Hochwasserfolgen im Saarland

Apotheke muss in Container ziehen

Berlin - 29.06.2018, 16:30 Uhr


Notlösung: Container-Apotheke

Die schwierige – und in dieser Art bisher einmalige – Situation weckte in Apothekenleiter Tobias Thiel ungeahnte Kräfte. Aber auch sein Team reagierte nach Aussagen Thiels vorbildlich und engagiert. Während noch die Apotheke unter Wasser stand, habe er den Plan entwickelt, auf dem vor der Apotheke gelegenen Parkplatz Container aufstellen zu lassen und in diesem Provisorium den Betrieb weiterzuführen. Binnen drei Tagen seien die Container aufgestellt und komplett ausgestattet worden. Tobias Thiel beschreibt, wie die Container für den Einsatz als Ersatzapotheke extra aufgeschnitten und miteinander verbunden werden mussten. Die Kosten dafür musste der Pharmazeut zunächst selbst tragen, hofft aber auf Unterstützung durch die Versicherung.

Seit dem 23. Juni ist die ungewöhnliche Container-Apotheke in Betrieb. Alles funktioniere sehr gut. Alles sei vorhanden: Verkaufsraum, Rezeptur, Apotheken-EDV und die vertraute Warenvielfalt, die einzig in der Masse reduziert sei. Für die maßgenaue Einrichtung der Container hätten alle Gewerke unkompliziert und zeitnah Hand in Hand gearbeitet. „Die Zusammenarbeit mit den Handwerkern war mustergültig“, freut sich Thiel.

Apothekerkammer unterstützt Katastrophenmanagement

Dass besondere Situationen auch besondere Lösungen erfordern, davon sei auch die Apothekerkammer überzeugt gewesen, erläutert Thiel auf Nachfrage. „Sie haben die Situation als Katastrophenmanagement verstanden und alles abgesegnet.“ Neben den Vorgaben der Kammer mussten auch baurechtliche und polizeiliche Bestimmungen bedacht werden. Doch es hätte von allen Seiten großes Verständnis und Unterstützung gegeben. Auch die Kommunalverwaltung hätte mitgeholfen, die Situation zu meistern. So seien Teile der alten Apothekenausstattung, die noch brauchbar seien, im Heusweiler Rathaus zwischengelagert, so Thiel. 

Die Apothekerkammer habe den Betrieb inzwischen abgenommen und sei ganz begeistert gewesen, freut sich der Apotheker. Sehr wichtig, so Thiel: „Die Kunden bekommen ansonsten nur mit, es ist geschlossen. Sie suchen sich dann eine andere Apotheke und bleiben eventuell dort. Das kann schnell existenzbedrohend sein.“ So seien der flexible Umgang mit der Ausnahmesituation und die schnelle unkomplizierte Lösung eine gute Imagewerbung für die Apotheke. Dieses gehöre mit zu den positiven Erkenntnissen, die er aus der Situation ziehen konnte, erläutert der Heusweiler Apotheker. Besonders froh sei er aber über die Chance, die Arbeitsplätze der 15 Mitarbeiter sichern zu können. „Es war auch eine gute Maßnahme zur Teambildung“, resümiert Thiel – wenn auch sicher mit einer Portion Galgenhumor gemischt. 

Ende des Provisoriums noch nicht absehbar

„Hoffentlich sind wir bis Weihnachten wieder in unseren alten Räumen“, wünscht sich Thiel. Erste Schätzungen gehen von eher optimistisch gerechneten drei Monaten Sanierungsdauer aus. Doch dies sei nicht sehr wahrscheinlich, erläutert der Apothekenleiter. Das Gutachten, das auch den gesamten Gebäudeschaden miteinrechnet, stehe noch aus. Insofern seien eine seriöse Einschätzung und ein genauer Zeitplan noch nicht möglich. „Wir mussten schon einiges mitmachen, Einbrüche und andere Dinge. Diese Situation werden wir auch überstehen“, ist sich Thiel sicher – und kann dabei auf die Unterstützung seines gesamten Teams zählen.  



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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