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Flyer, Antibiotika-Pass, Aktionswoche
NRW startet Aufklärungskampagne über Antibiotika-Gebrauch
In Nordrhein-Westfalen wurde am heutigen Montag eine Kampagne gestartet, mit der auf die Gefahr von Resistenzbildungen beim Antibiotika-Gebrauch hingewiesen wird. Beteiligt sind neben dem Gesundheitsministerium auch die beiden Apotheker- und Ärztekammern, die Kassenärztlichen Vereinigungen des Landes sowie die Krankenhäuser und Krankenkassen. In Westfalen-Lippe wurde anlässlich der Kampagne schon in 1600 Apotheken der Antibiotika-Pass verteilt.
Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat bei einer Pressekonferenz in Düsseldorf am heutigen Montag die Kampagne „Rationale Antibiotikaversorgung in Nordrhein-Westfalen“ vorgestellt. Ziel der von den Apothekerkammern, den Ärztekammern, den Kassenärztlichen Vereinigungen, der Krankenhausgesellschaft und den Krankenkassen initiierten Aktion: Die Bevölkerung für den sachgerechten Umgang mit Antibiotika zu sensibilisieren. Im Rahmen der Kampagne sind verschiedene Aktionen vorgesehen. Zunächst sollen alle Apotheken, Arztpraxen, Kliniken und Geschäftsstellen der Kassen die gemeinsam erarbeiteten Info-Flyer verteilen. Der Flyer trägt die Überschrift „Teetrinken ist manchmal die bessere Wahl“ und ist in deutscher, englischer und türkischer Sprache verfügbar.
Höhepunkt ist eine Aktionswoche vom 10. bis zum 15. Februar 2020 mit vielen Aktivitäten. Dazu gehören Patientenveranstaltungen, konkrete Beratungsangebote der Kooperationspartner vor Ort, Informationsstände, Telefonaktionen oder Social-Media-Aktivitäten. Die Apothekerkammer Westfalen Lippe (AKWL) bringt sich zudem mit einer Idee eines Apotheken-Teams aus Münster ein: dem Antibiotika-Pass. Für eine Projektarbeit im Rahmen ihrer Weiterbildung zum Fachapotheker für Allgemeinpharmazie entwickelte das Team der Margareten-Apotheke in Münster einen Antibiotika-Pass. Patienten bekommen ihn dort bei Einlösung eines Antibiotika-Rezeptes, er soll helfen, den Überblick über verschriebene Antibiotika zu behalten. Seit August dieses Jahres ist der Pass über den Deutschen Apotheker Verlag oder die Noweda für alle Apotheken erhältlich. Einem AKWL-Sprecher zufolge sind bereits 60 Prozent aller Apotheken in der Kammerregion mit den Pässen ausgestattet. DAZ.online hat mehrfach über den Antibiotika-Pass berichtet.
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Zum Start der Kampagne sagte Minister Laumann: „Antibiotika gehören zu den schärfsten Schwertern der Menschheit im Kampf gegen Infektionskrankheiten. Durch ihren Einsatz können Erkrankungen behandelt werden, die ohne ihre Anwendung deutlich schwerer, häufig sogar tödlich verlaufen.“ Bei unsachgemäßem Einsatz von Antibiotika werde jedoch die Entstehung von resistenten Bakterien beschleunigt. „Damit verliert die Medizin ihre therapeutischen Möglichkeiten bei der Behandlung von bakteriellen Infektionen – das Schwert droht stumpf zu werden. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, ist ein zurückhaltender und verantwortungsbewusster Antibiotikaeinsatz unbedingt erforderlich“, forderte der CDU-Politiker.
Overwiening: Apotheker können erste Orientierung geben
Bei der heutigen Pressekonferenz in Düsseldorf saß auch AKWL-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening stellvertretend für die NRW-Apothekerschaft mit auf dem Podium. Overwiening erklärte in ihrem Statement:
Antibiotika sind unverzichtbare Medikamente, die aber nicht häufiger als nötig eingesetzt werden sollten. Die Apothekerinnen und Apotheker in Nordrhein-Westfalen nutzen ihre pro Jahr mehr als 200 Millionen Patientenkontakte, um darüber zu informieren und aufzuklären. Als Eintrittspforte in das Gesundheitssystem können sie Orientierung geben, ob ein Arztbesuch ratsam ist, und die Patientinnen und Patienten im Rahmen der Selbstmedikation beraten. Bei viralen Infektionen, zum Beispiel Erkältung oder Grippe, lindern Antibiotika weder die Symptome noch helfen sie, schneller gesund zu werden. Stattdessen kann es sinnvoll sein, andere Medikamente einzunehmen, zum Beispiel schmerz- und fiebersenkende Mittel oder Nasensprays. (…)
Jeder kann dazu beitragen, dass Antibiotika auch in Zukunft wirksam bleiben. Reste von Antibiotika sollten nicht aufgehoben oder von Patienten bei der nächsten Infektion auf eigene Faust eingenommen werden. Ebenso sollte niemals ein Antibiotikum genommen werden, das einer anderen Person verordnet wurde – auch nicht, wenn die Symptome ähnlich erscheinen. Die Stamm-Apotheke kann helfen, den Überblick zu behalten, wenn Patienten von unterschiedlichen Fachärzten Antibiotika verordnet bekommen. Dafür sind die Apotheken, schwerpunktmäßig in Westfalen-Lippe, mit 'Antibiotika-Pässen' für die Patientinnen und Patienten ausgestattet."
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