Hennings (Sanacorp) und Freitag (Phoenix) zur geplanten Mega-Plattform

„Unser Problem liegt nicht innerhalb des Systems, sondern außerhalb“

Berlin - 31.08.2020, 07:00 Uhr

Sanacorp-Geschäftsführer Frank Hennings (links) und Phoenix-Deutschlandchef Marcus Freitag halten ihr Plattform-Konzept für alternativlos für die Präsenzapotheken. (Fotos: Sanacorp / Phoenix)

Sanacorp-Geschäftsführer Frank Hennings (links) und Phoenix-Deutschlandchef Marcus Freitag halten ihr Plattform-Konzept für alternativlos für die Präsenzapotheken. (Fotos: Sanacorp / Phoenix)


DAZ: Mit anderen Worten: Sie sehen die Aufstellung einer Plattform und einer starken Marke als Garantie für die Apothekenzukunft in Deutschland?

Freitag: Wir erleben in München beispielsweise das Amazon-Vertriebskonzept „Prime Now“. Endverbrauchern ist es dabei möglich, innerhalb einer Stunde über Apotheken an OTC-Arzneimittel zu kommen. Glauben wir wirklich, dass alles so wie in der Vergangenheit weiterläuft oder glauben wir, dass sich Märkte verändern werden? Wir alle sechs sind davon überzeugt, dass sich Märkte verändern und wir gemeinsam versuchen müssen, die Arzneimittelversorgung nach wir vor durch die Apotheken zu garantieren. Unser Problem liegt nicht innerhalb des Systems, sondern außerhalb. Jetzt stellt sich die Frage: Schafft man das als Einzelapotheke? Oder muss es eine Branchenlösung geben?

Hennings: Die aktuelle Phase ist der Vorabend zu einer großen Veränderung – gerade im Hinblick auf die Einführung des E-Rezepts. Das wird ein echter Game-Changer, auch mit vielen Chancen für den Endverbraucher. Wir sind davon überzeugt, dass die aktuelle Versorgung durch die Apotheke vor Ort qualitativ kaum zu toppen ist. Die Schnelligkeit und die persönliche Bindung sind nicht zu schlagen. Wir müssen das also selbst in die Hand nehmen, weil wir genau wissen, was die Menschen heute und morgen brauchen.

DAZ: Denken Sie, wir werden auf kurz oder lang nicht drum herumkommen, auf dem deutschen Gesundheitsmarkt mit internationalen Playern zu kooperieren?

Freitag: Das glauben wir nicht. Wir glauben, dass wir unsere Plattform so gut ausstatten können, dass wir selbst die Frage nach der Digitalisierung für die inhabergeführten Apotheken lösen können. Davon abgesehen sind wir uns wohl einig, dass wir andere Geschäftsmodelle, durch z. B. Amazon oder andere große Konzerne, in Zukunft verstärkt sehen werden. Daher wollen wir eine starke Lösung anbieten, um den großen Playern eine Konkurrenz zu bieten. Als PHOENIX sind wir in 27 Ländern aktiv. Wir sehen deutlich, dass das E-Rezept zu Veränderungen führt. Diesen Veränderungen kann weder die Apotheke allein, noch Phoenix oder die Pro AvO allein entgegentreten. Wir müssen kooperieren, damit die Struktur im Wesentlichen so bleibt wie sie ist und der Nutzen für den Endverbraucher gestärkt wird.

Hennings: Unsere Aufgabe sehe ich weniger darin, die aktuellen Entwicklungen zu verhindern. Unsere Aufgabe besteht darin, ein Angebot zu entwickeln, das das deutsche Gesundheitssystem erhalten kann. Unser Hauptmotiv ist, die E-Rezepte in Deutschland bei der Apotheke vor Ort zu halten. Das motiviert uns, eine bessere Lösung zu finden. In der Bevölkerung wird die Versorgung durch die Apotheke vor Ort als hervorragend wahrgenommen – gerade jetzt, da der internationale Vergleich erlebbar wird. Genau an dieser Stelle stecken unsere Chancen. Wenn wir uns dessen annehmen, können wir sehr erfolgreich sein. Dazu tragen wir auch mit dem aktuell deutlich erweiterten Horizont bei.

DAZ: Es gab ja aus der Apothekerschaft, allen voran ABDA-Präsident Friedemann Schmidt, sehr kritische Worte bezüglich der Zur-Rose-/TeleClinic-Akquisition. Ist das vor dem Hintergrund nicht etwas kurios, dass apothekernahe Unternehmen eine ähnliche Zusammenführung auf einer Gesundheitsplattform in Aussicht stellen?

Hennings: Der „laute Schrei der Standespolitik“ (s.a. DAZ 31/2020), dass mit dem Kauf der TeleClinic durch Zur Rose ein „Dammbruch“ erreicht wurde, ist sicher von der Politik gehört worden. Die Standespolitik möchte damit richtigerweise nur auf die Frage aufmerksam machen, welche gesetzlichen Änderungen vorgenommen werden müssen, damit die vorhandenen Strukturen den Entwicklungen im Gesundheitssystem standhalten können. Unsere Aufgabe sehe ich darin, Lösungen zu schaffen, die Strukturen langfristig auf diesem Niveau zu erhalten und den Nutzen für den Endverbraucher weiter zu stärken.

Freitag: Was wäre denn die Alternative? Wir verändern nichts und lassen alle so wie bisher? Oder wollen wir lieber Teil der Diskussion sein und bei der inhabergeführten Apotheke aktiv die Dinge vorantreiben? Jedem Thema kann man etwas Negatives abgewinnen. Ich frage mich eher nach den Alternativen, die uns zur Verfügung stehen. Ich bin davon überzeugt, dass unser Vorgehen alternativlos ist.

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Hinweis: Das vollständige Interview lesen Sie in der aktuellen Printausgabe der DAZ.



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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2 Kommentare

Wer betreibt die Plattform?

von Ulrich Ströh am 31.08.2020 um 9:05 Uhr

Dieses Plattformkonzept wird -mit - Apotheken , aber nicht
- von- Apotheken betrieben.
Stattdessen von pharmazeutischen Großhandlungen aus der Taufe gehoben.

Ist das wirklich alternativlos für die Zukunft?

Warum können ApothekerInnen das nicht selbst ans Laufen bringen ?

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Wer betreibt die Plattform

von Steffen Kuhnert am 21.09.2020 um 17:30 Uhr

Lieber Herr Ströh, den von Ihnen genannten Umstand ändere ich gerade, in dem ich Apotheker*innen aufrufe, die initiale Zündung eines eigenen Projektes bis Jahresende zu initiieren. Stoßen Sie gerne unter laboration.de dazu und machen Sie sich ein eigenes Bild.

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