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14. Dezember 2017
Ihr Name löst nicht unbedingt Liebesgefühle aus, wenn ihn Apothekers hören: Biggi Bender, Grüne, ehemalige Bundestagsabgeordnete, Lobbyistin des Arzneiversandhandels und einst Liebhaberin von Apothekenketten. Und in Zukunft könnten da noch schlimmere Antigefühle folgen. Denn die gelernte Juristin wird ins Kassenlager wechseln. Anfang des kommenden Jahres wird sie die Leitung der Landesvertretung der Ersatzkassen (vdek) Baden-Württemberg übernehmen. Das könnte bedeuten, dass sie beispielsweise Kollektiv- und Selektivverträge mit Leistungserbringern verhandelt. Mein liebes Tagebuch, da mag sich Fritz Becker, Chef des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg und des Deutschen Apothekerverbands, warm anziehen müssen. Denn Verträge, die beispielsweise die Barmer, die Technik, die KKH u.a. in Baden-Württemberg mit den Apothekern vereinbaren, werden über Benders Tisch gehen. Eine Apothekenfreundin war sie noch nie.
Nochmal was aus dem Gutachten. Die Autoren des Papiers wirbeln unsere gesamte Honorierung durcheinander und machen auch vor dem Botendienst nicht Halt. Hier empfehlen sie u. a., dass Botendienste vergütet werden sollten, wenn es zur Sicherstellung der Versorgung nötig sein sollte. Mein liebes Tagebuch, was im ersten Bruchteil einer Sekunde vielleicht nett aufblitzen mag (Honorar für Botendienst, von der Kasse), fällt unmittelbar danach sofort in sich zusammen. Welcher Arzt würde ein entsprechendes Feld (z. B. „nuntio“ für „durch Bote“ entsprechend dem noctu-Feld) vorab auf dem Rezept ankreuzen? Wie oft käme das wohl vor? Wie müssten wir um jeden Cent für diese Pauschale mit den Kassen streiten! Und bei der Berechnung unseres absoluten Festzuschlags würde dann der Baustein Botendienst wieder herausgenommen. Mein liebes Tagebuch, dieses Gutachten ist doch nichts anderes als ein Heiden-Kokolores!
Endlich! Er sagt was! Auch wenn das Gutachten nicht offiziell draußen ist – unser Präsident mag nicht mehr schweigen. Das tut richtig gut. Und wir dachten schon, mein liebes Tagebuch, die ABDA will das Papier ignorieren. Also, jetzt kommen endlich mal ein paar deutliche Worte vom ABDA-Präsident zu den Vorgängen um das ominöse Gutachten und dem Gutachten selbst. Ein offizielles Statement traut sich die ABDA allerdings nicht zu. Friedemann Schmidt äußert sich vielmehr im Format eines PZ-Interviews. Und wie schätzt er das Gezeter um das Gutachten und den Inhalt ein? Schmidt hält die Vorab-Verbreitung des Papiers für „eine gezielte Indiskretion“, die „politisch gewollt war, von wem auch immer“. Die betroffenen Akteure, also auch die ABDA, hätten eigentlich über den Weg des Beirats beim Wirtschaftsministerium informiert werden müssen. Stattdessen gelangt das Gutachten in die Medien und vom Beirat kam nichts. Schmidt spricht von einem absolut inakzeptablen Vorgehen. Er tue sich schwer, dieses Werk überhaupt noch als Gutachten zu bezeichnen, es werde wohl eher wie ein politisches Kampfinstrument eingesetzt. Wie wahr, mein liebes Tagebuch. Schmidt lässt auch seine Einschätzung zum Gutachten raus: „Da passt zu vieles nicht zusammen“, meint er. Einerseits behauptet das Papier, dass fast die Hälfte der Apotheken in wirtschaftlichen Schwierigkeiten stecke, und dann schlagen die Gutachter vor, den Apotheken erstmal eine Milliarde Euro wegzunehmen. Das Gutachten will Fragen beantworten, die nie gestellt wurden und es geht von falschen Prämissen aus. Schon die willkürliche Festlegung des Einkommens eines Leiters einer öffentlichen Apotheke auf das Gehalt eines leitenden Krankenhausapothekers sei absurd, so Schmidt, der das als politisches Statement und nicht als gutachterliche Aussage wertet. Und er übt auch Kritik daran, dass die Ungereimtheiten womöglich damit zu tun haben, dass ein Unternehmen ohne Expertise im Gesundheitswesen beauftragt worden sei. Mein liebes Tagebuch, mit diesem (jetzt wäre mir doch fast ein nicht netiquettefreies Wort herausgerutscht) Papier sind wir Apothekers die Gekniffenen. Was erschwerend hinzukommt: Aufgrund der politischen Lage (Wechsel der Regierung mit offenem Ausgang, wer für was zuständig sein wird, und keine Ansprechpartner) ist derzeit eine Diskussion mit der Politik nicht möglich. Schlimmer Zustand!
