Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

02.05.2021, 07:45 Uhr

Wann ist die Zukunft? Wenn die Apotheken gegen Corona impfen und das E-Rezept bundesweit funktioniert. (Foto: Alex Schelbert)

Wann ist die Zukunft? Wenn die Apotheken gegen Corona impfen und das E-Rezept bundesweit funktioniert. (Foto: Alex Schelbert)


30. April 2021

Schwitz, das ist noch mal gut gegangen: Das Zuweisungs- und Makelverbot für E-Rezepte soll   wasserdicht werden. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat das Anliegen von uns Apothekers aufgegriffen, mit dem DVPMG (Digitale Versorgung und Pflege-Modernisierungs-Gesetz) sicherzustellen, dass eine Rezeptvermittlung durch Dritte auch wirklich verhindert wird. E-Rezepte dürfen nicht durch irgendwelche Geschäfte von Dritten gesammelt und an bestimmte Apotheken vermittelt werden. Für den Patienten, für die Patientin muss sichergestellt bleiben, dass sie ihr E-Rezept auch wirklich in „ihrer“ Apotheke einlösen können. Mit dem Patientendaten-Schutzgesetz (PDSG) war zwar bereits ein sozialrecht­liches Zuweisungsverbot für Ärzte und ein Abspracheverbot im Apothekengesetz (§ 11 ApoG) eingeführt worden, das ausdrücklich auch elektronische Verordnungen einbezieht, außerdem für Dritte gilt und EU-Versandapotheken umfasst. Für diese Dritten ist es „unzulässig, Verschreibungen, auch in elektronischer Form, zu sammeln, an Apotheken zu vermitteln oder weiterzuleiten und dafür für sich oder andere einen Vorteil zu fordern, sich einen Vorteil versprechen zu lassen, anzunehmen oder zu gewähren“, heißt es. Doch diese Formulierung hielten Apothekenrechtsexperten und die ABDA nicht für ausreichend und wasserdicht: Es fehlte nämlich die Klarstellung, dass auch der E-Token des E-Rezepts vom Zuweisungs- und Makelverbot erfasst werden muss. Mein liebes Tagebuch, da sieht man mal, wie tief man in der digitalen Welt stecken muss, um zu wissen, dass zum E-Rezept auch ein E-Token gehört. Jetzt also, das BMG hat die ABDA-Forderung erhört und die neue Formulierung, die den E-Token umfasst, in den Änderungsantrag zum DVMPG aufgenommen. Und nun müssen nur noch die Koalitionsfraktionen die Formulierungshilfen aufgreifen, den Gesetzentwurf abschließend beraten und die Änderungsanträge beschließen. Dass dies so kommen wird, davon ist auszugehen – Ende Mai ist der letzte Durchgang im Bundesrat geplant und das Inkrafttreten Mitte des Jahres, gerade noch rechtzeitig für einen sicheren Start des E-Rezepts.

 

Nicht nur das Makel- und Zuweisungsverbot für E-Rezepte soll mit dem Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz (DVPMG) besser und sicherer geregelt werden. Das DVMPG soll weitere Änderungen bringen, z. B.: Die Nutzung der elektronischen Gesundheitskarte, die eigentlich bald der Vergangenheit angehören soll, wird ein wenig verlängert. Der Medikationsplan, die Notfalldaten und Hinweise zu persönlichen Erklärungen sollen dort auf Wunsch der Versicherten noch bis zum 1. Juli 2024 gespeichert werden können. Und noch in diesem Jahr soll der E-Medikationsplan kommen: Die Gematik wird verpflichtet, die Voraussetzungen für den E-Medikationsplan als eigene Online-Anwendung in der Telematikinfrastruktur bis zum 31. Oktober 2021 zu schaffen. Und auch beim Thema Telemedizin sind Ergänzungen geplant: So soll z. B. das Angebot ärztlicher Sprechstunden im Videoformat auf 30 Prozent begrenzt sein, wobei man in Ausnahmefällen, z. B. in der Pandemie, davon abweichen kann. Mein liebes Tagebuch, die Digitalisierung kommt nun doch voran.

 

Bald gibt es eine weitere Plattform im Gesundheitswesen: „gesund.de", ein Werk von Phoenix und Noventi. Der Start dieser nach eigenen Angaben „größten deutschen Gesundheitsplattform“  soll kurz bevorstehen. Phoenix und Noventi wollen mit dieser Plattform die Endverbraucher vollumfänglich abholen. Also, es soll nicht nur eine Vorbestell-App sein, sondern die User z. B. auch mit Arztpraxen vernetzen. Und bei Bedarf  können sie eine eigene Gesundheitskarte anlegen. Wie man nun hörte, sollen die Apps von Phoenix („deine Apotheke“) und die von Noventi („callmyApo)“ wie zu erwarten in der neuen Plattform aufgehen, mit ihr verschmelzen. Apotheken, die diese Apps nutzen, werden quasi mit sanfter Hand zur neuen Plattform dirigiert, Widerstand zwecklos, oder? Mein liebes Tagebuch, die Migration der App-Daten zur Plattform gesund.de beginnt in Kürze – und die Apotheken, die bisher damit gearbeitet haben, werden ein „exklusives Vertragsangebot“ erhalten – wie das aussehen wird, bleibt abzuwarten. Für viele Apotheken, die „callmyApo“ nutzten, war die App-Nutzung im Rahmen ihrer Verbandmitgliedschaft oder über die VSA ohne Zusatzkosten möglich. Ob dies so bleiben wird?



