Beratungs-Tipps

Barotrauma – wenn Fliegen auf die Ohren geht

Berlin - 24.07.2019, 16:30 Uhr

Einige Menschen leiden während der Start- und Landephase an einem unangenehmen bis schmerzhaften Druckgefühl im Ohr. (s / Foto: ryanking999 / stock.adobe.com)                                                                                             

Einige Menschen leiden während der Start- und Landephase an einem unangenehmen bis schmerzhaften Druckgefühl im Ohr. (s / Foto: ryanking999 / stock.adobe.com)                                                                                             


Ohrendruck – unangenehme Begleiterscheinung beim Fliegen

Vor dem Start eines Flugzeuges ist der Kabinendruck gleichzusetzen mit den atmosphärischen Druckverhältnissen des jeweiligen Standortes. Während des Startvorganges und mit zunehmender Höhe des Flugzeuges sinkt der Atmosphärendruck stetig. Der Kabinendruck wiederum wird, damit er nicht zu stark absinkt, ausgeglichen. Dennoch ergibt sich für die Passagiere ein Druckabfall entsprechend einem Höhenanstieg auf ungefähr 2500 Meter. Umgekehrt kommt es zu einem starken und schnellen Druckanstieg während eines Landeanfluges.

Der Druck innerhalb der Paukenhöhle des Mittelohres muss sich nun entsprechend den sich ändernden Druckverhältnissen in der Kabine anpassen. Das bedeutet, dass während des Startvorganges ein relativer Überdruck im Mittelohr abgelassen werden muss. Beim Landeanflug wiederum entsteht ein relativer Unterdruck, der das Trommelfell nach innen ins Mittelohr einzieht. Die Eustachische Röhre muss aktiv durch entsprechendes Einwirken der an der Öffnung beteiligten Muskeln im Rachenraum geöffnet werden, um die Druckdifferenz auszugleichen. 

Druckausgleich gestört – Folgen für das Ohr

Auch ohne krank zu sein, bemerken viele Passagiere während Start und Landung einen unangenehmen Druck im Ohr. Wer jedoch erkältet ins Flugzeug steigt oder gar unter einer Nasennebenhöhlenentzündung leidet, kann einen Druckausgleich über die Ohrtrompete nur unzureichend oder gar nicht ausführen. Auch Allergien, Tumoren oder Vernarbungen der Eustachischen Röhre können daran schuld sein. Die Folgen reichen vom eben beschriebenen Druckgefühl, über starke Schmerzen bedingt durch Einziehungen des Trommelfells, einem Paukenerguss bis hin zum Trommelfellriss. Ebenfalls werden teilweise Schwindel und Übelkeit beobachtet.

Je nach Ausmaß der Schädigung werden verschiedene Stufen eines Barotraumas des Mittelohres beobachtet. Kommt es zu einem Trommelfellriss, ist der starke Schmerz im Ohr zwar schlagartig weg, das geschädigte Trommelfell kann so jedoch nicht mehr richtig schwingen. Eine zumindest vorübergehende Schallleitungsschwerhörigkeit ist die Folge. Ein solcher Riss heilt je nach Größe von alleine aus oder muss operativ geschlossen werden. Der Gang zum Arzt ist zur Abklärung in jedem Fall anzuraten.

Klassifikation Barotrauma des Mittelohres nach Teed: 

Grad 0 Normalbefund
Grad 1 Retraktion / Rötung der Shrapnellschen Membran / Hammergriffes
Grad 2 Retraktion und Rötung des gesamten Trommelfells 
Grad 3 Wie Grad 2, jedoch zusätzlich seröser und hämorrhagischer Paukenerguss
Grad 4 Trommelfellruptur

Quelle: Notfall Barotrauma – Wenn Druck krank macht https://www.rosenfluh.ch/media/arsmedici/2006/08/Notfall-Barotrauma.pdf



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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