Österreichische Apothekerkammer widerspricht

„Arzneimittelverkauf durch Apotheker ins Ausland ist nicht Ursache der Engpässe“

Stuttgart - 08.10.2019, 14:00 Uhr

Sind Apotheken schuld an Arzneimittel-Engpässen? Die Österreichische Apothekerkammer widerspricht der Darstellung, dass der Verkauf von Arzneimitteln durch Apotheken ins Ausland die Ursache für Engpässe sei. (s / Foto: imago images / Eibner Europa)

Sind Apotheken schuld an Arzneimittel-Engpässen? Die Österreichische Apothekerkammer widerspricht der Darstellung, dass der Verkauf von Arzneimitteln durch Apotheken ins Ausland die Ursache für Engpässe sei. (s / Foto: imago images / Eibner Europa)


Die österreichische Ärztekammer erhebt in ihrer Pressemitteilung von vergangener Woche harte Vorwürfe: Dass die Apothekerkammer Medikamenten-Engpässe beklage und gleichzeitig einige Apotheker Medikamente ins Ausland verkaufen, stelle die Glaubwürdigkeit infrage, heißt es. Offensichtlich verfolge ein Teil der Apotheken statt Versorgungsinteressen ausschließlich finanzielle Ziele. In den Augen der Ärzte sind Hausapotheken bei Ärzten die Lösung. In einer aktuellen Stellungnahme widerspricht die Apothekerkammer nun den Vorwürfen.

Nicht nur Deutschland wird derzeit von Lieferengpässen gebeutelt, das Problem betrifft aufgrund der globalisierten Märkte viele Länder. Im Nachbarland Österreich hat sich vergangene Woche die Ärztekammer in einer Pressemitteilung zu diesem Thema zu Wort gemeldet. Die Ärzte beziehen sich dabei auf eine Aussage des neugewählten Pharmig-Präsidenten Philipp von Lattorff – Pharmig ist der Verband der Pharmazeutischen Industrie in Österreich. Dieser hatte erklärt, Großhändler und Apotheken, die auf dem österreichischen Markt Arzneimittel kaufen und in die EU weiterverkaufen, seien für den Großteil der aktuellen Lieferengpässe verantwortlich. 

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Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, findet es laut der Mitteilung „empörend, dass sich einige österreichische Apotheken mit dem Verkauf von Medikamenten ins Ausland ein ‚Körberlgeld‘ verdienen“. Offensichtlich verfolge ein Teil der Apotheken statt Versorgungsinteressen ausschließlich finanzielle Ziele und nehme dafür sogar eine schlechtere Versorgungslage in Österreich in Kauf, schlussfolgert Steinhart. Auf der einen Seite Versorgungsengpässe zu beklagen und auf der anderen Seite zu diesem Problem durch ausschließlich finanzielle Interessen beizutragen, findet der Mediziner unaufrichtig. Das stellt seiner Meinung nach die Glaubwürdigkeit in Frage.

„Bei Ärzten steht Versorgung der Patienten im Vordergrund“

Für den Arzt ist es „daher umso klarer, dass es deutlich mehr Anbieter im System braucht, wie etwa Hausapotheken bei Ärztinnen und Ärzten“. Bei diesen könne man darauf vertrauen, dass für sie die Versorgung ihrer Patienten im Vordergrund stehe und nicht ein fragwürdiges Vorgehen wie der Export von Medikamenten ins Ausland, das ausschließlich dem eigenen Vorteil diene.

Die Österreichische Apothekerkammer widerspricht der Darstellung, dass der Verkauf von Arzneimitteln durch Apotheken ins Ausland die Ursache für Engpässe sei. Ebenso wehrt sie sich gegen den Vorwurf, bei Apothekern stehe nicht die Versorgung im Vordergrund. Auf Nachfrage von DAZ.online erklärt die Kammer: 


Es besteht KEIN Zusammenhang zwischen einem etwaigen Verkauf von Arzneimitteln durch Apothekerinnen bzw. Apotheker ins Ausland und einem Medikamentenengpass in Österreich. Apothekerinnen und Apotheker bemühen sich nach Kräften, für ihre Kunden in Österreich nicht erhältliche Medikamente aus dem Ausland zu besorgen.“

Stellungnahme der Österreichischen Apothekerkammer




Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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