COVID-19-Spätfolgen für Kinder

Studie zeigt: PIMS ist gefährlich, aber wohl gut heilbar

Düsseldorf - 31.05.2021, 16:45 Uhr

PIMS tritt nur selten auf, die Verläufe können indes schwer sein. (Foto: zilvergolf / AdobeStock)

PIMS tritt nur selten auf, die Verläufe können indes schwer sein. (Foto: zilvergolf / AdobeStock)


Spielen Vorerkrankungen bei Kindern eine Rolle?

Beruhigend ist indes die Tatsache, dass PIMS wohl nur sehr selten auftritt – 323 Fälle seit Beginn der Pandemie bis Ende Mai 2021 verzeichnet die DGPI in ihrem PIMS-Survey. Diese sind allerdings in der Mehrheit der Fälle so schwer, dass sie intensivmedizinisch betreut werden müssen. Todesfälle infolge von PIMS gab es bislang nicht zu verzeichnen.

Vorerkrankungen spielten dabei eher keine Rolle, so die DGPI-Expert:innen. Statistisch sind die Betroffenen innerhalb der Altersgruppe älter und eher männlich – in Erhebungen in Großbritannien etwa fand man außerdem eine Korrelation mit der Ethnie. Dort sind Kinder aus ethnischen Minderheiten eher betroffen als andere.

Welche Langzeitfolgen macht PIMS?

Aus Großbritannien kommt nun auch eine Studie, welche die Langzeitfolgen von PIMS unter die Lupe genommen hat. Exemplarisch anhand einer Gruppe von 46 von PIMS betroffenen Kindern, die über einen Zeitraum von sechs Monaten behandelt und untersucht wurden, kamen die Mediziner:innen um Justin Penner und Karyn Moshal vom „Department of Paediatric Infectious Diseases“ des „Great Ormond Street Hospital“ in London zu dem Ergebnis, dass nach sechs Monaten trotz der Schwere der Erkrankungen nur vergleichsweise geringe Langzeit-Organschäden zu beobachten seien.

Die Mediziner:innen veröffentlichten ihre Ergebnisse jetzt im Fachmagazin „The Lancet“. Schwere Symptome beschreiben die Kinderärzt:innen in ihrer Studie. 15 Kinder zeigten ein auffälliges Echokardiogramm, ein Kind musste an die extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) angeschlossen werden – die stärkste Behandlungsform der künstlichen Beatmung.

Viele Kinder mit neurologischen Symptomen

Über die Hälfte der Patient:innen (n=24) zeigten neurologische Symptome von Kopfschmerzen über Sprech- und Hörstörungen bis zu visuellen und akustischen Halluzinationen. Abnorme Augenbewegungen, Delirium oder Gesichtslähmungen wie bei einem Schlaganfall seien weitere Symptome vor der Behandlung gewesen. 14 Kinder zeigten Auffälligkeiten im EEG (Hirnwellenablesung, Elektroenzephalogramm).

Probleme mit den Nieren hätten 42 der 46 Kinder gezeigt, ebenso gastrointestinale Symptome wie Bauchschmerzen und Durchfall. 40 zeigten Blutwerte, die auf Gerinnungsstörungen und ein erhöhtes Thromboserisiko hinwiesen. Zwei Kinder entwickelten Thrombosen. 29 zeigten Atemprobleme, 16 wurden künstlich beatmet.

Kinder im Schnitt nach sieben Tagen genesen

Ohne intensivmedizinische Behandlung hätten viele dieser Symptome zum Tode geführt. Erfahrungen aus der Behandlung etwa des Kawasaki-Syndroms aber führten dazu, dass alle Kinder nach im Schnitt sieben Tagen von den Symptomen genesen konnten. Behandelt wurden sie dabei unter anderem, je nach Symptomatik, mit Corticosteroiden, Blutverdünnern und Immunglobulinen.

Zwölf Kinder hatten bei der Einweisung ins Krankenhaus einen positiven COVID-19-PCR-Test, 36 waren in einem Antikörper-Test positiv. Zwei waren zwar weder serologisch noch in der RT-PCR positiv, hatten aber Haushaltskontakte zu COVID-19-Patient:innen.



Volker Budinger, Diplom-Biologe, freier Journalist
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.