IQVIA-Bericht zum Pharmamarkt 2020

Plus beim Umsatz und Minus beim Absatz

Dillingen/Stuttgart - 26.02.2021, 09:15 Uhr

Für ein Minus beim Absatz sorgte im vergangenen Jahr auch die häufige Verordnung bzw. Abgabe von Großpackungen, um Arzt- und Apothekenkontakte zu reduzieren. (x / Foto: IMAGO 0100801188)

Für ein Minus beim Absatz sorgte im vergangenen Jahr auch die häufige Verordnung bzw. Abgabe von Großpackungen, um Arzt- und Apothekenkontakte zu reduzieren. (x / Foto: IMAGO 0100801188)


Es gibt kaum eine Branche, die nicht direkt oder indirekt von der Corona-Pandemie betroffen ist. Auch der Arzneimittelmarkt musste 2020 Federn lassen. Zwar stieg der Umsatz im Pharmamarkt, doch beim Verbrauch von Arzneimitteln und beim Absatz im Apothekensektor gingen die Zahlen zurück, wie aus dem IQVIA-Marktbericht für 2020 hervorgeht. Pandemiebedingt schwankten die Umsatzzahlen auch infolge der Lockdowns. 

Die Arzneimittelausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) beliefen sich im vergangenen Jahr auf 43,9 Milliarden Euro. Dieser Wert liege 5,1 Prozent über dem Vorjahr, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten „Marktbericht Classic“ des Informationsdienstleisters IQVIA hervorgeht.

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So konnte bei den umsatzstärksten Arzneimittelgruppen im GKV-Markt des Jahres 2020 bei den Interleukinhemmern ein Plus von 26 Prozent verzeichnet werden. Zweistellige Zuwachsraten gab es auch bei den Gruppen der antineoplastisch wirksamen Proteinkinasehemmer (11 Prozent), MAB-Antineoplastika (21 Prozent) und sonstige Antineoplastika (23 Prozent), die als Therapien z. B. bei der Behandlung von Krebs oder schwerem Rheuma zum Einsatz kommen. Drei der absatzstärksten zehn Produktgruppen im GKV-Markt verbuchten in 2020 einen Mengenrückgang im einstelligen Bereich, heißt es in dem Bericht.

Minus durch mehr Großpackungen

Im Segment der Kliniken und Apotheken stieg der Umsatz um rund 7 Prozent auf 49,5 Milliarden Euro. Pandemiebedingt zeigten sich Auffälligkeiten: Bei der Menge der abgegebenen Packungen gab es gegenüber dem Vorjahr beim Absatz ein Minus um 2,2 Prozent. Grund dafür waren häufiger verordnete Großpackungen, um Arzt- und Apothekenkontakte zu reduzieren. 

Mit 27 Prozent verbuchte zudem der Apothekenmarkt im Monat März 2020 die höchsten Umsatzsteigerungen. Dabei zeigt die monatliche Entwicklung des Apothekenmarkts deutliche Einflüsse der Pandemie. Nach Absatz legte der Markt in den Monaten Februar und März des vergangenen Jahres mit Wachstumsraten zwischen plus 2 und plus 24 Prozent merklich zu. Von April bis September sank die Anzahl der abgegebenen Packungen um bis zu 18 Prozent im Mai, u.a. durch den Abbau der Bevorratungen. Oktober und November seien durch Rückgänge nach Wert und Menge gekennzeichnet. Der Dezember hingegen verbuchte einen Umsatzzuwachs von 14 Prozent bei einer rückläufigen Menge von 6 Prozent. Ab Mitte Dezember schloss sich an einen vorausgehenden „Lockdown light“ ein strenger Shutdown an. Der Mengenrückgang seit April ließe sich zudem auf die Auswirkungen des COVID-19-bedingten Shutdowns und weitere Pandemieauswirkungen zurückführen.

Arznei- und Nichtarzneimittelmarkt leicht rückläufig

Nach der IQVIA-Analyse ist zudem der Gesamtmarkt der rezeptfreien Arznei- und Nichtarzneimittel im Jahr 2020 nach Wert um 1 Prozent und nach Menge um 4 Prozent rückläufig. Bei den Verordnungen sei auf GKV- wie Privatrezepten sowie bei Empfehlungen auf grünen Rezepten ein deutlicher Rückgang spürbar. Nur die Selbstmedikation, die den Löwenanteil ausmache, verbleibe nach Umsatz stabil mit einer „schwarzen Null“. Diese Entwicklung deute auf ein weniger häufiges Auftreten milderer Erkrankungsbilder aufgrund der Pandemiesituation hin, wie z. B. Erkältungen, heißt es.  



Robert Hoffmann, Redakteur DAZ.online
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

nun

von Karl Friedrich Müller am 26.02.2021 um 9:57 Uhr

stelle man sich mal vor, Ulla von der SPD hätte uns den Umsatz gelassen. Auch mit Preisfreigabe im OTC und Versandverbot hätten die Apotheken vor Ort keinerlei Probleme. Vor allem wären wir nicht auf die Gnade der KK und der Parteien, des BMG usw angewiesen.
Allein die Steigerung der Versender wären pro Apotheke 125.000€ Umsatz. (eher mehr, weil wir keine Dumpingpreise machen können)
Den Irrsinn,, die Apotheken fertig zu machen, war kurzsichtig. Nur weil man bestimmte Konzerne bedienen wollte und die Bürger wegen der Streichungen im Gesundheitswesen beruhigen wollte.
Absoluter Irrsinn, liebe Parteien, kurzsichtig und völlig unnötig. Der Sport, den Apotheken zu schaden, muss ein Ende haben, weil der Staat sich nur selbst schadet.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: nun

von Karl Friedrich Müller am 26.02.2021 um 10:04 Uhr

es ist ja nicht nur die Versorgung, die leidet, sondern der Staat verzichtet auf die Steuern der Gewinne aus dem Umsatz, der in den Versandhandel fließt, eine Menge. Warum eigentlich?
Wir werden inquisitorisch vom Finanzamt geprüft, müssen allen möglichen Quatsch wie die TSE tolerieren, auf der anderen Seite verschenkt der Staat sehr viel Geld. Arbeitsplätze sind ja kein Argument, weil die ja gerade vernichtet werden.

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