Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

24.05.2020, 08:00 Uhr

So langsam sieht man klarer beim E-Rezept. Und wir müssen uns überlegen, was wir wollen. (Foto: Andi Dalferth)

So langsam sieht man klarer beim E-Rezept. Und wir müssen uns überlegen, was wir wollen. (Foto: Andi Dalferth)


20. Mai 2020 

Das Makelverbot für E-Rezepte ist der ABDA ein besonderes Anliegen. Zu Recht! Denn: Das E-Rezept darf nicht zu einem Handelsgut verkommen. Wenn Dritte (z. B. Versender) den Patienten z. B. Geld böten, um ihnen das E-Rezept abzuluchsen, oder Ärzte oder Krankenkassen den Versicherten anböten, die E-Verordnung aus „reiner Gefälligkeit“ und weil es ach so bequem sei an bestimmte (Versand-)Apotheken weiterzuleiten, dann Gute Nacht, liebe Vor-Ort-Apotheke. Die freie Apothekenwahl, ein echtes Kulturgut, darf nicht unterwandert werden, mein liebes Tagebuch. Und damit das auch so bleibt, drängt die ABDA darauf, das Makelverbot nicht nur gesetzgeberisch, sondern auch technisch abzusichern. Denn wir wissen ja: Bei Gesetzen gibt es immer Schlupflöcher und Möglichkeiten, sie zu umgehen. In der Technik zwar manchmal auch, aber in der Regel lassen sich technische Lücken schneller stopfen als gesetzgeberische. Wie wichtig der ABDA die rechtliche und technische Absicherung des E-Rezept-Weges ist, zeigt sich daran, dass sie die Sicherungsmaßnahmen ausführlich in ihrer aktuellen Stellungnahme zum Gesetzentwurf darstellt. Und zusätzlich erklärt ABDA-Vize Mathias Arnold in einem Video, mit dem er sich direkt an die Bundestagsabgeordneten wendet, was mit den technischen Absicherungen gemeint ist. Er hat dafür ein schönes Bild aus dem Straßenverkehr gefunden:„Es ist gut, wenn ordnungspolitisch ein Durchfahrtverbot angeordnet wird. Durchgesetzt werden kann es aber nur durch fest eingebaute Poller.“ Ja, mein liebes Tagebuch, Verbote alleine reichen vor allem bei den EU-Versendern nicht aus, wir brauchen die Poller.

 

Corona wird uns noch einige Zeit begleiten. Aber schauen wir nach vorne, mein liebes Tagebuch, es gibt auch noch andere Themen. Zum Beispiel den Wahlkampf um das höchste standespolitische Amt, das des ABDA-Präsidenten. Ende des Jahres ist es soweit, ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hat bereits angekündigt, nicht mehr für dieses Amt antreten zu wollen. Bisher hat sich nur eine Apothekerin getraut, sich zu outen und für dieses Amt kandidieren zu wollen: Gabriele Regina Overwiening, amtierende Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Einem Wahlkampf sieht sie sich daher derzeit nicht ausgesetzt, eine andere Kandidatin, ein anderer Kandidat stehen (noch) nicht zur Verfügung. Overwiening nutzt daher die berufspolitische Ruhe, ihre Positionen darzustellen, beispielsweise im Videointerview auf DAZ.online. Sie kündigt an, sie wolle die ABDA als Organisation hinterfragen. Außerdem müsse es eine neue Kultur des „Miteinander und des Mitmachens“ in der ABDA geben. Und die Arbeit der ABDA müsse für die Apotheker vor Ort „transparenter und sichtbarer“ werden. Wie wahr, mein liebes Tagebuch, kann man alles unterschreiben. Doch, diese ihre Anmerkungen sollen nicht als Kritik an der derzeitigen Arbeit der ABDA verstanden werden. Nun ja, mein liebes Tagebuch, vielleicht nicht an der derzeitigen – in der Krise gab es ja das eine oder andere Positive zu vermelden. Aber möglicherweise hören wir aus den Overwieningschen Anmerkungen doch ein paar fundamentale kritische Anmerkungen heraus. Denn die lassen sich durchaus finden. Also, mein liebes Tagebuch, dann blicken wir ab und an mal in Richtung Jahresende und schauen, ob sich noch andere Bewerberinnen und Bewerber um den Präsidentensessel zeigen. Mir fielen da noch die eine oder andere potenzielle Kandidatin ein – ein bisschen Wahlkampf muss sein.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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13 Kommentare

Noch was

von Karl Friedrich Müller am 24.05.2020 um 15:37 Uhr

Was eigentlich soll am E-Rezept einfach sein?
Wenn ich lese, was da alles gemacht werden soll. Schon die Vorbereitungen sind monströs und dann noch das Einlösen....
Digitalisierung ist ein undurchsichtiges Monster und keineswegs einfach. Teuer ist es auch noch
Wahnsinn.
Ein Rezept auf Papier.
Das Ist der einfache Scheiss.
Meine Güte. Ich fasse es nicht.

