Medizinalhanf-Diskussionsrunde

Gibt es einen Glaubenskrieg in der Cannabistherapie?

Berlin - 05.02.2019, 16:15 Uhr

So wie es beim Medizinalhanf läuft, ist es nicht optimal, finden Apotheker, Ärzte und die Kassen. Was sich ändern soll, darüber haben die Interessengruppen unterschiedliche Vorstellungen. (m / Foto: imago)

So wie es beim Medizinalhanf läuft, ist es nicht optimal, finden Apotheker, Ärzte und die Kassen. Was sich ändern soll, darüber haben die Interessengruppen unterschiedliche Vorstellungen. (m / Foto: imago)


MDK möchte mehr Kompetenz

Auch Meeßen, der die MDK-Seite (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung) vertritt, sprach sich für eine schärfere Trennung zwischen der Legalisierungs- und der Medizinalhanfdebatte aus. Er bemängelte zudem, dass der MDK nicht die Kompetenz habe, Anträge aus inhaltlichen und nicht nur aus formalen Gründen abzulehnen.

Der politische Trend scheint derzeit in die andere Richtung zu gehen. So sind im aktuellen GSAV-Entwurf, Ausnahmen beim Genehmigungsvorbehalt vorgesehen. Dies bedauere der MDK-Experte sehr. Außerdem bemängelte Meeßen, dass Cannabis nicht nur von spezifischen Facharztgruppen verordnet werden dürfe, sondern auch von „fachfremden“ Hausärzten.

Schmerzmediziner: „Es sind mitnichten die Junkies“

Für Schmerzmediziner Nadstawek stellt sich das Kompetenzgerangel bei den Cannabisverordnungen anders dar. Es gehe nicht an, dass fachfremde Personen beim MDK Therapieempfehlungen abgeben. So stehe in den Ablehnungsbescheiden häufig die Empfehlung, dass die Schmerzpatienten doch stattdessen Opioide einnehmen sollen – ohne die Betroffenen zu kennen. Und dass Opioide für die Patienten besser seien, könne der BVSD-Vorstand nicht bestätigen.

Außerdem bezweifele er, dass das Missbrauchspotenzial der Blütenarzneien so hoch sei, wie von den Vorrednern angenommen. „Es sind mitnichten die Junkies, die nach Cannabis fragen, sondern die schweren Fälle“, schilderte der Schmerzmediziner aus seiner Praxiserfahrung.

Wie sprechen wir über Medizinalhanf in fünf Jahren?

Der Begriff „Glaubenskrieg“ klingt vielleicht etwas drastisch. Doch trifft er den emotionalen Aspekt der Debatte im Kern. Denn sowohl für die Kritiker als auch für die Befürworter der Blütentherapie spielt Eminenz eine große Rolle. Dies liegt möglicherweise zum einen an der Evidenzlage und der fehlenden Arzneimittel-zulassung. Hinzu kommt, dass Cannabis die in Deutschland am häufigsten illegal konsumierte Droge ist, und bis vor Kurzem auch als Medizin nicht verkehrsfähig war, was subjektiv die Bedenken einiger Kritiker verstärken könnte.

Am Status von Cannabis als illegale Rauschdroge könnte sich auf internationaler Seite langfristig etwas ändern. So hat das WHO-Expertengremium, das für Drogen und Suchtstoffe zuständig ist (ECDD), empfohlen, das Gefahrenpotenzial von Cannabis herunterzustufen. Konkret soll Cannabis nach Auffassung des ECDD nicht mehr in die internationale Betäubungsmittelkategorie 4 gehören, die mit einem kompletten Verbot von Herstellung, Handel und Besitz verbunden ist. Cannabis würde demnach nur noch zur Kategorie 1 gehören, die eine strenge staatliche Kontrolle vorgibt. Ob diese nicht rechtsverbindlichen Empfehlungen umgesetzt werden, ist Sache der UN. Und diese Entscheidung könne sich noch bis 2020 hinziehen, erklärte eine Sprecherin des ECDD gegenüber DAZ.online. 



