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Der „Berliner Patient“ – Teil 2?
HIV, CCR5 und die Hoffnung auf Heilung
Das Mississippi-Baby und andere Misserfolge
Auch wenn der „Berliner Patient“ bislang als der einzige geheilte Patient gilt, gab es immer wieder Berichte, die Hoffnung auf Heilung machten, wie im Dezember 2013 in der DAZ: Wie gut das Vorgehen im Fall des „Berliner Patienten“ gewesen sei, zeigte damals die Geschichte der „Bostoner Patienten“. So soll es sich um eine ähnliche Ausgangslage gehandelt haben. Jedoch wurde im Unterschied zu dem „Berliner Patienten“ nicht nach Spendern gesucht, die die CCR5-delta32-Deletion aufwiesen: Wochen, nachdem die anti-retroviralen Medikamente abgesetzt wurden, tauchten bei beiden Patienten die HI-Viren wieder auf. Wie Prof. Dr. Theo Dingermann und Dr. Ilse Zündorf in der DAZ beschrieben, reicht es offenbar nicht, ein infiziertes Knochenmark durch ein gesundes Transplantat zu ersetzen. Schon lange werde spekuliert, dass infizierte Zellen in tiefe Kompartimente „abtauchen“ können, wo sie vor der aggressiven Behandlung zur Vorbereitung einer Knochenmarktransplantation geschützt sind.
Ein weiterer hoffnungsvoller Fall der Vergangenheit sollte sich leider auch als Misserfolg herausstellen: das „Mississippi Baby“. Im Juli 2010 kam die Tochter einer HIV-positiven Mutter in der 35. Schwangerschaftswoche zur Welt und wurde direkt an die University of Mississippi Medical School in Jackson überwiesen. Die Viruslast des Kindes war mit ca. 20.000 RNA-Kopien pro Milliliter Plasma relativ gering. Ungefähr 30 Stunden nach der Geburt wurde eine antiretrovirale Therapie begonnen und statt die Therapie – wie üblich – nach vier Wochen wieder abzusetzen, wurde das Mädchen für 18 Monate weiter behandelt. Ab Tag 29 waren keine Viren mehr im Plasma des Neugeborenen nachweisbar. Nach 18 Monaten Therapie brachte die Mutter ihre Tochter allerdings nicht mehr zum Arzt. Im Alter von 24 Monaten wurde das Kind wieder bei Ärzten vorstellig. Die beteiligten Wissenschaftler sprachen von einer „funktionellen Heilung" des Mädchens. 2014 hieß es dann aber leider im Ärzteblatt: „Mississippi Baby“: HI-Viren kehren nach funktioneller Heilung zurück.
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Im Dezember 2018 sorgten dann die „CRISPR“-Babys für mediale Aufregung: Am 26. November verkündete ein junger chinesischer Wissenschaftler in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AP, dass zwei gesunde Mädchen geboren wurden, die nach In-vitro-Fertilisation mithilfe der Genschere CRISPR/Cas9 resistent gegen eine Infektion mit HI-Viren wurden.
Zündorf und Dingermann betrachteten den Fall in der DAZ 49/2018 ausführlich und kritisch. Der Sinn des „empörenden“ Experiments war zum einen, zu zeigen, dass die Gen-Editierung an befruchteten Eizellen möglich ist. Zündorf und Dingermann warfen aber deutlich die Frage auf, ob das zum jetzigen Zeitpunkt der CRISPR-Forschung tatsächlich ratsam ist. Außerdem wichtig war das Gen, das manipuliert wurde: CCR5. Dingermann und Zündorf meinten, dass gerade dieses Gen als Prototyp einer CRISPR-Manipulation am humanen Embryo in die Geschichte eingehen soll, sei nicht wirklich plausibel. Es fehle ein valider „medical need“, was das ganze Unterfangen noch absurder mache, als es ohnehin schon sei.
2 Kommentare
Hiv
von Susan Moore am 27.06.2019 um 19:32 Uhr
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Nigeria
von Kezed am 12.03.2019 um 7:03 Uhr
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