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22. September 2020
Wo genau sich die AvP-Millionen befinden, wie sie dorthin gekommen sind und wo die Verantwortlichen für diesen Skandal zu suchen sind – und vor allem, wie es weitergeht, welche rechtlichen Möglichkeiten die betroffenen Apotheken haben –, das waren die beherrschenden Themen dieser Woche. In einem Live-Talk standen der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Jan-Philipp Hoos und die Rechtsanwälte Dr. Morton Douglas und Dr. Rainer Eckert Rede und Antwort und erklärten, wie sie versuchen, Licht in die AvP-Wirren zu bringen. Mittlerweile, so erfuhr man, ermittelt die Staatsanwaltschaft Düsseldorf gegen zwei Personen, die Vermögenswerte beiseite geschafft haben sollen. Der von der Finanzaufsicht BaFin eingesetzte Sonderbeauftragte Ralf R. Bauer und der zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte Dr. Jan-Philipp Hoos ließen wissen, dass sie alles tun werden, „um die Interessen der Gläubiger im Rahmen des Insolvenzverfahrens bestmöglich zu wahren“. Was sie aber auch sagten: Die betroffenen Apotheken bräuchten Geduld. Schon klar, mein liebes Tagebuch, aber haben die Großhandlungen, die auf ihr Geld warten, auch Geduld?
Der Insolvenzverwalter ließ schon bald wissen: Ab sofort wird AvP keine Rezepte mehr entgegennehmen. Das klassische Apothekengeschäft wird eingestellt – das Geschäft mit den Krankenhäusern wird allerdings fortgesetzt. Was das für die Abrechnungsgelder der Offizinapotheken im einzelnen bedeutet, blieb noch ungeklärt. Ein Knackpunkt: Es gibt nicht den einen Vertrag zwischen AvP und einer Apotheke, es gibt vielmehr eine Vielzahl an verschiedenen Vertragsfassungen mit den Apotheken – das erschwert den raschen Überblick.
Der Apotheker und Autor des Buches „Medikamenten Monopoly“, Dr. Franz Stadler, hat sich in einem Gastkommentar auf DAZ.online so seine Gedanken zur AvP-Insolvenz gemacht. Und er stellt, mein liebes Tagebuch, die richtigen Fragen, die sich aus dieser hausgemachten AvP-Pleite ergeben: „Wieso behalten in Zeiten der fortschreitenden Digitalisierung Abrechnungszentren ihre zentrale Stellung im Geld- und Datenfluss? Wieso wird nur alle vier Wochen abgerechnet? Wieso läuft der Geldfluss nicht direkt von der jeweiligen Krankenkasse zur abrechnenden Apotheke? Wieso muss der Hersteller-Rabatt an die GKV über die Apotheken abgerechnet werden? Vielleicht, so Stadler, liegt dies auch daran, dass die Apothekerverbände Inhaber der meisten Abrechnungszentren sind? Wäre gut, wenn wir das bald mal diskutieren, mein liebes Tagebuch. Man hört bereits Stimmen, die überzeugt sind, dass unser gesamtes Abrechnungssystem hinterfragt werden müsse. Man sollte, nein, man muss sich darüber unterhalten, ob die finanziellen Risiken, die in diesem System stecken und die die Apotheken selbst tragen müssen, anders verteilt werden müssen – Risiken, die die Apotheken selbst gar nicht beeinflussen können. Da müsse man auch die Frage stellen, ob diese Risiken in einem tragfähigen Verhältnis zu den Verdienstmöglichkeiten stehen.
