ARD-Sendung

TV-Dokumentation über Patienten des Bottroper Zyto-Apothekers

Karlsruhe - 08.10.2018, 09:05 Uhr

In einer TV-Dokumentation der ARD kommen am heutigen Montagabend Patienten des Bottroper Zyto-Apothekers zu Wort. (Foto: WDR)

In einer TV-Dokumentation der ARD kommen am heutigen Montagabend Patienten des Bottroper Zyto-Apothekers zu Wort. (Foto: WDR)


BMG: Vorfall nicht auf alle Zyto-Apotheker beziehen

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wollte zu einer Anfrage nicht Stellung nehmen, heißt es in der Doku – doch prüfe sein Ministerium nun Gesetzesänderungen. Auf Nachfrage von DAZ.online führt dieses aus, dass das Arzneimittelgesetz eine gesetzliche Grundlage darstelle, „die weitreichende Kontrollbefugnisse vorsieht und die Durchsetzung der erforderlichen Maßnahmen gewährleistet“. Die gesetzlichen Vorschriften verlangten ein „systematisches und risikobasiertes Vorgehen“, gleichzeitig würden sie es den Ländern ermöglichen, „flexibel auf mögliche Risiken zu reagieren“. Nach dem Urteil gegen Peter S. sei von einem gravierenden kriminellen Fehlverhalten eines einzelnen Apothekers auszugehen. „Ein Systemversagen kann daraus nicht abgeleitet werden“, erklärt das Ministerium.

Und weiter: „Die Bottroper Geschehnisse sollten nicht verallgemeinert und die Apotheken, die patientenindividuelle Zytostatika-Zubereitungen herstellen, nicht unter Generalverdacht gestellt werden.“ Das Ministerium werde Vorfälle aus der jüngsten Zeit zum Anlass, alle Ursachen genau zu analysieren und im Detail aufzuarbeiten. „Dabei wird das Erfordernis sowohl gesetzlicher als auch anderer Maßnahmen geprüft“, erklärt Spahns Pressestelle. Auf Facebook erklärte der Minister am vergangenen Freitag, er werde „sehr bald“ Gesetzesänderungen bezüglich der Skandale in Sachen Valsartan und Lunapharm vorlegen – Bottrop und Zyto-Kontrollen blieben unerwähnt.

TV-Doku: ABDA lehnt Interview ab

„Auch die Bundesvereinigung der Apothekerkammern lehnt ein Interview ab“, heißt es in der Fernsehdoku. Der Skandal sei als Einzelfall bezeichnet worden, zu einer Verschärfung des Gesetzes wolle man sich nicht äußern. Gegenüber DAZ.online erklärt eine ABDA-Sprecherin wie schon zuvor, dass es sich um Landesangelegenheiten handele – daher seien die Landesapothekerkammern zuständig.

Der frühere kaufmännische Leiter der Alten Apotheke, Martin Porwoll, hatte den Skandal durch eine Anzeige erst ans Tageslicht gebracht – und zeigt sich über die Reaktionen enttäuscht. „Ich finde es nach wie vor faszinierend, wie wenig Empörung das tatsächlich auslöst – mehr oder weniger nur ein Schulterzucken und ‚machen wir doch weiter, läuft doch gut‘“, sagt er. Nach dem Motto „jetzt müssen wir uns alle doch wieder vertrauen können“ würde nun dazu aufgerufen, den Fall hinter sich zu lassen, ohne dass wirklich eine Basis für gesundes Vertrauen geschaffen worden sei. „Das geht ja auch Hand in Hand mit der Abqualifizierung des Falls als Einzelfall, wobei das ja gar nicht feststeht“, sagt Porwoll.

Patientin: Der Mensch hat nicht viel gezählt

Die Patienten seien in dem Fall eigentlich nur Statisten gewesen, sagt Melanie Masuch – zwei für sie bestimmte, aber womöglich noch nicht freigegebene Zytostatika waren bei der Razzia mit deutlichen Unterdosierungen sichergestellt worden. „Der Mensch an sich, der hat da nicht wirklich viel gezählt“, sagt sie. Vertrauen habe sie nur noch in ihre Familie oder in Freunde. „Dieses Urvertrauen, was man mit in die Wiege gelegt bekommt in die große Weite Welt, das ist gar nicht mehr da“, sagt sie. „Mit seinem Betrug hat ein Apotheker Vertrauen in die Medizin zerstört“, heißt es in der Doku. „Dafür, dass dieser Fall nicht in Vergessenheit gerät, sorgen die mutigen Menschen von Bottrop.“



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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