Kommunalwahl

Apotheker Matthias Oechsner ist Spitzenkandidat der FDP-Stuttgart

Berlin - 10.05.2019, 07:00 Uhr

Apotheker Dr. Matthias Oechsner ist amtierender
Sprecher der FDP-Gruppierung im Gemeinderat Stuttgart – und Spitzenkandidat
seiner Partei für die Gemeinderatswahlen in Stuttgart am 26. Mai 2019. (Foto: FDP im Gemeinderat Stuttgart )

Apotheker Dr. Matthias Oechsner ist amtierender Sprecher der FDP-Gruppierung im Gemeinderat Stuttgart – und Spitzenkandidat seiner Partei für die Gemeinderatswahlen in Stuttgart am 26. Mai 2019. (Foto: FDP im Gemeinderat Stuttgart )


Am 26. Mai wird in Stuttgart die Zusammensetzung des Gemeinderates neu bestimmt. Parallel zu der Europawahl finden in vielen deutschen Bundesländern an diesem Tag Kommunalwahlen statt. Für die FDP stellt sich in Stuttgart Apotheker Dr. Matthias Oechsner als Spitzenkandidat dem Wählervotum. DAZ.online hat mit ihm über seine politischen Ziele und über die Situation der Apotheken in Deutschland gesprochen. Die Apotheke, so wie sie heute existiert, bezeichnet er als Auslaufmodell.

Baden-Württemberg ist eines der insgesamt neun Bundesländer, in denen am 26. Mai Kommunalwahlen abgehalten werden. Neben Gemeinde- und Ortschaftsräten werden Kreisräte und zusätzlich in der Region Stuttgart die Mitglieder der Regionalversammlung Stuttgart bestimmt.

Dem Internetauftritt zum Gemeinderat der Stadt Stuttgart ist zu entnehmen, dass der Gemeinderat zurzeit aus 60 Mitgliedern besteht. Die letzte Wahl fand am 25. Mai 2014 statt. Die stärkste Fraktion ist die der CDU, gefolgt von der Grünen-Fraktion. Seit dem Parteiaustritt eines Fraktionsmitgliedes der FDP hat die Partei im Stuttgarter Gemeinderat seit Ende 2014 keine Fraktionsstärke mehr. Das soll sich möglichst mit der diesjährigen Wahl wieder ändern – so Spitzenkandidat und Sprecher der FDP-Gruppierung im Gemeinderat Stuttgart, Apotheker Dr. Matthias Oechsner.

Politische Ziele für den Einzug als Fraktion in den Gemeinderat

Die FDP möchte wieder als Fraktion im neugewählten Stuttgarter Gemeinderat vertreten sein. Spitzenkandidat Oechsner erläutert gegenüber DAZ.online wichtige politische Ziele seiner Partei für die Stadt Stuttgart. Wichtig sei eine Politik, die die mittelständischen Unternehmer wieder mehr ins Zentrum des Denkens – und Handelns nehme. Die derzeitige Politik der Stadt Stuttgart sei nicht optimal, da unter anderem die Förderung der Stadtteile zugunsten der Innenstadt zurückgestellt werde. „Die Stadtteile müssen wieder besser unterstützt werden. Es ist auch in Stuttgart so, dass immer mehr kleine und mittlere Unternehmen aufhören und dadurch die Stadtteile leiden“, erläutert Oechsner. Dinge wie die Höhe der Gewerbesteuer müssten in diesem Zusammenhang überdacht werden.

Weitere wichtige Themen seiner Partei seien das Wohnen und die Digitalisierung der Arbeitswelt. Es müsse mehr gebaut werden. Dafür müssten neue Wohngebiete ausgewiesen werden, zusätzlich zu einem Konzept des verdichteten Bauens. „Wir müssen aber auch höher bauen“, ist sich der FDP-Politiker sicher. Die Verwaltung und die Arbeitsplätze in der Stadt Stuttgart müssten sich außerdem den zukünftigen Herausforderungen zum Beispiel durch den demografischen Wandel durch mehr Digitalisierung stellen.

