichertenzahlen um rund 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen sind. Und diese Neuzugänge seien im Schnitt nicht nur jünger, sondern nähmen auch weniger Gesundheitsleistungen in Anspruch als die gleichaltrigen Bestandsversicherten.

Anstieg der Arzneimittelausgaben im durchschnittlichen Rahmen

Der Anstieg der Arzneimittelausgaben hielt sich in den ersten neun Monaten übrigens ziemlich genau im Durchschnitt: Dieser Kostenblock wuchs um absolut 3,7 Prozent und je Versicherten um 2,5 Prozent auf knapp 29,7 Milliarden Euro (inklusive Zuzahlungen). Dabei sind selbst die Einsparungen durch Rabattverträge nicht mehr so auffällig stark gestiegen, wie in den letzten Quartalen. Sie lagen bei 2,92 Milliarden Euro. Im Vorjahresvergleichszeitraum waren es 2,81 Milliarden Euro.

Die gesetzlichen Rabatte der Apotheken summierten sich im genannten Zeitraum übrigens auf 824 Millionen Euro. Die gesetzlichen Herstellerrabatte reduzierten die Arzneimittelausgaben der Kassen um weitere 1,28 Milliarden Euro.

Im Bereich der ärztlichen Behandlung stiegen die Ausgaben um absolut rund 5,1 Prozent auf rund 32 Milliarden Euro an. Die Ausgaben für Krankenhausbehandlung wuchsen um 2,4 Prozent auf 56,9 Milliarden Euro.

Hohe – aber gewünschte – Zuwächse auf niedrigem Niveau gab es zudem bei der Prävention sowie Hospiz- und Palliativversorgung.

Dafür sind die Netto-Verwaltungskosten der Krankenkassen vom 1. bis 3. Quartal 2017 mit 1,9 Prozent insgesamt in geringerem Umfang gestiegen als die Leistungsausgaben der Krankenkassen. Laut BMG spricht vieles dafür, dass dabei auch Synergieeffekte bei größeren Krankenkassenfusionen eine Rolle spielen.  



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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