US-Studie

Arme städtische Gebiete leiden am meisten unter Apothekenschließungen

Remagen - 31.10.2019, 10:14 Uhr

Laut einer aktuellen US-Studie leiden insbesondere einkommensschwache Einwohner städtischer Gebiete unter Apothekenschließungen. ( r / Foto: imago images / Levine Roberts)

Laut einer aktuellen US-Studie leiden insbesondere einkommensschwache Einwohner städtischer Gebiete unter Apothekenschließungen. ( r / Foto: imago images / Levine Roberts)


Anhebung der Erstattungssätze von Medicare und Medicaid könnte helfen

In städtischen einkommensschwächeren Gebieten müssten die Apotheken mit den niedrigeren Erstattungssätzen im Rahmen von Medicare und Medicaid zurechtkommen. Medicare ist die öffentliche, bundesstaatliche Krankenversicherung in den USA für ältere Bürger ab 65 Jahren oder Behinderte. Medicaid ist ein sozialhilfeartiges Gesundheitsfürsorgeprogramm für Personenkreise mit geringem Einkommen, Kinder, Ältere und Menschen mit Behinderungen. Es wird von den einzelnen Bundesstaaten organisiert. Der Zugang zu Medicaid ist nur nach einer Bedürftigkeitsprüfung möglich. Ungefähr 6,5 Millionen Amerikaner erhalten Leistungen aus beiden Programmen. Laut Qato könnte eine Anhebung der Erstattungssätze von Medicare und Medicaid dazu beitragen, die Ungleichheit bei der Schließung von Apotheken zu beseitigen.

Unabhängige selten in „preferred pharmacy networks“

Außerdem stellen die Forscher die Hypothese auf, dass unabhängige Apotheken deswegen mit größerer Wahrscheinlichkeit schließen, weil sie häufig nicht an den „preferred pharmacy networks“ teilnehmen. Damit sind Gruppen von Apotheken gemeint, die sich bereit erklärt haben, Medicare im Rahmen der Versorgungsprogramme für verschreibungspflichtige Arzneimittel einen größeren Rabatt als andere Apotheken zu gewähren. Die Patienten können dann zwischen bevorzugten oder nicht bevorzugten Apotheken wählen. Wer sich für die bevorzugten Apotheken entscheidet, spart Geld, weil er weniger zuzahlen muss.

„Den Pharmacy Benefit Managern ausgeliefert“

Für den erhöhten Druck machen die Apotheker vor allem die Pharmacy Benefit Manager (PBM) in staatlichen Programmen für verschreibungspflichtige Medikamenten von Medicaid und Medicare verantwortlich, die als Kostenbremse die Erstattungssätze beschneiden. „Wir sind den Pharmacy Benefit Managern ausgeliefert", sagt Ronna Hauser, Apothekerin und Vizepräsidentin für Politik und Regulatorische Angelegenheiten bei der National Community Pharmacists Association. „Wir sind leider von ihnen abhängig, und es wird immer schwieriger." Zur Erklärung: Die PBM-Konzerne verhandeln in der Regel die Preise zwischen den Herstellern, den Versicherungen und den Apotheken. Zumeist kontrollieren die PBM-Konzerne auch selbst Versandapotheken oder Apothekenketten.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Muß USA immer ein Vorbild sein? Nein !!

von Heiko Barz am 31.10.2019 um 19:27 Uhr

Wenn bei uns nicht wirksam dagegen gesteuert wird, dann dauert es nicht lange, und das gierige Großkapital - siehe USA - wird das äußerst soziallabile Deutsche Gesundheitssystem ohne jede zwingende Not an die Wand gekarrt. Dass nun eidgebundene Deutsche Minister gegen jede Vernunft (Koalitionsvertrag) und mit sehr fragwürdigen eurojuristischen Winkelzügen den Deutschen Patienten das Recht auf eine valide und berechenbare AM-Versorgung entziehen wollen, ist rational nicht nachzuvollziehen.
Beim RXVV ist das sogar mit „Schützenhilfe“ der für uns repräsentativ eingesetzten „Führungsriege“ geschehen. ( Geheimabsprachen?? ) nun beginnt auch in der CDU langsam die sich auch zeitlich aufdrängende Diskussion über das sicher vermeidbare Momentum der Arzneimittelengpässe und wem diese patientenfeindliche Situation zuzuschreiben ist. Wir kennen schon lange Ross und Reiter. Dabei ist mit besonderem Gewicht der AOK Mensch Hermann zu nennen, der kürzlich durch sehr unangemessene Apanageforderungen nicht besonders angenehm aufgetreten ist. Zum eigenen Vorteil läßt dieser Herr alle akademische Kontenance vermissen.

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