Resistenzen

Antibiotika in der Pipeline

Stuttgart - 30.12.2019, 15:00 Uhr

Wie sieht er aus, der Blick in die Zukunft der Antibiotika? (b/Foto: rh2010 / stock.adobe.com)

Wie sieht er aus, der Blick in die Zukunft der Antibiotika? (b/Foto: rh2010 / stock.adobe.com)


Nicht erst seit dem Jahr 2019 wird in den Medien über das zunehmende Problem der Resistenzentwicklung gegen Antibiotika berichtet. Sicherlich hat auch diese Berichterstattung zu einem bewussteren Umgang mit Antibiotika in der Bevölkerung geführt. Doch wie steht es um die Entwicklung neuer Antibiotika in den kommenden Jahren? Zeichnet sich Besserung ab? Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen hat eine Übersicht über die Antibiotika in der Pipeline veröffentlicht.

Die Online-Plattform www.pharma-fakten.de ist eine Initiative des Pharma Fakten e.V., in dem 13 Unternehmen aus der Arzneimittel-Branche und der vfa (Verband der forschenden Pharma-Unternehmen) organisiert sind. In einer Mitteilung am heutigen Montag macht die Initiative auf die Entwicklungen im weltweiten Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen aufmerksam – die schlechte und bereits bekannte Nachricht dabei: Neue Antibiotika werden dringend gebraucht. „Die Resistenzbildung von Bakterien stellt eine ernstzunehmende Bedrohung der Weltgesundheit dar“, wird ein Bericht von IQVIA zitiert. IQVIA ist nach eigenen Angaben ein führender und globaler Anbieter von „zukunftsweisender Analytik, Technologielösungen und klinischer Auftragsforschung“. Konkret bezieht sich die Plattform „Pharma Fakten“ auf eine von IQVIA erstellte Infografik. Darin erfährt man, dass die Anzahl verordneter Antibiotika seit zehn Jahren zwar kontinuierlich abgenommen hat (-3 Prozent), diese Entwicklung im Jahr 2013 aber durch die außergewöhnlich starke Grippesaison unterbrochen worden sein soll. Und das, „obwohl Antibiotika gegen Viren nichts ausrichten können“, kommentiert Pharma Fakten e.V. den „Ausreißer nach oben“.

„Maßnahmen zur Vorbeugung von Erkrankungen wie Hygiene, Impfungen und der verantwortungsvolle Umgang mit Antibiotika“ haben also weiterhin eine große Bedeutung, schreibt auch Pharma Fakten e.V.. Der durch IQVIA grafisch aufbereitete Trend lässt zumindest hoffen: Bis Ende 2019 wird die Anzahl der an Patienten abgegebenen definierten Tagesdosen an Antibiotika „voraussichtlich um 13 Prozent unter dem Vorjahreswert liegen.“ Niedergelassene Ärzte zeigten Zurückhaltung in der Verordnung von Antibiotika. Allgemeinmediziner, auf die knapp Dreiviertel der Verordnungen entfallen, verordneten laut IQVIA zuletzt 13 Prozent weniger als im Vorjahresvergleichszeitraum. Allerdings gibt es beim Rückgang der Antibiotikaverordnungen regionale Unterschiede.

Ein anderer Aspekt ist die Entwicklung neuer Antibiotika.

2018: Die fünf am häufigsten abgegebenen Antbiotika

  • Amoxicillin 
  • Cefuroxim axetil
  • Doxycyclin 
  • Penicillin V
  • Amoxicillin + Clavulansäure

(Quelle: IQVIA)

226 Präparate in der Entwicklung, 161 in der präklinischen Phase

Die Diskussion um Antibiotika-Resistenzen scheint in der Gesellschaft angekommen zu sein. Ein Problem das bleibt, ist die notwendige Entwicklung neuer Antibiotika. Medienberichten zufolge haben sich Pharmaunternehmen in dieser Hinsicht in der Vergangenheit nicht mit Ruhm bekleckert. Laut IQVIA befinden sich derzeit aber immerhin 226 Präparate in der globalen Pipeline. Vier stünden kurz vor der Zulassung oder wurden neu zugelassen. 161 befinden sich allerdings noch in der präklinischen Entwicklung.

Laut einer vfa-Prognose soll mit weiteren resistenzbrechenden Antibiotika im Jahr 2020 zu rechnen sein. Das gegen einige Resistenzen unempfindliche Temocillin (ein Penicillin-Derivat) wurde laut vfa in einigen EU-Ländern schon länger vertrieben; 2019 kam es nun auch in Deutschland auf den Markt. Drei weitere, nicht auf einen einzigen Erreger fokussierte Antibiotika, seien bereits zugelassen, würden aber noch nicht in Deutschland vermarktet. Vier weitere würden in der EU gerade im Zulassungsverfahren geprüft, schreibt der vfa (Verband der forschenden Pharma-Unternehmen).

Eine große Übersicht darüber, welche Antibiotika und Impfstoffe gegen Bakterien genau sich derzeit in der Entwicklung befinden, hat der vfa am 23. Dezember 2019 veröffentlicht. Diese Übersicht soll dauerhaft auch über die Kurz-Adresse vfa.de/antibakterielle-pipeline erreichbar sein. Die Tabellen beruhen auf Recherchen des vfa. Darin werden nicht nur der Name des neuen Wirkstoffs, die Antibiotika-Klasse, die Anwendungsgebiete und die entwickelnden Unternehmen angegeben. Auch der Entwicklungsstatus der Antibiotika in der Pipeline und die Einteilung nach WHO-Priorität können abgelesen werden. 



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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