Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

08.04.2018, 08:00 Uhr

Die Gesundheitspolitik setzt auf ARMIN. Das ist eine Chance! Müsste man da nicht mal bei Ärzten und Patienten dafür werben? (Foto: Andi Dalferth)

Die Gesundheitspolitik setzt auf ARMIN. Das ist eine Chance! Müsste man da nicht mal bei Ärzten und Patienten dafür werben? (Foto: Andi Dalferth)


4. April 2018

Endlich packt mal einer dieses heiße Eisen an: Dr. Jörn Graue, Chef des Norddeutschen Apothekenrechenzentrums (NARZ) und des Hamburger Apothekervereins, fordert, die Hilfstaxe zu kündigen. Das ist die Taxe, in der die Einkaufspreise für Inhaltsstoffe und Primärverpackungen klassischer Rezepturen vereinbart sind. Diese Preise sind uralt, haben nichts mit den tatsächlichen Einkaufspreisen von heute zu tun, sie wurden vor vielen Jahren vereinbart und seitdem nie mehr angepasst. Ein Skandal! Die Apotheke legt also seit Jahren bei der Abrechnung der Rezepturen und Verpackungen drauf. Würde die Apotheke mit den tatsächlichen Einkaufspreisen für Inhaltsstoffe und Verpackungen rechnen, ergäben sich meist deutlich höhere Preise für Rezepturen. Anlass für Graues Forderung ist der Streit um die Abrechnungsregeln für Zytostatikazubereitungen, der nach dem Schiedsspruch vom Januar im Raum steht. Mein liebes Tagebuch, das Rattenschärfste beim Thema Hilfstaxe: Laut Graue hat die Mitgliederversammlung des Deutschen Apothekerverbands bereits 2012 die Kündigung der Hilfstaxe beschlossen – passiert ist bis heute allerdings nichts. Da kann man sich wirklich nur Graues Worten anschließen: „Es reicht!“ Genau, wenn nicht jetzt, wann dann? Worauf wartet die Apothekerverbandsriege eigentlich? Wovor hat sie Angst? Nach einer Kündigung fallen die Apotheken nichts ins Bodenlose, denn die Arzneimittelpreisverordnung sieht dann Rezepturaufschläge auf tatsächliche Einkaufspreise vor. Es kann doch nicht sein, dass die Apotheken weiterhin draufzahlen. Auch der Chef des Hessischen Apothekerverbands, Holger Seyfarth, hat sich nun gemeldet und will den Deutschen Apothekerverband auffordern, alle Anlagen der Hilfstaxe (außer Anlage 3, Zytozubereitungen) zu kündigen. Recht so. Ostern ist vorbei, die Hasenfüße sollen zu Hause bleiben, jetzt wird endlich gehandelt. 


ARMIN hat wirklich das Zeug, zu zeigen, wo die zukünftige Richtung der apothekerlichen Arbeit liegen könnte. Mein liebes Tagebuch, das Arzneimittelprojekt in Sachsen und Thüringen verbessert die Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheke und letztlich die Versorgung der Versicherten. ARMIN hat leider nur eine Schwachstelle: Es machen zu wenige Ärzte mit, es haben sich zu wenige Patienten eingeschrieben. Das sieht auch der Gesundheitspolitiker der CDU, Michael Hennrich. Eigentlich ist ARMIN genau das, sagt er im DAZ.online-Gespräch, wie man sich als Gesundheitspolitiker die Kommunikation zwischen Arzt und Apotheker vorstellt, den Einsatz des elektronischen Medikationsplans und der elektronischen Patientenakte. Mein liebes Tagebuch, auch wir Apotheker könnten uns die Zusammenarbeit zwischen beiden Heilberufen vorstellen, wie sie in ARMIN angedacht ist. Leider hapert es bisweilen noch mit der Technik, die älteren Ärzte mauern, es knirscht bei den Abläufen. Dennoch, Hennrich macht Mut: „Evaluiert das Projekt und zeigt uns, dass es versorgungsrelevant ist.“ Also, da bleibt doch nur die Hoffnung, dass das die ABDA hört. Da liegen wirklich große Chancen, für die man mehr Einsatz zeigen müsste. ABDA, nehmt Geld in die Hand und rührt die Werbetrommel für ARMIN! Und vielleicht könnten sich auch  die Chefs von Ärzte- und  Apothekerkammern, von Kassenärztlichen Vereinigungen und Apothekerverbänden einen Ruck geben und ein Quäntchen mehr Einsatz für ARMIN an den Tag legen! 



