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Coronavirus
Noweda: Bevölkerung soll Politiker auf Lieferengpässe hinweisen
Die Noweda baut ihre Lieferengpass-Kampagne weiter aus: Ein aktualisierter Flyer, mit dem der Großhändler die Öffentlichkeit über die aktuelle Problematik aufklären will, liegt jetzt auch Burda-Magazinen bei. Noweda erachtet das Thema als aktueller denn je, da durch die Auswirkungen des Coronavirus neue Lieferengpässe zu erwarten seien. Betroffene Patienten werden in dem Flyer unter anderem aufgefordert, Lieferengpässe ihren Krankenkassen zu melden und die örtlichen Politiker über die Missstände zu informieren.
Die Noweda will die Reichweite des Kooperationspartners Burda nutzen, um die breite Öffentlichkeit über die aktuelle Lieferengpass-Problematik aufzuklären und so die Apotheker in ihrem Alltag unterstützen. Mit der Ausweitung auf die Magazine „Focus“, „Freizeit Revue“, „SUPERillu“ und „Lisa“ erhöht sich die Auflagenzahl des Flyers „Medikamente fehlen. Lieferengpässe nehmen zu. Patienteninformation.“ um um 1,7 Millionen auf insgesamt rund 2,35 Millionen Exemplare. Auf zwei Seiten wird unter anderem erklärt, wie Lieferengpässe entstehen und was Patienten unternehmen können: Beispielsweise sich frühzeitig um Nachschub kümmern, wenn regelmäßig Arzneimittel eingenommen werden müssen, den Lieferengpass ihrer Krankenkasse melden und Politiker in den örtlichen Wahlkreisbüros über die Missstände informieren.
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Der Flyer sei gerade in Folge des Coronavirus aktueller denn je, da weitere Lieferengpässe drohen, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung. Während das BfArM „keine Hinweise auf eine kurzfristige Einschränkung der Arzneimittelversorgung aufgrund des Coronavirus“ erkenne, wie ein Sprecher der Behörde auf Nachfrage von DAZ.online erklärte, warnt Dr. Michael Kuck, Vorstandsvorsitzender der Noweda: „Zusätzliche Risiken können entstehen, wenn ein Herstellerland Arzneimittel zurückhält, weil es plötzlich Medikamente im größerem Umfang für die eigene Bevölkerung benötigt, zum Beispiel wegen einer Pandemie in Asien.“ Womit er Recht behalten könnte. Denn Indien hatte bereits vergangene Woche angekündigt, dass es Arzneimittel-Exporte für 26 Arzneistoffe stoppt – darunter auch Paracetamol, Antibiotika wie Erythromycin, Clindamycin, Metronidazol und das Virostatikum Aciclovir.
Noweda fordert Politik zum Handeln auf
Als den Hauptgrund für die Auslagerung und Konzentration der Produktion macht die Noweda die Ausschreibungen der Krankenkassen und den damit verbundenen Preisdruck aufgrund der Rabattverträge verantwortlich. „Alleine 2019 haben die Gesetzlichen Krankenkassen durch die Rabattverträge mehr als vier Milliarden Euro eingespart. Hinzu kommen Rücklagen der Gesetzlichen Krankenkassen und des Gesundheitsfonds in Höhe von rund 31 Milliarden Euro. Geld, das sinnvoll für die Arzneimittelversorgung und die Patienten eingesetzt werden könnte – gerade jetzt“, kritisiert die Noweda in ihrem Flyer. Die Genossenschaft schlägt daher vor, Krankenkassen zu verpflichten, bei Rabattvertragsausschreibungen mindestens drei Hersteller zu berücksichtigen.
Das sogenannte Mehrpartnermodell wird zwar immer wieder diskutiert, aber hat es bis jetzt noch in kein Gesetz geschafft. Zuletzt hatte der Bundestag beim Faire-Kassenwettbewerb-Gesetz die Möglichkeit, eine entsprechende Regelung umzusetzen. Die Verantwortlichen in Politik und Krankenkassen seien seit langem immer wieder darauf hingewiesen worden, dass sich die Abhängigkeit von anderen Ländern in der Arzneimittelproduktion zum Nachteil der eigenen Bevölkerung auswirken kann, erklärte Kuck. Allerdings scheint die Politik erst in Zeiten der Krise die Dringlichkeit zu erkennen: So fordern Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Karl Lauterbach (SPD), die Arzneimittelproduktion wieder nach Europa zu verlagern, und CSU-Fraktionsvorsitzende Alexander Dobrindt stellte gegenüber der „Bild-Zeitung“ einen Drei-Stufen-Plan vor, damit man „bei Arzneimitteln nicht am Tropf Asiens“ hänge: erstens Aufbau einer nationalen Souveränitätsliste, zweitens Aufbau einer nationalen Medikamentenreserve und drittens Aufbau einer europäischen Medikamenten-Produktion. Die Versorgung der Bürger mit Medikamenten sei eine Frage der nationalen Souveränität, fährt Dobrindt fort.
Dem zweiten Punkt des Dobrindt’schen Plans scheint die Noweda allerdings nicht zuzustimmen: In der aktuellen Version des Flyers heißt es: „Dagegen werden aktionistische Maßnahmen wie die Verpflichtung, höhere Lagerbestände aufzubauen, kaum helfen. Denn wenn bekannt wird, dass ein Arzneimittel knapp wird, führt das Anlegen größerer Vorräte eher zu einer Verschärfung der Situation.“ Rund um dieses Thema war zuletzt ein Streit zwischen Noweda-Chef Kuck und dem CDU-Arzneimittelexperten Michael Hennrich losgebrochen. Hennrich hatte das Logistiksystem des Großhandels als „absurd“ bezeichnet und gefordert, dass die Grossisten mehr in Lagerhaltung und Bevorratung investieren.
Kuck hatte in einem offenen Brief geantwortet und seinerseits der Politik einige „Absurditäten“ vorgeworfen, er sprach in dem Brief die Themen Lieferengpässe, EU-Versender und Apothekenschließungen an.
3 Kommentare
Coronavirus Lieferengpässe
von Georgios Kosmidis am 08.04.2020 um 16:04 Uhr
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Richtig ist die offene Kommunikation an die Öffentlichkeit und Politik und Krankenkassen
von Dr. Arndt Stütz am 16.03.2020 um 10:39 Uhr
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Bevölkerung
von Gerhard Zück am 14.03.2020 um 0:23 Uhr
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