Matthias Oechsner – Apotheker und FDP-Kommunalpolitiker

Erst kürzlich hatte DAZ.online über den Apotheker Stefan Noé berichtet, der ebenfalls für die FDP bei einer Kommunalwahl kandidiert, nämlich in Karlsruhe. Hatte sich das Verhältnis zwischen den Apothekern und der FDP nicht zuletzt stark verschlechtert? Zur Erinnerung: In ihrem Wahlprogramm zur Bundestagswahl sprachen sich die Liberalen für eine Aufhebung des Fremdbesitzverbotes aus.

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Matthias Oechsner gibt gerne zu, dass die Kombination FDP und Apotheker zunächst als eine schwierige Verbindung erscheine: „Als Apotheker wird es ja immer schwieriger mit der FDP. Das muss man ja zugeben“, schmunzelt Oechsner. Aber dennoch habe er in der liberalen Partei 1998 seine politische Heimat gefunden. „Insgesamt ist es natürlich der liberale Gedanke, die Eigenverantwortung, und dass du noch was selber bewegen kannst und der Staat nur die Rahmenbedingen setzt, ein zentraler Punkt, warum ich bei den Liberalen gelandet bin und nicht in einer anderen Partei.“

Politisch seien ihm viele Themenfelder wichtig, erläutert der dreifache Vater und promovierte Apotheker. „Ich bin ein Allrounder“, antwortet er auf die Frage nach seinen persönlichen politischen Schwerpunkten und ergänzt: „Es ist zum einen die Verkehrspolitik, die Personalpolitik und die Schulpolitik.“

„Ich möchte mich nicht dem Klientelpolitik-Vorwurf aussetzen“

Erstaunlicherweise gibt Oechsner an, sich nicht direkt mit Gesundheitspolitik zu beschäftigen. So sei er zwar im Krankenhausausschuss beziehungsweise im Verwaltungsrat des Klinikums Stuttgart tätig, doch das seien auch schon seine einzigen direkten Verbindungen zur Gesundheitspolitik. „Der klassische Weg, den man von einem Apotheker erwarten würde, den mache ich nicht. Das hat auch einen Grund. Ich möchte mich nicht dem Klientelpolitik-Vorwurf aussetzen, also dass ich pro domo Politik für mich und meinesgleichen mache. Ich überlasse das gerne anderen fähigen FDP-Politikern“, erläutert Oechsner.

Zudem habe Kommunalpolitik nur wenig mit Gesundheitspolitik zu tun. Sie könnten allerdings auf kommunaler Ebene geeignete Rahmenbedingungen für den Einzelhandel und somit auch für den Gewerbebetrieb Apotheke schaffen. „Ich möchte als Kommunalpolitiker, dass wir wohnortnah die kleinen Einzelhandelsgeschäfte behalten können, dass die nicht sterben. Apotheke stirbt zwar als letztes, aber sie stirbt dann auch“, so Oechsner.

Apotheke in der heutigen Form scheinbar politisch nicht mehr gewollt

Matthias Oechsner nimmt für sich zwar in Anspruch, kein ausgewiesener Gesundheitspolitiker zu sein, dennoch hat der Apotheker und Inhaber zweier Apotheken in Stuttgart eine klare Meinung hinsichtlich der Zukunft der Vor-Ort-Apotheken. „Ich glaube, die Apotheke in der heutigen Form ist leider, leider ein Auslaufmodell. Sie ist politisch nicht mehr gewünscht – jetzt auch von der CDU offensichtlich nicht mehr“, bedauert er ausdrücklich.

Das geplante Apotheken-Stärkungsgesetz von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sieht er zudem kritisch. „Was wird denn tatsächlich mit dem Apotheken-Stärkungsgesetz gestärkt? Das muss sich noch rausstellen. Was aber wirklich gestärkt wird, ist der Versandhandel mit verschreibungspflichtigen und anderen Arzneimitteln. Ich sehe da keine positiven Entwicklungen.“ 

Oechsner bedauert ausdrücklich, dass immer öfter kleine Apotheken schließen müssten, da diese mit den Anforderungen, die heutzutage an sie gestellt würden, nicht mehr zurechtkämen. „Auch in Stuttgart müssen nächste Woche wieder drei Apotheken schließen“, beschreibt er die Situation. Insgesamt gehe es darum, eine Vision zu entwickeln, in was für einer Gesellschaft wir zukünftig leben wollten. Auch wenn der Versandhandel bequem für die Menschen sei, so führe er am Ende auch zu einer steigenden Vereinsamung. Mit einem Appell an die Kollegen beendet Oechsner das Gespräch: „Die Apothekerschaft soll sich nicht ganz von der FDP abwenden, wenn es auch manchmal schwierig ist, die Politik unserer Partei zu verstehen, was die Apotheken angeht“, so Oechsner überzeugt.



