Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

24.02.2019, 08:00 Uhr

Die Stärke der Vor-Ort-Apotheken: Same Day Delivery, die Zustellung von Bestellungen am gleichen Tag – das schaffen die Versender nicht. (Foto: Andi Dalferth)

Die Stärke der Vor-Ort-Apotheken: Same Day Delivery, die Zustellung von Bestellungen am gleichen Tag – das schaffen die Versender nicht. (Foto: Andi Dalferth)


21. Februar 2019

Unterstützung für einen Kampf pro Rx-Versandverbot kommt von der deutschsprachigen Fakultät für Pharmazie der Semmelweis-Uni aus Budapest. Initiator ist der Pharmaziestudent und CDU-Mitglied Benedikt Bühler, der mit seinen Kommilitonen nun eine Aktion „#MitUnsNicht – Ja! zum Rx-Versandverbot und aktiver Teilnahme an der Politik“ auf Facebook, Instagram und Twitter startet. In sozialen Netzwerken werben sie für eine rasche Umsetzung des Versandverbots. Ziel der Aktion: Der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn solle endlich das im Koalitionsvertrag verankerte Rx-Versandverbot umsetzen. Bühler hat bereits einen Brief an die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer geschickt und deutlich gemacht, dass er mit ihrer Unterstützung für ein Rx-Versandverbot rechnet. Mein liebes Tagebuch, wunderbar, eine Aktion in den sozialen Medien kann heute mehr bewirken als endlose Debatten in Hinterzimmern. Schade, dass die Kampagne erst jetzt kommt, jetzt, wo die ABDA bereits Ja zum Verzicht aufs Versandverbot gesagt hat. 


Jetzt aber, ein neuer Vorstoß von Lutz Engelen, dem rührigen Präsidenten der Apothekerkammer Nordrhein. Er will, dass der niederländische Versender DocMorris von der GKV-Versorgung ausgeschlossen wird. Engelen ist überzeugt, dass der Rahmenvertrag zur Arzneimittelversorgung, den der GKV-Spitzenverband und der Deutsche Apothekerverband geschlossen haben, das hergibt. Denn dort ist u. a. festgehalten, dass die deutschen Preisregelungen, also auch die Gleichpreisigkeit bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln, auch für ausländische Versender gelten, wenn sie Arzneimittel nach Deutschland liefern. Mein liebes Tagebuch, natürlich hat die Apothekerschaft in den vergangenen Jahren schon des öfteren den GKV-Spitzenverband darauf hingewiesen, dass der Rahmenvertrag Boni verbietet. Aber der GKV-Spitzenverband ließ die Apotheker abblitzen, er wolle DocMorris nicht sanktionieren. Starkes Stück, mein liebes Tagebuch, da hat der GKV-Spitzenverband zweierlei Recht eingeführt. Engelen will das nicht akzeptieren. Er will nun DocMorris aus dem Rahmenvertrag ausschließen lassen u. a. mit der Begründung, dass DocMorris ja gar keine öffentliche Präsenz-Apotheke betreibe, sondern nur ein Auslieferungslager im Industriegebiet von Heerlen. Laut Rahmenvertrag sei damit nicht die Voraussetzung gegeben, die Kassenpatienten mit Arzneimitteln zu beliefern. Laut Länderliste des Bundesgesundheitsministerium ist nämlich eine niederländische Versandapotheke nur dann mit unseren deutschen Standards vergleichbar und somit für den Versand nach Deutschland zulässig, wenn sie auch eine Präsenzapotheke unterhält. Engelen drängt nun Fritz Becker, den Chef des Deutschen Apothekerverbands, tätig zu werden. Mein liebes Tagebuch, ein netter Versuch, DocMorris rauszukicken. Mehr als kleine Nadelstiche werden das aber nicht sein. Ich bin mir sicher: Würde es tatsächlich zu ernsthaften Diskussionen hierüber kommen, würde DocMorris von heute auf morgen eine Präsenzapotheke hervorzaubern – unten, im Erdgeschoss seines Lagerhallen-Komplexes ist dafür mit Sicherheit noch Platz. 



