- DAZ.online
- News
- Apotheke
- Pflichtfortbildung: DAZ-...
Pro und Kontra
Pflichtfortbildung: DAZ-Leser sind dagegen
Soll die Fortbildung der Apotheker in Deutschland obligatorisch und Verstöße bestraft werden? Immer wieder wird diese Frage zum Beispiel bei Kammerversammlungen diskutiert. Die Berufskollegen in anderen europäischen Staaten müssen regelmäßig nachweisen, dass sie sich auf dem aktuellsten Stand halten. Wir haben unsere Leser gefragt, ob dies auch hierzulande denkbar wäre.
„Das wäre berufspolitischer Selbstmord“, sagt Dr. Peter Kaiser, Apothekeninhaber aus der Nähe von Stuttgart. Er sei kein Gegner von Fortbildungen, aber die Offizinapotheker würden ohnehin in Bürokratie ertrinken. „Eine sanktionierte Pflichtfortbildung würde den Unmut unter den Kollegen verstärken“, so Kaiser weiter. Er kann sich nicht vorstellen, wie es die Kammern bewerkstelligen sollen, neben ihrem eigenen Fortbildungsangebot auch als Akkreditierungsstelle zu dienen und Sanktionen gegen ihre eigenen Mitglieder auszusprechen. „Von Gewaltenteilung kann keine Rede mehr sein“, merkt er an.
Mehr zum Thema
So sieht die Situation in Deutschland aus
Von der Fortbildungspflicht zur Pflichtfortbildung
Anreize statt Kontrollen
„Anwesenheitspflicht und Noten waren schon in der Schule kein Garant für Wissbegierde. Wenn wir gemeinsam eine Qualitätsverbesserung erreichen wollen, müssen wir dafür Anreize setzen und nicht noch mehr gesetzliche Regelungen und Kontrollen“, kommentiert ein Leser auf DAZ.online dazu.
Ein weiterer Leser meint: „Ist eigentlich jedem klar, dass ich Verstöße gegen die längst bestehende Fortbildungspflicht nur ‚bestrafen‘ kann, wenn ich Wissen bzw. Fertigkeiten streng PRÜFE? Sonst wäre es ja keine Pflicht zur Fortbildung, sondern eine Pflicht zum Besuch von Fortbildungs-VERANSTALTUNGEN.“
67 Prozent möchten, dass Fortbildungen weiterhin freiwillig bleiben
Prof. Dr. Thorsten Lehr von der Universität des Saarlandes hält dagegen: „Die Hälfte aller medizinischen Übersichtsarbeiten ist nach fünf Jahren veraltet. Medizinische Leitlinien werden etwa alle drei Jahre überarbeitet.“ Wer sich nicht regelmäßig fortbildet, bleibt auf dem Niveau des Studiums hängen und könnte die Kunden und Patienten in der Apotheke nicht adäquat beraten. „Was zum Zeitpunkt der Approbation Goldstandard war, gehört heute vielleicht schon zur Reservemedikation“, gibt Lehr zu bedenken.
Keine „Sitzscheine“ oder „firmengesponsertes Wissen“
„Sitzscheine“ oder „firmengesponsertes Wissen“ stellen für ihn keine hochwertige Fortbildung dar. Konsequent, lebenslang und verpflichtend sollten sich Apotheker fortbilden. Dafür muss es regelmäßige Kontrollen und „radikale Konsequenzen“ geben: „Im schlimmsten Fall der Approbationsentzug.“
Doch die Mehrheit der mehr als 700 DAZ-Leser, die sich online an der Umfrage beteiligten, sieht das anders: 67 Prozent lehnen es ab, dass Apotheker an Pflichtfortbildungen teilnehmen müssen und bestraft werden, wenn sie dagegen verstoßen. 33 Prozent der Leser könnten sich dagegen vorstellen, dass eine obligatorische Fortbildung, wie es sie in anderen europäischen Ländern bereits gibt, auch hierzulande eingeführt wird.
Die Frage „Pflichtfortbildung für Apotheker?“ bleibt also spannend und stößt immer wieder eine lebhafte und konstruktive Diskussion im Berufsstand an. Wir bedanken uns bei allen Lesern, die zum Pro und Kontra in der DAZ beigetragen haben, und werden das Thema weiter im Auge behalten.
2 Kommentare
Bemerkung
von Beatrix Mayer am 23.07.2018 um 12:37 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Die Pflicht gibt es bereits
von Pharmakus am 18.07.2018 um 19:59 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.