- DAZ.online
- News
- Arzneimittelforschung: In...
Real-World-Evidence
Arzneimittelforschung: In Zukunft mehr Daten aus der realen Welt
Wie wird aus Real-World-Data Real-World-Evidence?
Das klingt alles sehr verlockend, aber einfach ist es sicher nicht, daraus eine tragfähige Evidenz abzuleiten, denn Daten aus der realen Welt sind häufig „unstrukturiert“ und deshalb schwer zu analysieren. Man denke hier nur an psychische Erkrankungen oder bestimmte chronische Krankheiten (Herz-Kreislauf-, Stoffwechselerkrankungen) inklusive Begleiterkrankungen oder Behandlungsschemata mit mehreren Arzneimitteln. Darüber hinaus ist das Fortschreiten dieser Krankheiten durch ein komplexes Netzwerk von Rückkopplungswegen gekennzeichnet. In diesen Situationen kann die RWD nach Meinung des PharmaBoardroom-Autors Roy von speziellen Analysewerkzeugen und maschinellen Lerntechniken profitieren. Die Verwendung der richtigen Analysemethoden ist für ihn der Schlüssel, um die richtigen Einblicke zu gewinnen und RWE zu generieren.
Elektronische Gesundheitsakten für lernende Gesundheitssysteme
Auch in der EU ist die Initiative, im Rahmen der Arzneimittelentwicklung mehr Real-World-Data zu nutzen, schon lange angekommen. In der Fachzeitschrift Clinical Pharmacology and Therapeutics haben sich unlängst der Direktor der Europäischen Arzneimittelagentur Guido Rasi und die Leiter dreier europäischer Arzneimittelagenturen, darunter auch BfArM-Präsident Karl Broich, sowie Vertreter von Universitäten und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) damit auseinandergesetzt, wie elektronische Gesundheitsakten (eHRs) für lernende Gesundheitssysteme genutzt werden können. Auf dem Gebiet der Pharmakovigilanz haben Daten aus der realen Welt auch in Europa bereits ihren festen Platz. Dringend gebraucht werden sie nach Meinung der Experten aber gleichermaßen im Bereich der klinischen Bewertung von Arzneimitteln. „Ein wirklich lernendes Gesundheitssystem, das Real-World-Evidence nutzt, wird der einzige Weg zum kontinuierlichen Erfolg im Pharma-Ökosystem sein“, so ihre Überzeugung.
Hierfür braucht es aber nicht nur eine adäquate und qualitativ
hochwertige Datenerfassung, sondern auch Vorschriften für die
Gesundheitsdienstleister, die Datenbestände zu füttern und gemeinsam zu nutzen.
Nach Erhebungen der OECD sind zwar diesbezüglich von 2012 bis 2016 in vielen Gesundheitssystemen
erhebliche Fortschritte erzielt worden. Von dem Ideal-Ziel „Ein Patient, eine
Akte“ sind die meisten aber offenbar noch weit entfernt. Als Länder mit einer hohen
Abdeckung der Bevölkerung mit qualitativ hochwertigen eHRs und Vorschriften für
deren Nutzung werden Österreich, Dänemark, Estland, Finnland, Luxemburg, Polen
und die Slowakei angeführt.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.