Folgeschäden durch Corona

Störungen auch bei Wahrnehmung, Lernen, Erinnern und Denken?

Remagen - 04.11.2020, 16:45 Uhr

Britische Forscher untersuchten anhand einer groß angelegten Querschnittsanalyse von Testdaten genesener COVID-19-Patienten, ob diese Anzeichen von kognitiven Defiziten aufwiesen. (c / Foto: 1STunningART / stock.adobe.com)

Britische Forscher untersuchten anhand einer groß angelegten Querschnittsanalyse von Testdaten genesener COVID-19-Patienten, ob diese Anzeichen von kognitiven Defiziten aufwiesen. (c / Foto: 1STunningART / stock.adobe.com)


Bei schweren Fällen wie Zehn-Jahres-Rückgang der globalen Leistung 

Krankenhausfälle zeigten große bis mittlere globale Leistungsdefizite. Im 
Vergleich zu Kontrollen lag die durchschnittliche Verringerung des globalen Composite-Scores in der Untergruppe, die ein Beatmungsgerät benötige, bei 
-0,57 Standardabweichungen (SDs) und für Personen, die einen früheren Schlaganfall gemeldet hatten bei -0,40 SDs. Zum Vergleich: „In einem klassischen Intelligenztest sind 0,57 SDs einem Unterschied von 8,5 Punkten beim IQ gleichzusetzen", erklären die Forscher. Die Reduktion des Global Composite Score um 0,57 SD für Untergruppe der Hospitalisierten mit Beatmung entspreche im Übrigen dem durchschnittlichen Zehn-Jahres-Rückgang der globalen Leistung im Alter von 20 bis 70 Jahren in diesem Datensatz.

Auch leichte Fälle betroffen

Diejenigen, die nicht im Krankenhaus behandelt werden mussten und zu Hause blieben, zeigten geringe, aber ebenfalls statistisch signifikante globale Leistungsdefizite, die mit der Schwere der Atemwegsbeschwerden korrelierten. Die Defizite lagen zwischen -0,12 und -0,04 SDs.  

Für die Wissenschaftler war die Beobachtung der Defizite in der Untergruppe, die auf ein Beatmungsgerät angewiesen waren, nicht überraschend, wohl aber bei denen, die nicht einmal ins Krankenhaus mussten. Nach einer detaillierteren Analyse waren die Defizite breit gefächert und betrafen mehrere kognitive Domänen. Für semantische Problemlösungen und visuell selektive Aufmerksamkeit waren sie ausgeprägter als für einfachere Funktionen wie Arbeitsgedächtnisspanne und emotionale Verarbeitung. 

Zusammenhang näher untersuchen

„Unsere Analysen liefern konvergierende Beweise für die Hypothese, dass eine COVID-19-Infektion wahrscheinlich Konsequenzen für die kognitiven Funktionen hat, die bis in die Erholungsphase bestehen", schlussfolgern die Autoren. Sie empfehlen dingend, näher zu untersuchen, wie es zu diesen kognitiven Defiziten im Nachgang zu einer überstandenen Infektion kommt. Dies sei auch notwendig, um den Herausforderungen nach der Pandemie besser begegnen zu können.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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