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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5 Kommentare

Spahn

von Conny am 08.04.2018 um 14:57 Uhr

Spahn dessen Kumpel Max Müller von Doc Morris ist ,sorgt sich um Recht und Ordnung in Deutschland. Finde den Fehler !

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Der liebe Jens

von Dr Schweikert-Wehner am 08.04.2018 um 12:39 Uhr

wird nur nett lächeln und an seinen Freund Max Müller denken. Die Reisekosten nach Berlin kann sich der liebe Präsident gleich sparen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Digitalisierung oder wir wollen auch mitspielen

von Bernd Jas am 08.04.2018 um 10:49 Uhr

Einen schönen guten Morgen Herr Ditzel,

das ist ja wiedermal ein sehr anditzelnedes Tagebuch.

Der Fortschritt der Digitalisierung schießt exponentiell an jedem "Ich glaube wir sollten da Mitziehen-Politiker" vorbei (siehe Elektromobilität), so dass der jenige nur noch seine Kinnlade vor sich aufschlagen hört, während Google und Konsorten während das Aufklappens mal eben ein paar smarte Implantate gesetzt haben.
Ahhh,.. aber gegen das Ausspionieren gibt es ja bald die neue DSG-VO, da haben wir ja dann DEN Datenschutz der alle Daten schützt. Nur wer schützt uns vor dem Datenschutz?....Wir sind mal wieder die letzten in der Pullerwanne.

Und mal in Echt liebe Politiker; um auf Herrn Ditzels Gretchenfrage zurück zu kommen, wie haltet Ihr es mit den Naturgesetzen,...glaubt ihr wirklich Ihr könntet das Licht einholen?
Seit etwa ZWANZIG Jahren versucht Ihr uns eine „Kranken-Karte“ zu elektronisieren und steht Euch mit Euren Partnern selbst im Weg. Die Telekom hat Monopol auf (fast) alle verlegten Kanäle und bremst alle die an Ihr vorbeiziehen könnten schneller aus, als die BNA (Beschaffungsgesellschaft für Nutzlose Arbeitsbetätigung) registriert, dass der Fortschritt nun wiedermal nicht hier stattfindet.
Schnelles Netz für alle, in 100 Mbit/sek,...ha, ha, wenn überhaupt, dann aber bitte nur in eine Richtung.

Noch was zu „Wie sicher sind die Gesundheitsdaten in diesen Kapitalgesellschaften?“
Big-Data ist mittlerweile bei jedem in seinem (Apotheken-) Rechner oder „Smart“-Phone angelangt, da kitzelt die DSG-VO nur wie eine Fliege auf dem Dickhäuterrücken.
Während wir das schicke neue Kärtchen noch am Einlesen sind, wird in Silicon-Valley schon am Angebot für die neue Hüfte verhandelt. So schnell geht die Sicherung sicher, doch sicher die „Sicherheit“ nicht.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Zu H.Ströh

von Dr.Diefenbach am 08.04.2018 um 9:39 Uhr

Stimmt !!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Geduld bringt keine neue Hilfstaxe

von Ulrich Ströh am 08.04.2018 um 8:42 Uhr

Tagebuch-Zitat zur Hilfstaxe:

Worauf wartet die Apothekerverbandsriege eigentlich?
Wovor hat sie Angst?

Warum ist seit der Kündigung im Jahre 2012 nichts passiert?

Umsomehr ist zu würdigen,dass Kollege Dr. Graue mit einem eigenen Lebensalter von über 80 Jahren dieses wichtige Thema anstößt.


» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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