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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Zwischen Chancen und Risiken

6 Kommentare

Med. Anwendungen umfassend dargestellt

von M.Thole am 06.02.2019 um 18:22 Uhr

Zu beachten ist, daß auch dort wo vordergründig nur THC angegeben ist, noch weitere Inhaltsstoffe aus der jeweils farbig angedeuteten Gruppe wichtig sind
https://s3.amazonaws.com/leafly/content/cannabinoids-101-what-makes-cannabis-medicine/0kDQdUNqR0GCXCMdfgbs_leafly-cannabinoid-wheel-large.jpg
Rot: hochwachsende Sativa. Violett/magenta: buschig wachsende Indica. Grün Hybride (Kreuzungen v. Sativa u. Indica)
Hinzu kommen mindestens noch Terpene, welche die Wirkung von reinem THC in Verschiedene Richtungen ziehen können.
http://30c1be84fhhqj3xa1lmshckme.wpengine.netdna-cdn.com/wp-content/uploads/2016/02/jXSS0pS1Sw2p2eq176GL_Leafly-Cannabis-Terpene-Wheel-Infographic.png

Und wenn man das ignoriert bzw. nicht erfassen kann oder nicht will, dann behauptet man ganz einfach merkbefreit fehlende Evidenz

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Ferngesteuerte

von M.Thole am 06.02.2019 um 18:07 Uhr

mit Verhaltensweisen/Anzeichen von Schizophrenie nach Emrich.
>Seit 1992 leitete Emrich die Psychiatrie an der MHH und machte sich in der Wissenschaftswelt unter anderem einen Namen als Experte für Synästesie (die Fähigkeit, beispielsweise Zahlen als Farben wahrzunehmen) und Schizophrenie. „Bei Schizophrenen ist die räumliche Wahrnehmung gestört“, erklärt er und zeigt eine bemalte Hohlmaske, die Schizophreniepatienten im Gegensatz zu Gesunden nicht als Hohlkörper sehen können. „Sie haben eine andere Wahrnehmungsarchitektur im Gehirn. Dadurch nehmen sie mehr Details wahr und sind im Alltag leicht überfordert, weil sie die Wirklichkeit nicht glätten können.“<
Quelle: http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Der-Menschen-er-forscher

Wer ein Objekt bzw. Sachverhalt nur aus einer einzigen, meist bedrohlich empfundenen, Frontalperspektive erfassen u./.o. darstellen kann, kann als schizophren bezeichnet werden.

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Merkbefreite

von M.Thole am 06.02.2019 um 16:59 Uhr

>Bodendiek monierte, dass der Gesetzgeber den Cannabisblüten durch Aufnahme ins SGB V einen Medikamentenstatus verliehen habe, ohne dass diese eine Arzneimittelzulassung durchlaufen hätten. Und die vorhandene Evidenz sei von schlechter Qualität. Des Weiteren vermisse die Bundesärztekammer eine Indikationsliste.
Der dritte Kritikpunkt bestehe darin, dass auf dem verordnenden Arzt ein zu großer Druck laste.<
Die Dummstellerei ist ja unerträglich..

Fehlende Indikationsliste könnte evtl. zum selber Denken anregen. Diese Fähigkeit scheint aber bei Herrn Bodendiek u.a. überhaupt nicht vorhanden zu sein !

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AW: Merkbefreite

von Gerhard Formetoknow am 06.02.2019 um 17:31 Uhr

Was es gibt keine Evidenz?
Also entweder dir WHO gibt Empfehlungen an die UN ohne evidenz raus, oder jemand redet schon wieder groben Unfug.
Die erste nachgewiesene medizinische Nutzung war 2700 v.Ch.
Das einzige was nie eine wissenschaftliche oder moralische Grundlage hatte, war die Prohibitionspolitik.
Glaubt jemand allen ernstes, dass es die Pflanze jemals zurück in die Medizin geschafft hätte, wenn "keine positive medizinische Wirkung evident wäre"? Trotz aller Bemühungen sie in der Versenkung verschwinden zu lassen? Das klingt sehr naiv.

Really?

von Gerhard Formetoknow am 06.02.2019 um 15:48 Uhr

Wie wäre es, wenn diese Kritiker einmal in ihrem Leben das Ideologische Brett vor dem Hirn entfernen und ausnahmsweise ihre Hausaufgaben machen?

https://www.who.int/medicines/access/controlled-substances/ecdd_40_meeting/en/

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Really

von nibo am 06.02.2019 um 17:07 Uhr

Sollte weiter mit dazu gegeben werden, dass Ideologen nicht von ihrer Aussage lassen wollen. Und "Glaubenskrieg" noch viel zu wenig Ernst genommen wird. Zusammen genommen mit der Prohibition ergibt das die unheilige Allianz des "war on drugs".

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