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AW: Auch noch was

von Bernd Jas am 24.05.2020 um 18:22 Uhr

Herr Müller,
Sie haben mal wieder völlig recht.
Ich find es auch einfach Sch... an seinem eigenen Niedergang mit zu basteln.
Aber so ist das halt wenn man Denken lässt und es selbst lässt.

Danke übrigens für Ihre Unterstützung letzte Woche.
Es ist Wurst wer die Nachricht verbreitet (seriös oder unseriös), sie bleibt gleich. Siehe BILD.

Ihr Quer- und Knötterkopp.

AW: Noch was ... völlig nebensächliches ... der persönliche Kontakt ... und das Gespräch ... und ...

von Christian Timme am 24.05.2020 um 22:18 Uhr

Dieses kleine e- wird unsere Welt nicht aus den Angeln heben ... weil es nur in eine Richtung funktioniert. Wer schon mal eine Einbahnstraße bis zum spürbaren Mauerkontakt ... mit diesem erhebenden Gefühl des "sicht- und fühlbaren Erfolges" genossen hat, der wird nach dieser Corona-Isolationshaft gerne eine Apotheke mit "richtigen sprechenden Menschen" aufsuchen und es genießen ... und nutzen um von einem "guten Bekannten aus der Apotheke" mit seinen Arzneimitteln versorgt zu werden. Diesen Prozess positiv zu gestalten ist die Antwort der Apotheke vor Ort auf den Massen-Versand von irgendwo her ... ist das so schwer zu begreifen?.

DAZ 21

von Karl Friedrich Müller am 24.05.2020 um 15:28 Uhr

Dr. Edalat, die gläserne Apotheke:
Über Pro AvO
„.. heißt konkret, dass zukünftig Preisvergleiche (OTC und Freiwahl) sowie Verfügbarkeitssbfragen aller Apothekenprodukte ... für Kunden möglich sein müssen.
Ein SERVICE .....“
WER will das? Ich soll auch noch meine Preisgestaltung preis geben?
Vollkommen Gaga? Das ist der Weg in den Ruin. Es reicht schon, mit dem Versand konkurrieren zu müssen, nun soll praktisch für jeden Artikel ein Preisdruck aufgebaut werden!!!
Wir brauchen den noch verbliebenen Gewinn!
Sind alle verrückt geworden? Wir haben nichts, aber auch gar nichts mehr zu verschenken.
Die App wäre der Untergang von noch einmal ein paar tausend kleinerer Apotheken und der flächendeckenden Versorgung.

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@Frau Peter

von Conny am 24.05.2020 um 15:00 Uhr

Wie Süß !

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Im Digitalisierungsrausch ...

von Reinhard Herzog am 24.05.2020 um 11:12 Uhr

Wenn erst einmal die erste menschengemachte, wirklich bösartige "digitale Corona-Pandemie" über die Länder und IT-Strukturen der Welt hinweggezogen sein wird, dann werden wir uns nur erstaunt an den vergleichsweise sanften Tuschepinsel der Natur namens SARS-CoV-2 erinnern, trotz all seiner Gefahren ...

Bei aller Begeisterung und Anerkennung für die IT: Was wir hier tun, diese immer weiter gehende, in erster Linie kapitalmarktgetriebene Abhängigmachung lebenswichtiger Belange von derart vulnerablen und hochkomplexen Strukturen, ist an Idiotie und Leichtsinn kaum zu übertreffen.

Da wird man am Tag X noch viel dümmer und unvorbereiteter aus der Wäsche schauen als jüngst bei Corona, mit weitaus ernsteren Konsequenzen.

Dass andere Länder ja so viel weiter sind und gute Erfahrungen gemacht haben, hilft an dieser Stelle nicht weiter. Denn alle haben den digitalen Pandemie-Lackmustest noch nicht bestanden.