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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10 Kommentare

Neu denken !

von Ulrich Ströh am 02.05.2021 um 12:47 Uhr

Lieber Herr Ditzel ,
eigentlich schade , wie sich die Diskussionskultur hier in Ihrem Tagebuch über die Jahre entwickelt hat . Sowohl qualitativ als auch quantitativ....

Sie sollten zukünftig mal über ein neues Format des Tagebuchs nachdenken .

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AW: Neu denken

von H.Goslar am 02.05.2021 um 16:48 Uhr

Ich war vor vielen Jahren sehr reger Tagebuch-Leser und Kommentator. Inzwischen habe ich auch das Gefühl, dass die Luft raus ist. Nicht bei Ditzel, sondern im Berufsstand. Es gibt kein Wir-Gefühl mehr, kein gemeinsames Kämpfen, Hoffen und Bangen. Es ist eine Zeit der Einzelkämpfer und Selbstinzenierer angebrochen. Und die Meckerer und Verärgerten sind diejenigen, die noch kommentieren. Hier und dort

AW: Neu denken

von Christian Giese am 03.05.2021 um 10:17 Uhr

"Ohne die Impulse der Einzelnen stagniert die Gemeinschaft; ohne die Sympathie der Gemeinschaft verflüchtigen sich die Impulse der Einzelnen."
William James 1842-1910

E-Rezept.

von Roland Mückschel am 02.05.2021 um 11:59 Uhr

Vor ein paar Tagen wurde der Konrektor installiert und
alles scharf gemacht.
Was ich jetzt vermisse ist eine nennenswerte
Einweisung oder Betriebsanleitung.
Ready for E-Rezepting? Ich lache mich tot.
Unsere obersten Vertreter sollen ihr Maul nicht soweit
aufreissen.
Am Ende nimmt sie tatsächlich mal jemand ernst.

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@ Gert Müller

von Karl Friedrich Müller am 02.05.2021 um 11:08 Uhr

Sie meckern nur. Haben Sie Inhaltlich etwas beizutragen?
Sie können mich gerne kritisieren. Diskussion lebt von verschiedenen Auffassungen. Mich in der Art anzumachen, ist erbärmlich.

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Verzettelung

von Karl Friedrich Müller am 02.05.2021 um 9:35 Uhr

Die Corona Impfung in den Praxen sollte besser organisiert werden. wenn sie denn sein muss. Ich bin Anhänger der Impfzentren, wer nicht hin kann sollte mit mobilen Teams versorgt werden. Die Impfzentren könnten auch mehr leisten, wenn genügend Impfstoff vorhanden wäre.
Muss jeder Arzt impfen? Was bringt es, 1 Vial pro woche zu liefern? Mir ist auch unklar, wie die Praxen das zeitlich bewältigen, besonders, wenn es noch mehr wird. Termine sind schon so schwer zu bekommen für das normale Geschäft...
Muss das jede Apotheke liefern, oder könnte das nicht auch auf wenige konzentriert werden? So ist es ein großes Verlustgeschäft, weil der Aufwand groß ist.
Auch die Verlagerung in die Praxen sollte organisiert sein. So empfinde ich es als chaotisch.

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AW: Verzettelung

von Gert Müller am 02.05.2021 um 10:19 Uhr

4 Kommentare von zwei lebensfrohen Menschen. Gute Quote.

.

von Anita Peter am 02.05.2021 um 9:30 Uhr

Wie man sich diesem Genderunsinn beugen kann ist mir ein Rätsel. "Studierende..... "

https://www.zaar.uni-muenchen.de/studium/studenteninfo/student_prof/student/index.html

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E Rezept

von Karl Friedrich Müller am 02.05.2021 um 9:13 Uhr

Apotheken sind keineswegs „E Rezept ready“
Das träumt Ihr so in den Sesseln. Heike Welt. Journalisten und weit entfernte Bürokraten haben oft eine seltsame Wahrheit. Siehe auch Spahn. Hilfe
Selbst wenn technisch es möglich ist, so ist im Ablauf eigentlich nichts klar. Vor allem wie abgerechnet wird, ist unklar und wird verschwiegen.
Ist ja auch nicht wichtig, gell? Das ist die neueste Methode, uns Aufgaben zuzuweisen, ZWANGSWEISE, aber über Bezahlung wird nicht geredet, nach dem alten Motto: über Geld redet man nicht, das hat man.
Leider sind sind viele Apotheken ausgebrannt und der Staat hat so eigene Vorstellungen über die Verteilung. Da muss erst mal Geld an die Abgeordneten fließen in Millionenhöhe.
Die einen dürfen mit Almosen zurecht kommen, während es für bestimmte Leute gar nicht viel genug sein kann.
Dann bin ich mal gespannt: es treten immer wieder Störungen am Konnektor auf. Ich fürchte, das wird alles sehr kompliziert und nervenaufreibend.

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AW: E Rezept

von Karl Friedrich Müller am 02.05.2021 um 9:21 Uhr

es ist auch toll fortschrittlich und digital, statt eines Dokuments (das oft falsch von den Praxen ausgestellt ist), nun eine fresszettel mit QR Codes zu erhalten. Zumindest anfangs. Interessaant wird auch, wie die Praxen dann mit dem immer noch vorhandenen Datenmüll umgehen. Kommt dann ein ERROR, wenn Uraltschwachsinn aufs Rezept soll? Sehe schon die Praxen am Rand der Verzweiflung...


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