Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

24.02.2019, 08:00 Uhr

Die Stärke der Vor-Ort-Apotheken: Same Day Delivery, die Zustellung von Bestellungen am gleichen Tag – das schaffen die Versender nicht. (Foto: Andi Dalferth)

Die Stärke der Vor-Ort-Apotheken: Same Day Delivery, die Zustellung von Bestellungen am gleichen Tag – das schaffen die Versender nicht. (Foto: Andi Dalferth)


19. Februar 2019

Der Dachverband der Betriebskrankenkassen (BKK) gibt sich als ganz harter: In einem Beitrag des BKK-Magazins lassen zwei Mitarbeiterinnen dieses Dachverbands wissen, dass man Spahns Pläne zur Reform des Apothekenmarkts rundum ablehne. Mit den Vorschlägen des Bundesgesundheitsministers erhielten die Apotheken 530 Mio. Euro „aus der Gießkanne“ ohne neue Versorgungsleistungen von den Apotheken zu verlangen. Mein liebes Tagebuch, wie kommt die BKK auf diese Zahl? Spahn hatte seinerzeit nur 375 Mio. Euro zugesagt. Zudem fordert die BKK, dass das Apothekenhonorar nach dem Modell des 2hm-Gutachtens reformiert werden solle. Ja, und wenn Spahn die Apotheken schon zusätzlich mit Dienstleistungshonoraren beglücken will, dann müsste aber das Fixum auf 5,84 Euro abgesenkt werden, es sei eh zu hoch, meint dieser Kassenverband. Und das Rattenschärfste: Die Versorgung auf dem Land solle auch durch Apothekenbusse, Versandhandel und Automaten gestärkt werden, malt sich der BKK-Verband in bunten Farben aus. Das geht sogar soweit, dass es aus Sicht dieses Kassenverbands angebracht sei, Apothekengründungen in ländlichen Regionen zu deregulieren: Er kann sich Apotheken ohne Labor und Rezeptur auf dem Land vorstellen, die „Apotheke light“. Und ein Apotheker müsse in der Dorfapotheke auch nicht immer vor Ort sein, meinen die BKK-Mitarbeiterinnen sinngemäß in voller Naivität, es gebe ja schließlich Pharma-Hotlines und Video-Sprechstunden. Mein liebes Tagebuch, das wäre sogar die Apotheke „extra light“. Schmalspur-Pharmazie auf dem Land, Zwei-Klassen-Pharmazie – das ist die schöne neue Welt der BKK. Da wären BKK-Versicherte arm dran, wenn sie auf dem Dorf leben! Kann man das alles noch Ernst nehmen, mein liebes Tagebuch? Kann man nicht, mit so viel Humbug disqualifiziert sich der BKK-Dachverband selber.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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6 Kommentare

Bringedienst: Aber bitte erst anschnallen....

von Gunnar Müller, Detmold am 24.02.2019 um 17:45 Uhr

... und er gehört bitte doch auch honoriert, oder?
Bin schon gespannt, ob und wenn ja - was die ABDA dafür fordert (oder hat sie auch dazu keinen Mumm?!).
Und:
Wer ordnet ggf. diesen Sofort-Bringedienst an bzw. stellt ein Erfordernis dafür (apothekerliche Dienstleistung) fest?
P. S. Theoretisch könnte natürlich auch der Versand durch Versender honoriert werden – wegen des zeitlichen Versatzes (2 Tage...) natürlich nicht in derselben Höhe!
Und bitte auch nicht vergessen: Die geringeren Stückkosten (keine Beratung wie in den Apotheken vor Ort) sowie die höheren EinkaufsRabatte (insbesondere bei den ausländischen Versendern!!) gehören natürlich beim Versender-Entgelt ausgepreist sprich: heruntergepreist!! Oder die Kassenabschläge werden entsprechend umverteilt (siehe den von uns vorgeschlagenen Plan C)!!

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AW: Bringedienst: Aber vorher bitte erst selbst abholen ...

von Christian Timme am 24.02.2019 um 21:36 Uhr

Das waren noch Zeiten ... nach unzähligen selbst gelesenen Yellowpress-Titeln beim Onkel Dr. auch noch Menschenschlangen vor der Apotheke ... der HV als letzte Bastion vor der Abgabe des Arzneimittels auf Rezept. Und jetzt ... UPS, DHL, Hermes etc. „die bringen’s“, sogar der Arzt kommt ... nur unsere „Apothekers“ haben „Blei“ in den Sohlen und warten darauf bis das „Honorar“ selbst kommt ...

Aktivitäten

von Dr.Diefenbach am 24.02.2019 um 13:11 Uhr

Was derzeit am Markt läuft,kann doch massiv zu GUNSTEN der Präsenzapotheke enden.Schade,dass es Einzelpersonen sind,die auf Missstände aufmerksam machen,die politischen Hintergrund haben.WIE kommt es sonst,dass Herr Spahn plötzlich still zu sein scheint?WIE begleitet eigentlich unsere Führung die Unternehmungen der Jungpharmazeuten,von denen offenbar einige nun selbst das Heft des Handelns übernommen haben?Es sieht halt SO aus,dass der Markt-vorbei an der ABDA-Spitze-seinen Weg suchte,in Teilen auch gefunden haben könnte(!).Somit,betrachtet man den Kooperationsgipfel,wird die ABDA in ihrer jetzigen Form immer mehr:ÜBERFLÜSSIG.-Dass übrigens Kosten im Gesundheitswesen keine Rolle spielen,politisch besehen,wird am Beispiel des EMA-Auszuges aus England deutlich:Man muss wohl einen Mietvertrag erfüllen,der noch eine zweistellige Zahl von Jahren läuft und für den weit über 500 Mio(!) Euro fällig werden-ohne offensichtlichen Gegennutzen.Das ist zwar eine ganz andere Ebene,es zeigt halt,WIE man mit Finanzen auch agiert.Dass dies letztlich wieder beim Steuerzahler hängen bleiben wird,auch über den Arzneimittelpreis ,ist klar.Und wir müssen weiterhin über Cents streiten...

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Staat im Staate,

von Christian Giese am 24.02.2019 um 11:09 Uhr

Je mehr die ABDA - Strukturen weiterhin schwächeln, umsomehr werden sich Genossenschaften, Wissenskooperationen, Plattformen u.ä. bilden.
Denn "Was mehr wird, wenn wir teilen", der Urgenossenschaftsgedanke, hat zumindest in der derzeit unsicheren Phase seinen starken Überlebensreiz.

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Wenn Tagebücher „aufhorchen“ ... und Apotheker weiter schlafen wollen ...

von Christian Timme am 24.02.2019 um 10:47 Uhr

„Die ABDA zerbricht sich den Kopf ...“ weil jahrelanges Nachdenken und Politisieren wenig verändert hat, dafür aber „immer mehr Raum“ benötigt wird ... und das für was?. Wann wird der erste GfK-Referent auf dem DAT sprechen und „unaussprechliche Fragen“ beantworten? ...

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Loslegen!

von Ulrich Ströh am 24.02.2019 um 9:05 Uhr

Da hatte Noweda- Chef Michael Kuck auf dem Kooperationsgipfel Recht:
Plattformen mit Reichweite (!) bei Kunden und Apotheken müssen schleunigst für Präsenzapotheken her.

Mindestens 8000 Apotheken sollten teilnehmen und zusätzlich muß ein starker Medienpartner für Reichweite dabei sein.

Und dann auch nachhaltig zügig loslegen! Ankündigen wird nicht reichen.

Kleinere Insellösungen werden erfolglos sein.

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