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26. Mai 2020
Die Gematik, die Oberorganisation, die federführend für die Entwicklung der E-Rezept-App zuständig ist, kann sich vorstellen, dass diese App auch eine Verfügbarkeitsabfrage für Apothekenprodukte enthält. Der Versicherte sollte mit dieser App also die Möglichkeit bekommen, vor der Rezeptübermittlung eine Verfügbarkeitsabfrage im Warenbestand der Apotheke auszuführen – klar, als Kunde möchte ich wissen, ob die Apotheke auch alles vorrätig hat, bevor ich mein Rezept an diese Apotheke schicke. Florian Hartge, Produktionsleiter bei der Gematik, meint im DAZ.online-Interview, dass dies eine nützliche Funktion sein könnte. Gespräche mit Bürgern hätten das bestätigt. Ja klar, mein liebes Tagebuch, wenn man etwas bei einem Online-Händler bestellt, möchte man schon wissen, ob das Produkt überhaupt vorrätig ist und wie lange es dauert, bis es ankommt. Nur, bei verordneten Arzneimitteln wird das nicht so einfach sein in Anbetracht der Rabattverträge und aller gesetzlichen Bestimmungen, die einer Arzneimittelauswahl und -belieferung vorgeschaltet sind. Außerdem, vieles, was nicht an Lager ist, kann der Großhandel in kürzester Zeit liefern. Nun ja, vielleicht ist die Aufregung um diesen Bestandteil der App auch verfrüht. Denn, wie der Produktionsleiter selbst sagt: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das eine der Kernfunktionen der App wird, die wir mit höchster Priorität unbedingt umsetzen wollen.“ Mein liebes Tagebuch, so wird es sein. Die Gematik-App ist doch im Prinzip eine Brot-und-Butter-App, die zur Verwaltung, zur Übermittlung und Einlösung des E-Rezepts dient, also ein absoluter Basis-Dienst. Wie der Gematik-Mitarbeiter selbst sagt: Mit dieser App wird man z. B. keine weiteren Gesundheitsdienstleistungen buchen können. Man wolle nicht in den Wettbewerb der Ideen um gute digitale Gesundheitsdienste eintreten. Mein liebes Tagebuch, dann ist in einer solchen Basis-App auch die Verfügbarkeitsabfrage fehl am Platz.
„Unser Bote. Der bringts.“ – mit dieser starken Aussage werben Apothekerverband und Apothekerkammer Nordrhein flächendeckend in ihrem Kammergebiet in der BILD-Zeitung, print und digital, für den Botendienst. Weitere Werbeanzeigen zur Digitalisierung und zum E-Rezept sollen folgen. Es soll eine Kampagne sein zur „Positionierung und Profilierung der Apotheken vor Ort“, ein „weiterer Schritt in einer verstärkt gemeinsam bewältigten Kommunikationsoffensive“. Die Imagekampagne habe eine Reichweite von 36 Millionen Kontakten. O.k., mein liebes Tagebuch, die Nordrheiner tun was. Und warum ausgerechnet mit dem Boulevardblatt BILD? Na, es sei nun mal ein wichtiges bundesweites multimediales Leitmedium und gleichzeitig die bekannteste redaktionelle Medienmarke, meint Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein. Mein liebes Tagebuch, man kann ja zu BILD stehen, wie man will und über dieses Blatt denken, was man will – Reichweite hat dieses Medium, es erreicht in der Tat das Volk. Der schwelende Streit zwischen dem Virologen Drosten und der BILD macht allerdings nachdenklich. Dass dieses Blatt wissenschaftlich gesehen sicher nicht die erste Adresse für Publikationen ist und mit eigenen Interpretationen von Studienvorergebnissen auch daneben liegt, also kräftig populistischen Mist baut – dumm gelaufen. Nun hoffen wir mal, dass der geneigte BILD-Leser die Corona-Studienthemen und den Zoff mit Drosten in der BILD eher nicht mit der Apotheken-Anzeigenkampagne in Verbindung bringt.
12 Kommentare
Offene Chancen
von Reinhard Rodiger am 31.05.2020 um 15:32 Uhr
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@ Timme: Vorteile des DAT shut-down ...
von Gunnar Müller, Detmold am 31.05.2020 um 12:13 Uhr
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Selbstausrottung !
von Christian Giese am 31.05.2020 um 12:04 Uhr
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Verfügbarkeitsabfrage
von Dr.Michael Wedler am 31.05.2020 um 11:24 Uhr
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Nachtigall ...
von Reinhard Herzog am 31.05.2020 um 10:59 Uhr
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AW: Nachtigall ... ist schon fast da ...
von Christian Timme am 31.05.2020 um 12:12 Uhr
@ Ströh: Und für die Belieferung von Rabattverträgen wird es ...
von Gunnar Müller, Detmold am 31.05.2020 um 10:21 Uhr
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AW: @ Ströh: Und für die Belieferung von
von Ulrich Ströh am 31.05.2020 um 10:36 Uhr
AW: @ Ströh: Und für die Belieferung von ...
von Christian Timme am 31.05.2020 um 11:08 Uhr
AW: @ Ströh: Und für die Beerdigungung von ....
von Bernd Jas am 31.05.2020 um 12:38 Uhr
Demnächst Verfügbarkeitshinweise aus jeder Apotheke
von Ulrich Ströh am 31.05.2020 um 8:50 Uhr
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Abgesang auf den „Deutschen Satire Tag“ ....
von Christian Timme am 31.05.2020 um 8:17 Uhr
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