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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5 Kommentare

FDP

von Dr Schweikert-Wehner am 10.05.2019 um 17:41 Uhr

Dumme Kälber wählen den Metzger selber.

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natürlich

von Karl Friedrich Müller am 10.05.2019 um 9:02 Uhr

wird sie "die Apotheke" wandeln. Hat sie immer getan. Mit der besseren Technik kam der Fortschritt. Die Apotheken waren immer Vorreiter. Ich bin schon ein paar Jahrzehnte dabei und hab es mit erlebt.
Insofern ist das keine Meldung wert oder eine Neuigkeit.
Ich bin auch überzeugt, dass sich die Kollegen dem weiteren Fortschritt nicht verschließen wollen. Im Gegenteil.
Die Frage ist doch: Wohin geht die Reise?
Ist alles gut und richtig, was machbar ist?
Nutzt es dem Kunden und Patienten?
Vor allem der letzte Punkt ist bei Politikern, Krankenkassen und Lobbyisten total unter den Tisch gefallen. Ich traue keinem Politiker, vor allem nicht der FDP, CDU;CSU;SPD, die meiner Meinung nach alle beeinflusst sind von Versendern. was immer für Vorteile sie davon haben.
Es ist eine Politik hin zum Kapital, zerstört nicht nur Apotheken, bislang gesunde Betriebe, sondern auch die Infrastruktur im Gesundheitswesen. Nicht nur bei uns.
Klare Politik gegen das Volk.
Wenn der Kollege die Wohnungssituation erwähnt, ist das ein sehr gutes Beispiel dafür, wo es hin geht, wenn Konzerne das Sagen bekommen. Teuer bis unbezahlbar, schlecht und unzulänglich für den Normalbürger bis zur Unterversorgung. Teilweise betrügerische Machenschaften.
für die meisten Apotheken geht es, wenn die Politik so weiter macht, nicht darum, ob sie schließt, sondern nur noch wann.
Die Politik hat Angst vor der Europawahl. Bräuchte sie nicht, wenn endlich nicht mehr das Kapital und persönliche Vorteile im Vordergrund des Tuns stünden, sondern die Aufgabe, FÜR DAS VOLK UND BÜRGER. den Normalo.

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AW: natürlich

von Heiko Barz am 10.05.2019 um 12:03 Uhr

Ich möchte nur an den wohl sehr „senilen“ Ausspruch des Herrn EU Junker erinnern, der im Wortlaut äußerte, dass die Wahl ihm völlig egal sei, denn letztlich bestimme doch nur ER, wer die nächsten Komissionare sein werden.
Die Letzten dieser Denkungsart wurden schon vor langer Zeit aus der Paukskirche gejagt!
Es kann nicht sein, dass diese Denkverwirrung politisches Basishandeln nach sich zieht. Wenn allerdings dieses „Spiel“ Grundlage heutiger Politik entspricht, so ist das Handeln auch eines Herrn Spahn zu erklären.
Wie nannte man diese Art zu regieren?
FEUDALISMUS!

Von der Fahne weichen

von Roland Mückschel am 10.05.2019 um 8:49 Uhr

Es ist wirklich schade dass die
Apothekerschaft einen so intelligenten und
visionären Vertreter an die Politik abgeben muss.

Aber eines verwehre ich mir.
Ich bin mit meiner kleinen Apotheke der Zukunft noch gewachsen.
Auf mich möchte niemand im Ort verzichten.
Aber auf Sie im Gemeinderat kann eigentlich ganz
Stuttgart verzichten.

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von Anita Peter am 10.05.2019 um 7:51 Uhr

"Apotheke in der heutigen Form scheinbar politisch nicht mehr gewollt"

Danke für die ehrlichen Worte. Das einzige was geändert werden soll ist das FBV. Die Politik will ganz in EU Manier alles ans Großkapital verschachern. Bleibt zukünftig nur noch eine Partei zum wählen. Schade.

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