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Kohlenmonoxidvergiftung
Kasuistik einer – vielleicht - vermeidbaren Familientragödie
Was macht Kohlenmonoxid?
In Deutschland geht man von etwa 600 Intoxikationen mit Kohlenmonoxid aus, die absichtlich suizidal oder akzidentiell, wie im letzten Jahr im hessischen Arnstein – wo sechs Jugendliche in einer Gartenlaube ums Leben kamen, weil ein Stromgenerator genutzt wurde, der für Innenbereiche keine Zulassung hatte, entstehen.
Milde Intoxikationen zeigen sich durch leichte Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Müdigkeit, was dann häufig den grippeähnlichen Symptomen zugeordnet wird. Bei einer mittleren Einwirkung des Kohlenmonoxids von 150 bis 300 ppm verstärken sich die Kopfschmerzen in einen pochenden Schmerztyp, der mit Benommenheit, Verwirrtheit und Herzrasen einhergeht. Bei weiterer Giftaufnahme ab 300 ppm tritt Bewusstlosigkeit ein, es kommt zu Krampfanfällen mit komplettem Versagen des kardiorespiratorischen Systems. Kohlenmonoxid bindet sich 200-fach stärker an das Hämoglobin im Blut, als Sauerstoff, weswegen der Gasaustausch massiv gestört ist und das Gehirn sehr sensibel darauf reagiert. Werden Patienten rechtzeitig entdeckt kann mit einer PEEP-Beatmung, einer speziellen Beatmungsform mit positivem endexpiratorischem Druck, unter 100 Prozent Sauerstoff und, so sie zur Verfügung steht, einer hyperbaren Sauerstofftherapie (Überdruckkammer) das CO eliminiert werden.
Vier Leute mit gleichzeitig auftretenden Grippesymptomen? Unwahrscheinlich
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass eine vierköpfige Familie schlagartig dieselben Grippesymptome und somit die gleiche Inkubationszeit einer eventuellen Infektion hat. Vielmehr soll diese Kasuistik den Blick dafür schärfen, auch Fragen zu stellen, wenn, wie in dem vorliegenden Fall, eine größere Menge an Erkältungsmedikamenten beschafft wird.
Aber auch Personen, die Einrichtungen betreiben, von denen eine CO-Gefahr ausgeht und diese Symptome an sich bemerken, sollten selbstkritisch reagieren und sie nicht leichtfertig auf einen grippalen Infekt schieben, denn sie wissen besser, als jeder andere, ob in ihrem häuslichen Umfeld eine mögliche Kohlenmonoxid-Exposition besteht. Besondere Vorsicht gilt immer bei Kaminen, Kamin- oder Komfortöfen, Heizpilzen, oder beim Betrieb von Verbrennungsmotoren in geschlossenen Räumen. Im Zweifel kann die Feuerwehr vor Ort Messungen durchführen, die dann Klarheit schaffen. Rauchmelder sind in jedem Haus vorgeschrieben, CO-Warner leider bisher nicht.
CO-Warngeräte für 20 Euro
Da Rettungsdienste und Feuerwehren über diese Warngeräte als persönliche Schutzausrüstung verfügen, sind in der Vergangenheit in vielen Fällen Gaskonzentrationen frühzeitig erkannt worden und es konnte schlimmeres verhindert werden. CO-Warngeräte gibt es im Handel bereits ab 20 Euro käuflich zu erwerben.
2 Kommentare
Dichte CO
von Helge Killinger am 13.02.2018 um 10:45 Uhr
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AW: Dichte CO
von Marvin am 15.02.2018 um 20:08 Uhr
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