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Herrenberg/Baden-Württemberg
Vor der Apotheke: Heilpflanzengarten statt einfach nur ein Grünstreifen
Auch in diesem Rekord-Sommer gedeiht der pharmazeutische Garten vor einer schwäbischen Apotheke. Zu verdanken ist das dem langjährigen Einsatz eines Apothekers im Ruhestand und Schülern, die sich im Rahmen einer Ökologie-AG um die Pflege des „hortulus pharmaceuticus“ in Herrenberg kümmern.
Ein Loch anstelle des Trottoirs. Absperrungen. Baggerlärm. Als Dr. Roland Feil im Sommer 2001 seine Apotheke aufsperren will, ist der gebürtige Stuttgarter perplex. „Die Information, dass die Stadt die Straße neu gestalten will, hatte mich zuvor nicht erreicht“, erzählt der heutige Apotheker im Ruhestand.
Damals blieb ihm nichts anderes übrig, als die Beeinträchtigungen durch die Baumaßnahme hinzunehmen: Dreck, Dauerlärm und Kunden, die ein halbes Jahr lang nur über Bretter zur Eingangstür geleitet werden konnten. „Umsatzeinbußen von bis zu 50 Prozent waren die Folge“, erinnert sich der 80-Jährige zurück.
Pharmazeutischer Schaugarten statt Grünstreifen
Im Nachhinein erweist sich das damalige Ärgernis jedoch als Glücksfall. Denn heute ist der ehemalige Bauabschnitt vor der Haug-Apotheke Standort für eine Vielzahl von duftenden Arznei- und Gewürzpflanzen.
Auf einer 12 mal 1,5 Meter großen Fläche blühen unter anderem Fingerhut, wilder Thymian, Beinwell und ein übermannshoher Liebstöckel, auch als Maggi-Kraut bekannt. „So schön und groß wächst der nicht einmal bei mir zuhause“, freut sich Feil, der den „hortulus pharmaceuticus“ ins Leben gerufen hat und ihn nach wie vor pflegt.
Dabei war der Anfang kein leichter. Kurz nach Beginn der Bauarbeiten erfuhr Feil auf Nachfrage bei der Stadt, was vor seiner Offizin geplant ist: Ein mit Robinien bepflanzter Grünstreifen. „Davon war ich erstmal wenig begeistert“ erinnert er sich, „Parkplätze oder eine Haltebucht hätte ich sinnvoller gefunden.“ Als die Verantwortlichen nicht einlenkten, kam der Pharmazeut auf eine andere Idee: Ein Heilpflanzen-Garten.
Unter Vorbehalt erteilte die Stadt dem Apotheker die Erlaubnis für einen pharmazeutischen Garten. Bedingung: Auf eigene Kosten und die Robinie muss bleiben, „auch wenn sie keinen pharmazeutischen Bezug hat und den darunter wachsenden Heilpflanzen eher schadet“, findet Feil auch heute noch.
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