- DAZ.online
- News
- Debatte & Meinung
- Mein liebes Tagebuch
5. Februar 2021
Es war vorherzusehen: Die Zahl der Apotheken sinkt und sinkt und sinkt. Im Jahr 2020 mussten mehr als 300 Offizinen für immer ihre Türen schließen. Zum Jahresende gab es in Deutschland nur noch 18.753 Apotheken. Unsere ABDA-Präsidentin Gabriele Overwiening kommentiert diese Zahl: „Wir müssen die Entwicklung dringend stabilisieren.“ Richtig, mein liebes Tagebuch, aber wie? Overwiening hofft zunächst auf eine Stabilisierung durch das Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz. Das Rabattverbot für ausländische Arzneiversender bei Rx-Arzneimittel soll vor zu viel Konkurrenz im Internet schützen. Konkret sollen vor allem zwei Projekte „mit aller Kraft“ vorangebracht werden, so Overwiening: "die reibungslose Einführung des E-Rezepts als Teil der digitalen Transformation im Gesundheitswesen – und die Verankerung neuer pharmazeutischer Dienstleistungen als Antwort auf Defizite in der Versorgung der Gesetzlichen Krankenversicherung.“ Mein liebes Tagebuch, ob diese beiden Projekte allerdings die Zukunftsaussichten verbessern können, bleibt abzuwarten. Bei diesen Projekten stehen noch so viele Fragezeichen und Wenns und Abers im Raum… Denn die Ursachen liegen nicht nur im Jetzt, sondern in vielen Versäumnissen der letzten Jahre. Also, man dürfte mit dieser Prognose wohl nicht falsch liegen: Auch Ende 2021 werden wir wieder 300 Apotheken weniger haben.
Jetzt wird geklagt: Burda gegen BMG und Spahn. Das Verlagshaus ist nicht damit einverstanden, dass das Bundesgesundheitsministerium bei seinem offiziellen Gesundheitsportal „gesund.bund.de" mit dem Suchmaschinen-Riesen Google kooperiert. Mit der Klage des Portals Netdoktor, das zum Burda-Konzern gehört und ebenfalls Gesundheitsinfos anbietet, beschäftigt sich derzeit das Landgericht München. Schon in der kommenden Woche soll in zwei Eilverfahren entschieden werden, ob es rechtmäßig ist, dass Google bei einer Suche nach Krankheitsbildern die Infos des BMG-Portals prominent platziert. Andere Anbieter von Gesundheitsinformationen sehen sich dadurch im Wettbewerb benachteiligt. Zu Recht, mein liebes Tagebuch, die Argumentation von Netdoktor ist nachvollziehbar: Hier hat der Staat seine Kompetenzen überschritten und die Pressefreiheit verletzt. Der Staat dürfe nicht im Wettbewerb zu privaten Angeboten Gesundheitsratgeber – auf Kosten der Steuerzahler – erstellen und damit den privaten Wettbewerb verdrängen. Hier liege kartellrechtlich ein Marktmissbrauch vor, so Netdoktor. Mein liebes Tagebuch, am 10. Februar werden wir wissen, ob das Landgericht es auch so sieht – allerdings wird das nicht die letzte Entscheidung in dieser Sache sein. Danach steht noch ein Hauptsacheverfahren an und das wird noch etwas dauern.
Ja, ist denn heut schon Weihnachten? Zumindest ein bisschen!? Kinners, die ABDA hat ihre Geheimschatulle „Pharmazeutische Dienstleistungen“ geöffnet und uns einen klitzekleinen Blick hineinwerfen lassen: Ganz oben auf liegt hier ein „Grundsatzpapier“ mit ganzen – jetzt müssen wir ganz stark sein und uns festhalten – zwei Seiten. Nee, oder? Und was steht drin? Nicht viel, mein liebes Tagebuch, es wird nur kursorisch umrissen, wo es lang gehen soll. So sollten aus Sicht der ABDA drei Problemkreise vorrangig angegangen werden: Es gelte, die Risiken einer Polymedikation zu minimieren, mangelnde Therapietreue zu verbessern und die Vorsorge und Früherkennung von Volkskrankheiten auszubauen, heißt es da. Und dann fällt in den weiteren umschreibenden Ausführungen das Beispiel der „Durchführung von strukturierten Medikationsanalysen, die weit über den Rahmen der allgemeinen Informations- und Beratungstätigkeit der Apotheke hinausgeht“. Zu solchen Medikationsanalysen gehörten auch ausführliche Gespräche mit den Patientinnen und Patienten, gegebenenfalls auch mit den Ärztinnen und Ärzten. Dann erklärt das zweiseitige Papier noch, dass da die Arzneimitteltherapiesicherheit und der Medikationsplan eine Rolle spielen. Die Apotheken könnten z. B. auch spezifische pharmazeutische Dienstleistungen anbieten, die auf das Coaching des Patienten abzielen. Und schließlich könnten sich die Apotheken bei der Prävention verstärkt einbringen. Mein liebes Tagebuch, das war’s also im Wesentlichen mit den pharmazeutischen Dienstleistungen: Apothekers als Medikationsanalysten und Medikationsplanaussteller, Apothekers als Patientencoaches und Apothekers als Präventionsmanager. Jetzt muss die ABDA diese Leistungen nur noch ein bisschen ausarbeiten, den Krankenkassen verklickern, dass sie bitteschön dieses pharmazeutische Angebot für ihre Versicherten unbedingt brauchen und die Apothekers für diese wunderbaren pharmazeutischen Dienstleistungen mit einem ordentlichen Honorar entlohnen. Was gibt es Schöneres? Und darüber hat man monatelang geheimnisvoll geschwiegen?
11 Kommentare
ABDA
von Holger am 08.02.2021 um 14:46 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Dr. Eckart von Hirschhausen
von Wolf am 07.02.2021 um 15:33 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Einladung zur freiwilligen Folter
von Bernd Jas am 07.02.2021 um 12:49 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Löblich, daß .....
von gabriela aures am 07.02.2021 um 10:08 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 4 Antworten
AW: Löblich, da
von Michael Schmitz am 07.02.2021 um 11:14 Uhr
AW: Guten Morgen Herr Schmitz,
von gabriela aures am 07.02.2021 um 11:23 Uhr
AW: Schmitz‘ Worte hör‘ ich gern‘ ....
von Gunnar Müller, Detmold am 07.02.2021 um 19:34 Uhr
AW: Löblich, da
von Reinhard Rodiger am 07.02.2021 um 23:17 Uhr
Berliner Catenaccio
von Ulrich Ströh am 07.02.2021 um 9:14 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Gefälligkeitswähler gesucht...
von Christian Timme am 07.02.2021 um 8:46 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
.
von Anita Peter am 07.02.2021 um 8:04 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.