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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6 Kommentare

Bringedienst: Aber bitte erst anschnallen....

von Gunnar Müller, Detmold am 24.02.2019 um 17:45 Uhr

... und er gehört bitte doch auch honoriert, oder?
Bin schon gespannt, ob und wenn ja - was die ABDA dafür fordert (oder hat sie auch dazu keinen Mumm?!).
Und:
Wer ordnet ggf. diesen Sofort-Bringedienst an bzw. stellt ein Erfordernis dafür (apothekerliche Dienstleistung) fest?
P. S. Theoretisch könnte natürlich auch der Versand durch Versender honoriert werden – wegen des zeitlichen Versatzes (2 Tage...) natürlich nicht in derselben Höhe!
Und bitte auch nicht vergessen: Die geringeren Stückkosten (keine Beratung wie in den Apotheken vor Ort) sowie die höheren EinkaufsRabatte (insbesondere bei den ausländischen Versendern!!) gehören natürlich beim Versender-Entgelt ausgepreist sprich: heruntergepreist!! Oder die Kassenabschläge werden entsprechend umverteilt (siehe den von uns vorgeschlagenen Plan C)!!

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Bringedienst: Aber vorher bitte erst selbst abholen ...

von Christian Timme am 24.02.2019 um 21:36 Uhr

Das waren noch Zeiten ... nach unzähligen selbst gelesenen Yellowpress-Titeln beim Onkel Dr. auch noch Menschenschlangen vor der Apotheke ... der HV als letzte Bastion vor der Abgabe des Arzneimittels auf Rezept. Und jetzt ... UPS, DHL, Hermes etc. „die bringen’s“, sogar der Arzt kommt ... nur unsere „Apothekers“ haben „Blei“ in den Sohlen und warten darauf bis das „Honorar“ selbst kommt ...

Aktivitäten

von Dr.Diefenbach am 24.02.2019 um 13:11 Uhr

Was derzeit am Markt läuft,kann doch massiv zu GUNSTEN der Präsenzapotheke enden.Schade,dass es Einzelpersonen sind,die auf Missstände aufmerksam machen,die politischen Hintergrund haben.WIE kommt es sonst,dass Herr Spahn plötzlich still zu sein scheint?WIE begleitet eigentlich unsere Führung die Unternehmungen der Jungpharmazeuten,von denen offenbar einige nun selbst das Heft des Handelns übernommen haben?Es sieht halt SO aus,dass der Markt-vorbei an der ABDA-Spitze-seinen Weg suchte,in Teilen auch gefunden haben könnte(!).Somit,betrachtet man den Kooperationsgipfel,wird die ABDA in ihrer jetzigen Form immer mehr:ÜBERFLÜSSIG.-Dass übrigens Kosten im Gesundheitswesen keine Rolle spielen,politisch besehen,wird am Beispiel des EMA-Auszuges aus England deutlich:Man muss wohl einen Mietvertrag erfüllen,der noch eine zweistellige Zahl von Jahren läuft und für den weit über 500 Mio(!) Euro fällig werden-ohne offensichtlichen Gegennutzen.Das ist zwar eine ganz andere Ebene,es zeigt halt,WIE man mit Finanzen auch agiert.Dass dies letztlich wieder beim Steuerzahler hängen bleiben wird,auch über den Arzneimittelpreis ,ist klar.Und wir müssen weiterhin über Cents streiten...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Staat im Staate,

von Christian Giese am 24.02.2019 um 11:09 Uhr

Je mehr die ABDA - Strukturen weiterhin schwächeln, umsomehr werden sich Genossenschaften, Wissenskooperationen, Plattformen u.ä. bilden.
Denn "Was mehr wird, wenn wir teilen", der Urgenossenschaftsgedanke, hat zumindest in der derzeit unsicheren Phase seinen starken Überlebensreiz.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Wenn Tagebücher „aufhorchen“ ... und Apotheker weiter schlafen wollen ...

von Christian Timme am 24.02.2019 um 10:47 Uhr

„Die ABDA zerbricht sich den Kopf ...“ weil jahrelanges Nachdenken und Politisieren wenig verändert hat, dafür aber „immer mehr Raum“ benötigt wird ... und das für was?. Wann wird der erste GfK-Referent auf dem DAT sprechen und „unaussprechliche Fragen“ beantworten? ...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Loslegen!

von Ulrich Ströh am 24.02.2019 um 9:05 Uhr

Da hatte Noweda- Chef Michael Kuck auf dem Kooperationsgipfel Recht:
Plattformen mit Reichweite (!) bei Kunden und Apotheken müssen schleunigst für Präsenzapotheken her.

Mindestens 8000 Apotheken sollten teilnehmen und zusätzlich muß ein starker Medienpartner für Reichweite dabei sein.

Und dann auch nachhaltig zügig loslegen! Ankündigen wird nicht reichen.

Kleinere Insellösungen werden erfolglos sein.

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