STIKO

Warum ist der Meningokokken-B-Schutz keine Standardimpfung?

Stuttgart - 24.08.2020, 15:00 Uhr

Keine Standardimpfung für Säuglinge: der Schutz vor Meningokokken B. (s / Foto: comzeal / stock.adobe.com)

Keine Standardimpfung für Säuglinge: der Schutz vor Meningokokken B. (s / Foto: comzeal / stock.adobe.com)


MenB-Impfstoffe kompliziert

Das Problem beim MenB-Schutz sind laut STIKO die Impfstoffe. Denn: Die Kapsel von Meningokokken der Serogruppe B sei „wenig immunogen“. Das bedeutet, dass sie nicht einfach wie bei den Serogruppen A, C, W und Y als Impfantigen genutzt werden kann. Beide heute in Deutschland verfügbaren Impfstoffe Bexsero® und Trumenba® basieren daher auf Oberflächenproteinen, die zwar von einem Großteil, aber nicht von allen zirkulierenden MenB-Stämmen exprimiert beziehungsweise wenigstens zu einem ausreichenden Grad exprimiert werden.

Man schätzt, dass etwa 82 Prozent aller zirkulierenden MenB-Stämme in Deutschland mindestens eines der vier rekombinanten Antigen-Komponenten in Bexsero® ausreichend exprimieren, um durch den Impfstoff abgedeckt zu sein. Für Trumenba® schreibt die STIKO „ist von einer breiten Abdeckung des Impfstoffs auszugehen“.

Wirksamkeit von Bexsero

Eine Zulassungsstudie von Bexsero® fand, dass schützende Antikörper gegen die Impfantigene einen Monat nach Verabreichung von drei Dosen bei 84 bis 100 Prozent der Säuglinge gefunden wurden. Eine vierte Dosis erhöhte dies auf 95 bis 100 Prozent. Allerdings wurden die Antikörper sehr rasch – nur einen Monat nach der letzten Dosis – bestimmt, wie lange sie weiter im Körper vorhanden sind und schützen, lässt sich anhand dieser Zahlen nicht ableiten. Laut der STIKO zeigten kleinere Untersuchungen, dass der Anteil geimpfter Säuglinge und Kleinkinder mit schützenden Antikörpertitern zwölf bis 36 Monate nach der letzten Impfung „deutlich“ abnahm: Ein Jahr nach der Impfung von Säuglingen mit 4 Dosen Bexsero® hatten nur noch 15 bis 62 Prozent schützende Antikörper (gegen fHbp, das auf deutschen Stämmen am häufigsten exprimierte Antigen). In der größten Studie mit 100 Kindern hatten nur 11 Prozent drei Jahre nach Grundimmunisierung (Schema siehe unten) noch schützende Antikörper gegen fHbp.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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