Und wie wird dieses Desaster enden? Auch die Politik wird einsehen müssen, dass dieses Papier, wenn es denn so oder ähnlich veröffentlicht wird, nicht umsetzbar ist, auf keinen Fall in dieser Form, es sei denn, man möchte ein Apothekensterben riesigen Ausmaßes. Die Politik könnte es allerdings als Druckmittel einsetzen nach dem Motto: Liebe Apothekers, wir könnten das Papier mal weitgehend vergessen, wenn ihr für die nächsten Jahre mal schön still bleibt und nicht ständig mit Honorarforderungen und Honorardynamisierungen kommt. Mein liebes Tagebuch, dann ergeht’ es uns wie immer: Keine Honorarerhöhungen, denn: Es hätte schlimmer kommen können.
15. Dezember 2017
Der Apothekerberuf ist ein Mangelberuf. Eine Apotheke, die heute eine Mitarbeiterin, einen Mitarbeiter sucht, muss sich anstrengen, sich etwas einfallen lassen: z. B. flexible Arbeitszeiten und eine gewisse Flexibilität nach oben beim Gehalt. Einmal eine Stellenanzeige veröffentlichen und dann melden sich fünf bis zehn Kandidaten, aus denen die Apotheke auswählen kann – die Zeiten sind schon lange vorbei. Die Pharmaindustrie bietet nämlich für Pharmazeuten spannende Alternativen. Da den Apothekerberuf bereits zu über 80 Prozent Frauen ergreifen, von denen dann bald viele nach relativ kurzer Zeit hinter dem HV-Tisch wegen Familiengründung aus dem aktiven Berufsleben zeitweise oder auch für immer ausscheiden, wird es in Zukunft immer weniger Apothekerinnen und Apotheker geben, die in einer Apotheke vor Ort arbeiten wollen und werden. Die Apothekerkammer Niedersachsen will Pharmaziestudierende mit einer neuen Website für die öffentliche Apotheke begeistern. Mein liebes Tagebuch, gut so! Die Seite ist gut gemacht, der Inhalt spricht an: persönliche Geschichten, Empfehlungen von jungen Kolleginnen und Kollegen, Tipps für den Berufsstart und vieles mehr, das den Nachwuchs für „die Öffentliche“ begeistern kann.
12 Kommentare
Tagebuch
von Heiko Barz am 18.12.2017 um 17:42 Uhr
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Was bleibt
von Sven Larisch am 18.12.2017 um 12:33 Uhr
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Wer hat verstanden?
von Gunnar Müller, Detmold am 17.12.2017 um 15:46 Uhr
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Frank Ebert
von Frank Ebert am 17.12.2017 um 14:30 Uhr
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Schweigen
von Reinhard Rodiger am 17.12.2017 um 14:12 Uhr
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AW: Bitte etwas lauter Schweigen
von Bernd Jas am 17.12.2017 um 23:51 Uhr
Guten Morgen, meine Lieben !
von gabriela aures am 17.12.2017 um 12:06 Uhr
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AW: Guten Morgen, meine Lieben
von Christian Giese am 17.12.2017 um 13:00 Uhr
AW: Guten Morgen, meine Lieben ... und Übriggebliebenen ...
von Christian Timme am 17.12.2017 um 14:43 Uhr
Berufsperspektiven
von Thesing-Bleck am 17.12.2017 um 9:51 Uhr
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BILD Dir (m)eine Meinung
von Christian Timme am 17.12.2017 um 9:36 Uhr
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Schnell mehr Licht bitte...
von Ulrich Ströh am 17.12.2017 um 8:38 Uhr
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