Der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Jan-Philipp Hoos im Live-Talk auf DAZ.online: Er habe einen dreistelligen Millionenbetrag auf den Abrechnungskonten von AvP gefunden. Na, mein liebes Tagebuch, kann da Hoffnung keimen? Zu früh gefreut! Dieser Betrag sei weniger, als die Apotheker an Zahlungen von AvP erwarten würden. Und eine zentrale Frage sei, ob das Geld dem einzelnen Apotheker zuzuordnen sei. Aber da sieht es wohl aufgrund der unterschiedlichen Verträge und den zum Teil widersprüchlichen Formulierungen der allgemeinen Geschäftsbedingungen nicht gut aus. Betroffenen Apotheker*innen würden möglicherweise wohl, so Hoos, den Rechtsweg beschreiten. Seine Einschätzung dazu: „Dieser könne über mehrere Instanzen gehen. Dann könnten die Gelder jahrelang blockiert sein. Um dies zu vermeiden, werde derzeit über eine mögliche Poolbildung der Apotheker nachgedacht.“ Auch Hoos ließ durchblicken, dass aufgrund der unterschiedlichen Verträge zwischen AvP und den Apotheken nicht alle Apotheker in einem Boot säßen. Für wenige Apotheken könnte vielleicht schon in wenigen Wochen Geld fließen. Aber, mein liebes Tagebuch, aus den Ausführungen von Hoos war auch zu entnehmen, dass die meisten Apotheker*innen noch lange auf ihr Geld warten müssen.
24 Kommentare
Und wieder trifft es die Apotheken... und keiner will es gewesen sein...
von Christian Timme am 27.09.2020 um 19:24 Uhr
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Die Diskussion unter Zombies oder wie uns verlernt wurde und wir verlernten auf eigenen Füßen zu stehen
von Bernd Jas am 27.09.2020 um 14:37 Uhr
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Zu Herrn Rodiger
von Dr.Diefenbach am 27.09.2020 um 14:34 Uhr
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Der weiße Elefant im Raum ...
von Reinhard Herzog am 27.09.2020 um 14:00 Uhr
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AW: Der weiße Elefant im Raum-Zeitkontinuum der Zermerkelung
von Bernd Jas am 27.09.2020 um 14:59 Uhr
AW: Selbstmord aus Angst vor dem Tod?
von Wolfgang Müller am 27.09.2020 um 18:39 Uhr
AW: Der weiße Elefant im Raum
von Anita Peter am 27.09.2020 um 18:56 Uhr
Spenden?
von Karl Friedrich Müller am 27.09.2020 um 12:30 Uhr
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AW: Spenden
von Dr.Diefenbach am 27.09.2020 um 13:15 Uhr
AW: Spenden .... für ein neues System, .... aber nicht von uns.
von Bernd Jas am 27.09.2020 um 15:14 Uhr
AW: Spenden
von Christian Giese am 27.09.2020 um 15:55 Uhr
AvP etc.: Politik und Öffentlichkeit aufrütteln ....??
von Gunnar Müller, Detmold am 27.09.2020 um 10:55 Uhr
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Selbstlob
von Conny am 27.09.2020 um 10:47 Uhr
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Ehrlich zwei
von Dr.Diefenbach am 27.09.2020 um 10:17 Uhr
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AW: Ehrlich zwei...
von Reinhard Rodiger am 27.09.2020 um 14:02 Uhr
Haftung statt Anspruch ... Recht vor Verstand ... alles BaFin?
von Christian Timme am 27.09.2020 um 10:12 Uhr
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Verantwortung ?
von Reinhard Rodiger am 27.09.2020 um 9:49 Uhr
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AW: Verantwortung
von Anita Peter am 27.09.2020 um 10:13 Uhr
Ehrlich
von Thomas Kerlag am 27.09.2020 um 9:18 Uhr
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AW: Ehrlich
von Anita Peter am 27.09.2020 um 9:25 Uhr
AW: So ein Blödsinn....
von Nikolaus Guttenberger am 27.09.2020 um 10:36 Uhr
AW: Ehrlich
von Thomas Kerlag am 27.09.2020 um 13:19 Uhr
Schweigen in der Runde ?
von Ulrich Ströh am 27.09.2020 um 8:37 Uhr
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.
von Anita Peter am 27.09.2020 um 8:07 Uhr
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