Corona-Erleichterungen verstetigen?

Spahn: „Wir brauchen die Rabattverträge, um zu sparen“

Berlin - 07.12.2020, 07:00 Uhr

Nach ihrem Treffen beim Deutschen Apothekertag 2019 in Düsseldorf kamen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (links) und ABDA-Präsident Friedemann Schmidt am Freitag beim ABDA-Live-Talk wieder zusammen. (Foto: Schelbert)

Nach ihrem Treffen beim Deutschen Apothekertag 2019 in Düsseldorf kamen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (links) und ABDA-Präsident Friedemann Schmidt am Freitag beim ABDA-Live-Talk wieder zusammen. (Foto: Schelbert)


„Wen interessiert, was Oberhänsli sagt?“

Was die Ausgabe von Masken an Menschen betrifft, die zu einer Risikogruppe zählen, machte Spahn den Apotheker:innen keine großen Hoffnungen auf einen geordneten Ablauf. „Ich kann einen Ansturm nicht verhindern“, räumte er ein. Dennoch werde sein Ministerium alles versuchen und zum Beispiel die Briefe an Betroffene in Etappen verschicken. Die zentrale Frage sei jedoch: „Wie kriegen wir die Masken an den Mann, ohne dass sich manche dreimal etwas holen?“ Klar ist für ihn: „Ohne die Apotheken geht es nicht.“

Aus der Sicht des ABDA-Präsidenten stellen sich in diesem Zusammenhang noch einige Fragen, die bisher völlig ungeklärt sind: Um welche Art von Masken geht es hierbei konkret? Welche Qualitätskriterien spielen eine Rolle? „Wir brauchen eine klare Ansage“, forderte Schmidt. Und auch die Kostenfrage gelte es vorab zu klären. Aber: „Wir machen es, wenn die Zeit reif ist.“ Zudem sprachen der ABDA-Präsident und der Minister über die Abgabe von Corona-Antigentests durch die Apotheken. Spahn zeigte sich diesbezüglich sehr offen. Sobald ein Test vorliege, der sich als sicher erwiesen habe, sei es durchaus möglich, den Offizinen die Abgabe auch an Laien per Verordnung zu ermöglichen, vergleichbar mit HIV-Selbsttests.

Ein aus Sicht der Apotheker:innen großes Thema ist derzeit die Rolle der Versender – und insbesondere die der DocMorris-Mutter Zur Rose. Ein Aufweichen der Trennung von Arzneimittelverordner und –distributor, etwa durch den Kauf der TeleClinic durch die Zur Rose-Gruppe befürchtet der Bundesgesundheitsminister nicht. Die gesetzliche Grundlage, dies zu verhindern, sei da. „Wenn es so wäre, müsste man dem mit den Rechtsmitteln des Staates begegnen“, sagte er.

Schmidt hingegen sieht in der Vereinigung eines Telemedizin-Anbieters mit einem Arzneimittelversender unter einem wirtschaftlichen Dach eine große Gefahr für dieses bisher strikt umgesetzte Prinzip. Er verwies darauf, dass der Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli erst kürzlich das sogenannte Edikt von Salerno öffentlich infrage gestellt hatte. Spahn rollte mit den Augen. „Wen interessiert, was Oberhänsli sagt?“, fragte er. Auch bezüglich der Beteiligung des Zur Rose-Ablegers eHealth-Tec an der Entwicklung des zentralen E-Rezept-Fachdiensts der Gematik erkennt er kein Problem. „Ich verstehe, was das auslöst“, gestand er.

Er habe jedoch ein großes Interesse daran, dass das E-Rezept auf breite Akzeptanz stoße. Der Zuschlag sei gemäß dem europäischen Vergaberecht erfolgt. Mit Blick auf die Faktenlage sei die Sorge der Pharmazeut:innen unbegründet. „Das Makelverbot gilt.“ Schmidt schätzt die Situation offenbar ähnlich ein. Die psychologische Wirkung sei fatal, sagte er. „Es ist jedoch eine rein psychologische Wirkung.“



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Nicht angekommen

von Reinhard Rodiger am 07.12.2020 um 21:21 Uhr

. „Wir brauchen die Rabattverträge, um zu sparen“,

Offensichtlich ist bei Spahn noch nicht angekommen, dass die Rabattverträge nicht in Frage gestellt werden.Vielmehr haben Apotheken das Wirksamwerden erst ermöglicht. Als Ergebnis bestimmt der herrschende Machtmissbrauch der Krankenkassen das Geschehen.Es geht nicht um die Rabattverträge, sondern angemessene Handlungsfreiheit und Ende des Machtmissbrauchs der Krankenkassen und die sittenwidrige Gängelung.

Das wurde wohl jetzt von Friedemann Schmidt wie schon Jahre vorher nicht so richtig vermittelt oder Spahn hat wie üblich nur selektiv zugehört.Wir brauchen Handlungsfreiheit,um arbeiten zu können.Darum geht es.Und Spahn benutzt das als Faustpfand gegen die "neuen unbekannten Dienstleistungen"
Deutlicher geht es nicht.

Die Exzesse der Krankenkassen sind nur politisch vom BMG zu unterbinden und sie bleiben erhalten,weil FS das so ausgehandelt hat.

Nicht angekommen ist bei Spahn und ABDA auch, dass die Einführung des e-Rezepts in den Musterländern über 10 Jahre gedauert hat und zu starke Beschleunigung nur die Missbrauchspraxis fördert bei erhöhtem Risiko.Dies wird potenziert durch den drastischen Anstieg von Versandpraktiken, die aller Rechtsprechung entgehen.

Dem ist ein solides System VorOrt nicht gewachsen.Es wird eine Zeit für Raubritter und Ausputzer.Politik sollte die Risiken erkennen, sonst wird sie mit Recht später die Quittung erhalten.Leider noch nicht heute.Aber eben gewollt.Schade.

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genau

von Karl Friedrich Müller am 07.12.2020 um 16:00 Uhr

damit Spahn das gesparte Geld für seine digitalen Projekte wieder verballern kann.
Seine Digitalisierung bringt Kompliziertheit, Unsicherheit und Onlinekriminalität, politisch gewollter Datenklau und Handel. Überwachung jeden Handgriffs bei Ärzten und Apotheken. Unfreiheit. Gängelung auch der Patienten.
Analog ist nicht immer schlecht, nur schlecht für Geschäftemacher und ihre Amigos.

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