COPD

Frakturrisiko durch inhalatives Cortison leicht erhöht

Berlin - 12.02.2018, 15:30 Uhr

Cortisonsprays können bei COPD-Patienten das Frakturrisiko leicht erhöhen - allerdings erst nach mehrjähriger Anwednung hoher Dosen. (Bild: Imago)

Cortisonsprays können bei COPD-Patienten das Frakturrisiko leicht erhöhen - allerdings erst nach mehrjähriger Anwednung hoher Dosen. (Bild: Imago)


Eine aktuelle Kohortenstudie aus Kanada zeigt, dass die Inhalationstherapie mit Glucocorticoiden bei Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung das Risiko für Knochenbrüche moderat steigert. Ein erhöhtes Frakturrisiko besteht allerdings erst bei langjähriger Anwendung und hohen Dosierungen. Frauen und Männer waren jeweils gleichermaßen betroffen.

Eine aktuelle im Fachmagazin „Chest“ publizierte Datenbankanalyse weist auf ein leicht erhöhtes Knochenbruch-Risiko durch inhalative Glucocorticoide bei Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) hin. Forscher werteten dazu kanadische Versichertendaten von 240.110 COPD-Patienten über 55 Jahre auf die Häufigkeit von Hüft-Frakturen und Knochenbrüchen der oberen Extremitäten aus. Die von den Patienten verwendeten Cortisondosierungen wurden dabei in Fluticason-Äquivalente umgerechnet. Der Beobachtungszeitraum reichte von 1990 bis 2005, gefolgt von einer zweijährigen Nachbeobachtungsphase.

Frakturrisiko bei langjähriger Anwendung hoher Cortison-Dosen

In der Kohorte traten im gesamten Beobachtungszeitraum 19.396 Knochenbrüche auf. Das entspricht einer Inzidenz von 15,2 Frakturen auf 1000 Personenjahre. Bei jedem zweiten Fall handelte es sich um eine Hüftfraktur. Um den Risikoeinfluss der Cortison-Inhalation zu bewerten, verglichen die Forscher die Daten jedes Frakturpatienten mit denen von jeweils 20 COPD-Kontrollpatienten, die in dem Beoachtungszeitraum keine Fraktur erlitten hatten.

Dabei ergab sich, dass das Risiko, eine Hüftfraktur oder Knochenbrüche der oberen Extremitäten zu erleiden, erst nach einer Cortison-Anwendung über mehr als vier Jahre und bei Dosen, die mindestens 1000 Mikrogramm Fluticason entsprachen, erhöht war. Auch in diesen Fällen war die Risikoerhöhung moderat und entsprach einer Rate Ratio (RR) von 1,1. Für das Knochenbruchrisiko konnten die Autoren keine statistisch relevanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern feststellen. Aufgrund des mittleren Patientenalters von rund 75 Jahren waren die meisten Patientinnen bereits in der Menopause waren. Die Autoren vermuten dennoch ein erhöhtes Risiko für postmenopausale Frauen, das nach ihrer Meinung durch Verifizierung in noch größeren Kohorten zu ermitteln sei.

COPD-Leitlinie: Cortison-Inhalation beschränken

In der Vergangenheit wiesen bereits mehrere Studien auf eine  Verminderung der Knochendichte durch Inhalation von Cortison hin. Während inhalative Glucocorticoide in der Asthma-Behandlung eine zentrale Rolle spielen, wird ihr Einsatz bei COPD kritisch gesehen. Die aktuelle COPD-Leitlinie beschränkt den Einsatz von inhalativem Cortison auf Patienten, die mehr als zweimal jährlich eine Exazerbation erlitten oder die kürzlich wegen einer akuten COPD- Exazerbation in ein Krankenhaus mussten. In der Praxis werden inhalative Corticosteroide bei COPD auch wegen einer asthmatischen Begleitkomponente jedoch häufiger eingesetzt als in der Leitlinie vorgesehen. 


Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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