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28. April 2021
Söder macht Druck. Ja, mein liebes Tagebuch, das ist man ja vom bayerischen Ministerpräsidenten gewöhnt. Und wenn man ihm vielleicht auch nicht immer bei all seinen Höhenflügen und Ideen folgen mag, dieses Mal können wir seine Forderung unterstützen: Auch in Apotheken sollte gegen Covid-19 geimpft werden, schlägt er vor. Wir haben es vernommen: In anderen Ländern wird bereits im Supermarkt, im Fitnessstudio oder im Sportstadion geimpft, in Deutschland nur in Impfzentren und seit drei Wochen auch in Haus- und Facharztpraxen. Nun, mehr geht bei uns derzeit nicht: Eine Öffnung für weitere Impfstellen brächte nichts, solange noch eher wenig Impfstoff zur Verfügung steht. Aber das wird sich allen Beteuerungen unserer Politiker zufolge in wenigen Wochen ändern – da kommt die Impfstoff-Schwemme, heißt es. Und Söder sorgt vor: Er hat sich bereits für eine schnelle Aufhebung der Impfpriorisierung ausgesprochen („wer freier impft, impft effizienter“), mobile Ärzteteams könnten z. B. in Supermärkten impfen und auch in Apotheken sollte geimpft werden, sagte Söder und fügt hinzu: „Es darf kein Impfstoff liegen bleiben, und vor Ort muss es schnell gehen – ohne lange Wartezeiten.“ Wie schön, mein liebes Tagebuch. Wir wissen aus Umfragen, dass etwa die Hälfte unserer Apotheken dem Impfen in der Apotheke aufgeschlossen gegenüber steht. Mal abgesehen davon, dass wir dann allerdings auch nochmal übers Apothekenhonorar fürs Impfen sprechen müssten, hätten wir da allerdings noch eine Sorge: Wenn die Umsetzung des apothekerlichen Impfens von Seiten der ABDA und der Apothekerverbände genauso schnell abläuft wie bei der Grippeimpfung in Apotheken, dann ist der Höhepunkt der Pandemie schon lange vorbei und unsere Bevölkerung bereits durchgeimpft. Aber immerhin, es kommen positive Signale aus dem Berliner Apothekerhaus: Auch ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening lässt uns wissen, dass Deutschlands Apotheken bereit stehen, um Corona-Impfungen durchzuführen: „Wenn wir in dieser Situation mit dem Impfen in unseren niedrigschwellig zu erreichenden Apotheken vor Ort dazu beitragen können, dass das Land schneller aus der Pandemie kommt, dann machen wir das“, sagt sie. Fein, mein liebes Tagebuch, und wenn jetzt noch konkrete Taten folgen (welche Apotheken melden sich und sind dabei? Wann und wo gibt’s rasche Impfschulungen? Und los geht’s!), dann könnten wir tatsächlich einen Beitrag dazu leisten – vorausgesetzt, es gibt genug Impfstoff. Aber das wurde uns doch versprochen. Overwiening begrüßt zudem das Ausstellen von digitalen Impfnachweisen durch Apotheken. Und „Apotheken könnten die gelben Impfausweise prüfen, um als Prüfstelle dann verifizierte Informationen in ein digitales Portal einzutragen, das vom Bürger beispielsweise in einer App überall aufrufbar und vorzeigbar wäre.“ Ja, mein liebes Tagebuch, bis das soweit wäre, müssten zwar noch ein paar „rechtliche, technische und betriebswirtschaftliche Details geklärt werden“, aber das Angebot steht. Die Politik sollte die Apothekers jetzt beim Wort nehmen. Hallo, Herr Söder!
Und was sagt der Bundesgesundheitsminister Spahn zum Söder-Vorschlag, auch in Supermärkten zu impfen? Kein Problem, „das kann man machen…, das kann jedes Bundesland gleich morgen machen“, so Spahn. Zum Impfangebot in Apotheken äußerte sich Spahn allerdings nicht – hat er die Offerte aus dem Apothekerhaus nicht gehört? Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns hörte da schon genauer hin: Ihr Vorstand nannte Söders Vorschlag „abwegig und nicht zielführend“. Denn: „Die niedergelassenen Haus- und Fachärzte in Bayern sind bereit, sich auch im Sinne einer umfassenden Betreuung ihrer Patienten weit mehr in der Impfkampagne zu engagieren, als dies bislang bereits der Fall ist“, es müsse nur ausreichend Impfstoff vorhanden sein. Nun ja, mein liebes Tagebuch, solche Reaktionen sind absehbar. Und wie steht die Bevölkerung zum Impfangebot durch Apotheken? Laut einer Umfrage der Techniker Krankenkasse wären etwa zwei Drittel der Versicherten offen dafür, sich in einer Apotheke impfen zu lassen, gegen was auch immer. Mein liebes Tagebuch, wie bereits gesagt: Vielleicht sollten wir Apothekers uns auch auf die kommende Grippesaison konzentrieren und endlich in die Puschen kommen – denn für eine flächendeckende Grippeprophylaxe braucht es mit Sicherheit viele niedrigschwellige Impfangebote, z. B. von Apotheken.
10 Kommentare
Neu denken !
von Ulrich Ströh am 02.05.2021 um 12:47 Uhr
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AW: Neu denken
von H.Goslar am 02.05.2021 um 16:48 Uhr
AW: Neu denken
von Christian Giese am 03.05.2021 um 10:17 Uhr
E-Rezept.
von Roland Mückschel am 02.05.2021 um 11:59 Uhr
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@ Gert Müller
von Karl Friedrich Müller am 02.05.2021 um 11:08 Uhr
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Verzettelung
von Karl Friedrich Müller am 02.05.2021 um 9:35 Uhr
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AW: Verzettelung
von Gert Müller am 02.05.2021 um 10:19 Uhr
.
von Anita Peter am 02.05.2021 um 9:30 Uhr
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E Rezept
von Karl Friedrich Müller am 02.05.2021 um 9:13 Uhr
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AW: E Rezept
von Karl Friedrich Müller am 02.05.2021 um 9:21 Uhr
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