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AW: Im Digitalisierungsrausch ... der im Digitalisierungscrash endet ...

von Christian Timme am 24.05.2020 um 13:27 Uhr

Ich stimme Ihnen voll zu ... wenn das eigene Unvermögen erst einmal über Programmstrukturen Einzug in unsere digitalen Führungs- und Leitstrukturen gefunden hat ... gilt unwiderruflich "input ist output" ... und damit das digital beförderte Ende ...

Blick ins Warenlager von Apotheke und Großhandel

von Andreas Grünebaum am 24.05.2020 um 11:00 Uhr

"Die App müsste also das Warenwirtschaftssystem der Apotheken und die Rabattverträge kennen, außerdem das Warenlager der beteiligten Großhändler und dies dann alles zu einer aussagefähigen Anzeige matchen."
Funktioniert in unseren Apotheken über den Webshop unter Nutzung der Mauve Schnittstelle: Verfügbarkeit in der Apotheke, Verfügbarkeit mit Zeitpunkt der Lieferung über den Großhandel (zwei Großhändler aktiv). Was noch fehlt ist die Abfrage der Rabattpartner. Das wird anspruchsvoll, aber warum sollte es nicht möglich sein, wenn auch die Warenwirtschaftssysteme dies bei vertretbarem Aufwand leisten können? Das dabei die komplette Bandbreite der Austauschmöglichkeiten ohne Interaktion mit dem Apotheker vor Ort genutzt werden könnte, wage ich jedoch zu bezweifeln.

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Der Patient glotzt?

von Ulrich Ströh am 24.05.2020 um 9:16 Uhr

Lieber Herr Ditzel,
der Patient -glotzt - in unser Warenlager...?

Schöne Formulierung in Ihrem heutigen Tagebuch.

Einfach mal aus dem Blickwinkel des Patienten sehen.
Der Patient will zukünftig nur bequem und schnell an seine verordneten Medikamente kommen.
Der Kunde entscheidet zukünftig kurzfristig, wer liefert.

Schauen Sie mal nach Skandinavien :
Da klappt die Versorgung über die E- Verordnung seit längerem.
Mit Präsenzapotheken.

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AW: Der Patient glotzt

von Karl Friedrich Müller am 24.05.2020 um 9:31 Uhr

Der Kunde weiß trotzdem nicht, ob wir liefern können oder könnten. Er kann das gar nicht beurteilen. Weil er die vielen Lieferauflagen nicht kennt und auch nicht abwägen kann. Dazu kommt, dass auch ein nicht vorrätiger Artikel in kurzer Zeit beschafft werden kann, wenn es keine Engpass gibt. Der Blick ins Warenlager hat überhaupt keine Aussagekraft.
Also kann man es auch lassen.
Es muss dann halt nach der Übermittlung eine Antwort der Apotheke kommen, ob und wann das AM verfügbar ist. Und es muss die Möglichkeit geschaffen sein, dass der Kinde das Rezept dann in einer anderen Apotheke einlösen kann.
(Nicht wie bisher. Ups, schon bedruckt und den Kunden damit erpressen..)

AW: Der Patient glotzt

von Conny am 24.05.2020 um 9:56 Uhr

Bei uns braucht der Patient nicht auf die Zukunft zu warten. Er bekommt heute schon im Mai 2020 seine Medikamente schnell und bequem.

AW: Der Patient glotzt

von Anita Peter am 24.05.2020 um 14:03 Uhr

"Der Kunde entscheidet zukünftig kurzfristig, wer liefert."

Auch schon mit der Heilberuflichkeit abgeschlosssen? Eigentlich sollte die "Lieferung" der kleinste Teil des Vorgangs der Abgabe von AMs sein.

Spahns EU-Gematik ... eindeutige Positionierung gegen die Vor-Ort-Apotheke und Priorisierung des Versandes ...

von Christian Timme am 24.05.2020 um 8:54 Uhr

Das Ausführung der Frontend-App für den Anwender und Patienten könnte nicht negativer für die Apotheke ausfallen ... über die freie Token-Weiterleitung und den Abruf der Verfügbarkeitshinweise hat der 51%-Bundesminister für Auslandsgesundheit endlich die Hosen fallen lassen. Zu eindeutig ist der implementierte "Klick mich zum Vorteilsversender" Button für unseren bereits "ferngesteuerten Kassenpatienten" ... von den offensichtlichen weiteren "politischen Steuerungsfunktionen" und "Zuwendungsmechanismen" ins eigene Revier ... ganz zu schweigen ...

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