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27. Februar 2018
Apotheke und Großhandel – nicht immer oder nicht mehr nur eine Liebesbeziehung. Früher, viel früher war das mal anders. Früher, als die Spannen noch üppig waren, als es ordentliche Aufschläge und fette Rabatte gab und der Großhandelsvertreter noch ab und zu ein Geschenk vorbeibrachte. Das alles ist Geschichte. Die Politik begann 2004, die Spielregeln der Beziehung Apotheke – Großhandel neu zu ordnen. Die Rabatte, die Skonti sind überschaubar geworden, selbst das unlängst ergangene Skonto-Urteil löste wider Erwarten keine Riesen-Rabattschlacht aus. Der finanzielle Spielraum des Großhandels wurde enger, das kontinuierlich steigende Direktgeschäft, die Hochpreis-Arzneimittel und dazu mehr und mehr gesetzliche Anforderungen (z. B. gekühlte Transportautos und die Vorbereitungen auf Securpharm) zehren an dem, was übrig bleibt. In dieser Situation wird der Großhandel schon mal erfinderisch: Servicebeitrag heißt das Zauberwort, um die Apotheke zur Kasse zu bitten dafür, dass er sie beliefert, vor allem, wenn sie zu wenig Umsatz macht. Mein liebes Tagebuch, wehren kann man sich dagegen kaum. Man kann versuchen, die Anzahl der Touren zu beschränken, was entweder zu einer schlechteren Lieferfähigkeit oder notgedrungen zu einem größeren Warenlager führt. Oder man kann versuchen, mit seinem Großhändler zu reden, über Konditionen, über Servicebeiträge – denn nichts ist in Stein gemeißelt, alles ist individuell. Ein Ärgernis sind allerdings – und das ist schon legendär – die Großhandelsrechnungen. Mit einem hochkomplexen und anspruchsvollen Pharmaziestudium allein kann man noch lange keine Großhandelsrechnung lesen geschweige denn verstehen. Was man mit dem Großhandel am Konditionen vereinbarte und was dann auf dem Papier steht, das lässt sich für Otto-Normal-Apotheker nicht nachvollziehen. Zeilenrabatte, Abschläge, Boni, Mali, Spannenausgleich, Servicegebühren und vieles mehr – der Erfindungsreichtum des Großhandels ist schier unendlich. Mein liebes Tagebuch, man fühlt sich über den Tisch gezogen. Der Großhandel, der eine Rechnung ausstellt, die auf den ersten Blick zeigt, woran man ist, hätte einen Preis verdient.
4 Kommentare
Zum Kollegen Küsgens
von Dr.Diefenbach am 04.03.2018 um 14:17 Uhr
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Ab jetzt gibt es kein Verstecken mehr!
von Gunnar Müller, Detmold am 04.03.2018 um 13:21 Uhr
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Großer Kollaps
von Bernd Jas am 04.03.2018 um 12:34 Uhr
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Secupharm
von Bernd Küsgens am 04.03.2018 um 12:26 Uhr
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