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BfR Corona-Monitor
Lieber Schutzkleidung als Händewaschen?
Hände waschen dankt zugunsten der Schutzkleidung ab, auch des Kontaktverbots wird man eher überdrüssig. Und ob es sehr wahrscheinlich ist, sich über die Nähe zu anderen anzustecken, stellen aktuell mehr Menschen infrage als noch im März. Hingegen akzeptiert die Bevölkerung das Abstandhalten im Supermarkt und die Maskenpflicht. Diese interessanten Entwicklungen zum Verhalten der Menschen während der Coronavirus-Pandemie hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in seinem Corona-Monitor erfahren.
Nehmen die Menschen es wieder „lockerer“ mit Corona? Finden sie ein Kontaktverbot immer noch sinnig, wie stehen sie zum Maskentragen beim Einkaufen? Und wie hält die Bevölkerung es mittlerweile mit eigenen Schutzmaßnahmen wie Händewaschen – wird man nachlässiger? Wie sich die Einstellung der Bevölkerung zur Gefahr und zum Umgang mit SARS-CoV-2 über die Wochen entwickelt, beobachtet das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) seit dem 24. März 2020, indem es wöchentlich etwa 500 zufällig ausgewählte Menschen per Telefon befragt. Raus kommt der „Corona-Monitor“, die jüngste Erhebung stammt vom 5. Mai: „Die Bevölkerung sehnt sich nach einem Stück Normalität“, kommentiert BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel die Ergebnisse.
Nähe zum Menschen als Infektionsweg
Weniger Menschen sehen mittlerweile die Nähe zu anderen Menschen als hochwahrscheinlichen Infektionsweg. Auf die Frage des BfR „Wie hoch oder niedrig schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein, sich mit dem neuartigen Coronavirus über die folgenden Wege anzustecken?“ gaben am 5. Mai lediglich 63 Prozent die Nähe zu anderen Menschen an – am 24. März waren es noch 81 Prozent gewesen. Auch die Angst vor einer Ansteckung über Türklinken, Bargeld, Spielzeug, Geschirr und Besteck, Kleidung und Haustiere ist über die Wochen gesunken. Allein Lebensmittel schätzen 15 Prozent der Bevölkerung als wahrscheinlichen Infektionsweg aktuell höher ein als zu Beginn der Pandemie, da waren es nur 12 Prozent.
Zuversicht steigt, sich vor Ansteckung selbst schützen zu können
Die Menschen fühlen sich jetzt sicherer, sich vor einer Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus schützen können, als noch am 24. März: 28 Prozent fühlten sich im März schon „sehr sicher“, jetzt sind es 37 Prozent. Parallel hat die Anzahl der Menschen abgenommen, die sich „gar nicht sicher“ sind, sich selbst vor einer Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus schützen zu können: 39 Prozent (24. März) versus 23 Prozent (5. Mai).
Weg vom Händewaschen, hin zur Schutzkleidung
Und was tun die Menschen, um sich vor einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 möglichst zu schützen? Die meisten (41 Prozent) meiden die Öffentlichkeit und tragen Schutzkleidung, also Maske und Handschuhe (34 Prozent). Jeder Fünfte hält Abstand zu anderen (19 Prozent) und befolgt die staatlichen Anordnungen (20 Prozent). Nur wenige Menschen waschen sich die Hände (8 Prozent) und nutzen Desinfektionsmittel (8 Prozent). 22 Prozent lässt das Virus wohl kalt, sie ergreifen keine Maßnahmen. Hier haben sich die Prioritäten des Eigenschutzes in den letzten Wochen verschoben – weg vom Händewaschen (16 Prozent im März, 8 Prozent im Mai), hin zur Schutzkleidung (6 Prozent im März, 34 Prozent im Mai). Weniger Menschen meiden jetzt die Öffentlichkeit als noch im März, dafür achten mehr darauf, den Abstand von 1,5 Metern einzuhalten, und ergreifen überhaupt Schutzmaßnahmen. Gleich geblieben ist nur der Gebrauch von Desinfektionsmitteln über die Wochen.
Maskenpflicht, Schulen schließen, nicht reisen: angemessen?
Wie stehen die Menschen nach wochenlangen Beschränkungen derzeit zu kaum möglichen Reiseaktivitäten, dem Kontaktverbot, dem Maskentragen und der Kundenzahlbegrenzung in Geschäften? Die meisten sind einverstanden mit den Abstandsregeln (90 Prozent) und den eingeschränkten Reisemöglichkeiten (92 Prozent). Auch hinter dem Maskentragen (82 Prozent) und der begrenzten Kundenzahl (84 Prozent) steht die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung. Allerdings finden nur noch 67 Prozent der Befragten ein Kontaktverbot angemessen, im März standen noch 92 Prozent hinter dieser Maßnahme. Auch bröckelt die Überzeugung, dass das Schließen von Schulen, Kitas (75 Prozent) und Kultureinrichtungen (80 Prozent) noch angemessen ist. Im März befürworteten dies noch 94 beziehungsweise 97 Prozent.
Ältere fürchten gesundheitliche Folgen, Jüngere wirtschaftliche
Was wiegt schwerer für den individuell Befragten – die gesundheitlichen oder die wirtschaftlichen Auswirkungen, die das Coronavirus mit sich bringt? Hier ist die Einschätzung der Menschen sehr abhängig von ihrem jeweiligen Alter: Während nur jeder Zehnte der Jüngeren (14-39 Jahre) die gesundheitlichen Auswirkungen für sich fürchtet, aber jeder Zweite die wirtschaftlichen (49 Prozent), ist das Verhältnis bei älteren Menschen andersrum. Jeder Dritte der ab 60 Jahren (33 Prozent) fürchtet eher gesundheitliche Auswirkungen bei sich, nur 16 Prozent nennen die wirtschaftlichen Folgen.
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